Oeventrop. Auch bei zurückgehenden Pegeln kann die Behelfsbrücke noch nicht freigegeben werden. Hintergründe, Folgen für Kinder und Lösungsansätze
Oeventrop ist vorerst geteilt: Aufgrund der Folgen des Hochwassers wird die Dinscheder Brücke auch bei zurückgehenden Pegelständen weiterhin gesperrt bleiben müssen. Der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW wird das Brückenbauwerk zunächst überprüfen lassen müssen. „Die Sperrung gilt auch für Fußgänger“, betont Behördensprecherin Christiane Knippschild am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Krisenstab der Stadt Arnsberg tagte am Samstag und entwickelte ein erstes Lösungspaket.
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So sollen zu Beginn der kommenden Woche weitere Gespräche mit dem Landesbetrieb straßen.nrw geführt werden, um die Brückenfreigabe schnell zu erreichen. Allerdings wird hier auch die Baufirma mitspielen müssen - sie ist zuständig für die Statik und die Freigabe. Am Dienstag und Mittwoch soll über zwei Bullis der technischen Dienst ein Fahrdienst eingerichtet werden, damit weniger mobile Bürger aus Glösingen und Dinschede über den Umweg der Brücke in Wildshausen zum Einkaufen auf die andere Ruhrseite kommen. Aufgestellt werden sollen zudem Mitfahrbänke. Für Grundschulkinder soll - für den Fall einer längeren Sperrung - ab 8. Januar ein Shuttle-Transport zur Schule organisiert werden.. Sichergestellt werden soll auch der Bustransport für Fahrschüler aus Dinschede und Glösingen, damit diese zur weiterführenden Schule kommen können. An der Krisenstabssitzung waren mehrere Fachdienste, Feuerwehr und auch die Kita- und Schullleitung beteiligt. „Wir haben ein gutes Paket geschnürt“, sagt Bürgermeister Ralf Bittner.
„Die Öffnung ist von einer statischen Kontrolle abhängig, da durch mitgerissene Treibhölzer eine Beschädigung der Tragwerkskonstruktion derzeit nicht ausgeschlossen werden kann“, teilt Stadtsprecherin Ramona Eifert am Dienstagabend mit. Weil für diese umfangreiche Überprüfung jedoch zunächst der Pegelstand weiter zurückgehen müsse und eine Fachfirma beauftragt werden muss, sei mit einer Überprüfung voraussichtlich nicht vor dem 8. Januar 2024 zu rechnen. „Man kann jetzt nicht sehen, ob und welche Beschädigungen es gab“, sagt Christiane Knippschild. Dicke Baumstämme, so hatten Mitarbeitende vor Ort berichtet, hätten sich im Brückenbauwerk verkeilt..
Genau hier wollen jetzt einige Oeventroper aktiv werden, um den Prozess zu beschleunigen. Wie Christoph Kraas am Freitag mitteilt stünden die Feuerwehr Oeventrop mit Tauchpumpen und anderem Gerät bereit, um den Wasserstand in den Schächten für das Brückentragwerk zu senken und die freie Sicht auf den Zustand der Konstruktion zu erlauben. „Auch ein Statiker stünde uns sofort zur Verfügung“, sagt Kraas, „wir könnten sofort loslegen“. Darüber habe auch den Landesbetrieb straßen.nrw am Freitag informiert. Bis zum Nachmittag wartete man aber auf einen Rückruf von verantwortlicher Stelle. Der kam dann mit dem Verweis auf die Baustatiker des beauftragten Bauunternehmens. Zufriedengeben wollen sich die Oeventroper damit nicht. „Es muss etwas passieren, unser Dorf ist geteilt“, so Kraas.
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Tatsächlich wurden bei dem Hochwasser, das seit Freitag vor Weihnachten durch die Ruhr schoss und in der Nacht zu Heiligabend seinen Höhepunkt erreicht hatte, zahlreiche gewaltige Baumstämme mitgespült. Diese schossen teilweise wie Torpedos oder Rammböcke durch den tosenden Fluss und könnten an dem Behelfsbauwerk für die gerade neu entstehende Dinscheder Brücke Schaden angerichtet haben. „Wir müssen sperren, weil wir als Baulastträger für die Sicherheit der Brücke verantwortlich sind“, stellt Christiane Knippschild klar.
Die Brücke war bereits am Samstagnachmittag vorsichtshalber gesperrt worden. Die mit dem Neubau beauftragte Firma war ebenfalls am Samstag vor Ort, um die Baustelle insgesamt vor dem Hochwasser zu schützen. So hatte auch der Kran seine Standfestigkeit verloren. „Aktuell ist die Baustelle auch ohne Strom“, so Knippschild. Es sei davon auszugehen, dass es durch das Hochwasser auch Verzögerungen beim Neubau geben werde.
Seit Samstag müssen die Oeventroper den Umweg über die während der gesamten Zeit nicht gesperrte Ruhrbrücke in Wildshausen nehmen, um von der einen Seite des Dorfes auf die andere zu kommen. Über 6000 Menschen wohnen in Oeventrop beidseitig der Ruhr, die Nahversorgungsmöglicheiten sind aber auf einer Seite konzentriert.
Die Situation hat auch zur Folge, dass Grundschul- und Kitakinder nicht ohne Umwege zu ihrer Einrichtung kommen. Für die Schulen sind zwar aktuell noch Ferien, doch spätestens danach muss eine Lösung her. Die Stadtverwaltung will nun klären, inwiefern die Brücke für Fußgänger geöffnet werden kann. Schnell ins Gespräch kommen sollen die zuständigen Dezernate auch mit dem Busbetrieb RLG.
Bürgermeister Ralf Bittner betont die „wichtige, gute und enge Abstimmung mit Straßen NRW“ im Zusammenhang mit der Hochwasser-Krisenlage. Jetzt müsse aber auch vom schlechtesten Fall ausgegangen werden. „Es ist ja nicht klar, ob der Wasserstand am 8. oder 9. Januar eine Untersuchung der Brücke ermöglicht“, so Bittner, „das kann ja im schlechten Falle auch länger dauern. Und im noch schlechteren Fall gibt es Schäden.“ Also brauche es Antworten für Fußgänger, Fahrschüler, Grundschule und Kita. Auch Feuerwehr und Rettungsdienste müssen sich auf längere Anfahrtswege einstellen - eine Dauerlösung, so Bittner, könne aber auch das nicht sein.
„Wir waren immer vor der Lage“
Das Instrument der Krisenstabsarbeit bei der Stadt Arnsberg habe, so Bittner, grundsätzlich „wieder professionell und zuverlässig funktioniert“. Einen besonderen Dank richtete er an Krisenstabsleiter Bernd Löhr, den gesamten Verwaltungsvorstand und Krisenstab sowie technische Dienste und Feuerwehr. „Wir waren jederzeit vor der Lage, auch wenn solche Naturereignisse in ihrer Tragweite nur schwer vorhersehbar sind“, so Bittner.
Andere Sperrungen im Stadtgebiet durch die Technischen Dienste bleiben vorerst ebenfalls bestehen. Hier werde dann aber schnell auf die Pegelstände reagiert. Geklärt werden solle nun auch schnell, ob auch andere Brückenwerke in der Stadt zeitnah auf Hochwasserschäden überprüft werden können. Bereits am heutigen Mittwoch werde zudem die Rückkehr der am Samstag aus der Flüchtlingsunterkunft in den Oeventroper Oeren evakuierten Menschen in ihre Unterbringung organisiert.