Hüsten. Nach den Sommerferien 2024 sollen hier Kinder Schwimmen lernen. Nass-Chef Bernd Löhr erklärt, wie es um den Bau des neuen Beckens steht
An keinem Thema hat sich die Kommunalpolitik in Arnsberg in den vergangenen Jahren so zerstritten wie beim Bau neuer Lehrschwimmbecken. Der im Oktober mit dem Aushub der Baugrube begonnene Bau eines Lehrschwimmbeckens am Freizeitbad Nass mit der Bädergesellschaft als Bauherrn nahm ersten Druck aus der Diskussion und schafft neue Wasserflächen. „Es ist realistisch, dass Ende August 2024 hier geschwommen wird“, sagt Nass-Geschäftsführer Bernd Löhr.
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Die Baugrube ist fertig ausgehoben und zeichnet bereits die Ausmaße des Bades ab. Auch die Bodenplatten für die Unterkellerung sind aus Beton gegossen. Aktuell werden die Verschalungen gesetzt, damit bereits ab Januar das eigentliche Becken gegossen werden kann. Es folgen die Kellerdecken, die Bodenplatte des nicht unterkellerten Vorbaus und abschließend der eigentliche Hochbau. „Der Vertrag sieht maximal zwölf Monate Bauzeit vor“, erklärt Bernd Löhr. Ursprüngliches Ziel war, dass das Bad schon nach den Sommerferien benutzt werden kann. Bis Ende August werde es aber wohl dauern. Aktuell sei der Bau rund eine Woche in Verzögerung.
Für die Umsetzung ist das Unternehmen Pelikan beauftragt. Die Niederländer haben bereits das Hauptgebäude des Nass in 2003 und auch den Anbau mit dem kleinen Reha- und Vereinssportbecken vor zwei Jahren gebaut. „Ein Generalunternehmer ist von Vorteil“, so Löhr. Die Nass GmbH muss nicht jedes Gewerk einzeln ausschreiben, sondern vergab das am Ende unter 5 Millionen Euro teure Projekt an den Generalunternehmer. Das beschleunigt viele Prozesse - ebenso wie die Entkoppelung der Nass-Investition von politischen Beschlusslagen, wenn auch hier die Politik grünes Licht geben musste, weil dadurch der Zuschussbedarf aus dem städtischen Haushalt an das strukturell defizitäre Nass steigen wird. Bernd Löhr bedankt sich „für das hohe Vertrauen von der Politik“.
Die hatte mit schwarz-grüner Mehrheit eigentlich die sofortige Sanierung oder den Neubau des Lehrschwimmbeckens Herdringen gefordert (Fertigstellung 2026 geplant mit Stadt als Bauherr), zudem den Erhalt des Lehrschwimmbeckens Voßwinkel und den Bau eines Bades mit 25m-Becken in Alt-Arnsberg. Auslöser der jetzigen Investition war aber eine Versammlung des Stadtsportverbandes im Januar, nach der Löhr angesichts der Damoklesschwerter eines immer wieder defekten Lehrschwimmbeckens in der Sauerstraße in Arnsberg und einer in 2025 auslaufenden Betriebsgenehmigung für das Bad in Voßwinkel nach einer Lösung suchte. „Ich fragte mich, wie wir es günstiger und schneller hinkriegen als bei einem städtischen Projekt“, erinnert sich Löhr. Kurze Zeit später stellte er Bürgermeister Ralf Bittner und Entscheidern der Politik seine Idee vor.
Ein Gebäude mit eigenem Eingang - das war auch aus Gründen der bestehenden Grundstücksgrenzen nötig - war das Ziel. Ursprünglich geplant war ein 10x12,5 Meter großes Becken mitsamt Umkleidekabinen. Gespräche mit Nutzern aus Vereinen und Schulen ergaben aber, dass ein Beckenausmaß von 8x16,66m (133 Quadratmeter Wasserfläche) favorisiert sei. „Da wir uns als Dienstleister betrachten, hat die Firma Pelikan für uns umgeplant“, so Löhr. Damit alles passt, wurde ein alter als Lagerraum genutzter Bungalow neben dem Nass abgerissen. So sieht die neue Planung nun ein Eingangsgebäude, den Umkleidetrakt und das eigentliche Becken insgesamt auf 534 Qudratmeter bebauter Fläche vor. Die Politik stimmte einer kostenneutralen Umplanung in den Aufsichtsgremien zu.
„Ein solitäres Gebäude war uns wichtig, um das Lehrschwimmbecken vom öffentlichen Betrieb zu entkoppeln“, erklärt Löhr. Auch die Umkleidekapazitäten hätten im Stammhaus nicht mehr ausgereicht. Synergien gibt es dennoch. Die Wasseraufbereitung im Lehrschwimmbecken ist autark angelegt, wird aber künftig über die Hauptanlage im Nass gesteuert. Der Neubau ist mit einer Wärmepumpe ausgestattet, die über eine Solaranlage auf dem Dach betrieben wird.
So sind die Pläne für Arnsberg
Die Idee des Bäderbaus durch das Nass überzeugte so sehr, dass nun auch noch ein 10x25m-Becken „auf der Alm“ in Arnsberg gebaut werden soll. Geplant ist der Neubau auf einem städtischen Grundstück „Auf der Alm“, in direkter Nachbarschaft zur Kita „Kleine Strolche“. Der integrierte Hubboden ermöglicht eine Nutzung als Lehrschwimmbecken. „Ein bedeutendes Zeichen für die Grundschulen und Vereine in unserer Stadt. Durch das geplante Vorgehen erhalten wir innerhalb von nur zwei Jahren ein zweites neues Schwimmbecken, so dass ausreichend Wasserflächen zum Schwimmenlernen, für den Schwimmunterricht in Schulen und für den Vereinssport zur Verfügung stehen werden“, freut sich Bürgermeister Ralf Paul Bittner. Und weiter: „Ich bedanke mich ausdrücklich bei den politischen Vertreterinnen und Vertretern, die diese Lösung mittragen.“ Der Bau des barrierefreien, multifunktionalen Schwimmbeckens könnte – vorbehaltlich weiterer notwendiger Beschlüsse und baurechtlicher Schritte – bereits im vierten Quartal 2024 beginnen und bis September 2025 fertiggestellt sein. Für das Vorhaben wird die Neues Freizeitbad Arnsberg GmbH als Bauherr voraussichtlich 9 bis 10 Millionen Euro investieren.
Wenn dann auch 2026 das Lehrschwimmbecken in Herdringen fertig wird, hat Arnsberg über 500 Quadratmeter neue Wasserfläche. Für Nass-Geschäftsführer Bernd Löhr ist das beachtlich. Er dürfte am Ende in einer Zeit, in der landesweit mehr über Bäderschließungen als über Neubauten diskutiert wird, durchaus Beachtenswertes geschafft haben. Der Anbau am Nass, das neue Lehrschwimmbecken am Nass und den Bau des Bades auf der Alm in Arnsberg. In seiner Amtszeit hätte er neben der Leitung des Freizeitbades Nass dann drei Bäder gebaut.