Neheim. Für Eisenbahnliebhaber ist ein Besuch im Neheimer Modellbahntreff von Michael Czysz Pflicht: Es gibt dort wahre Schätze zu entdecken.

Im „Hinterstübchen“ ertönt ein Pfiff wie auf dem Bahnhof - Michael Czysz unterbricht sein filigranes „Feilen“ an einer Dampflokomotive: „Kundschaft.“ Nach kurzer Beratung ist der Mann versorgt: Für seinen Wunsch - „E 600 / 300 - Kohle und Bürste“ genügt ein gezielter Griff ins Regal. Während ich nur Bahnhof verstehe, weiß der Fachmann natürlich, was gewünscht wird. „Fachmann“ - wenn jemand dieses Prädikat verdient, dann Czysz, Inhaber des „Neheimer Modellbahntreffs“, in dessen winziger Werkstatt wir an diesem Nachmittag einen Kaffee schlürfen.

Seit 20 Jahren gibt es seinen kleinen Laden im Erdgeschoss des Hauses Möhnestraße 52 - eher unscheinbar und sehr am Rande der Neheimer „Shopping-Meile“ gelegen. Für den „Modelleisenbahn-Papst“ kein Ding: „Ich war noch nie woanders, brauche kein Geschäft in der Fußgängerzone“, sagt Michael Czysz. Einziges Problem - es gibt zu wenig Parkplätze... Ärgerlich, weil Modelleisenbahner aus dem ganzen HSK (und auch darüber hinaus) vorbeischauen, um etwas zu kaufen, zu verkaufen oder einen ihrer Schätze reparieren zu lassen.

Ich liebe es, wenn die Loks wieder laufen - das ist ein Traum.
Michael Czysz - Inhaber Neheimer Modellbautreff

Vor allem Letzteres ist genau „das Ding“ des Fachmanns: „Ich liebe es, wenn die Loks wieder laufen - das ist ein Traum“, sagt Czysz. Ein Traum sei auch sein Vermieter, schwärmt der Arnsberger, der in Niedereimer wohnt: „Der hat in zwei Jahrzehnten nur einmal die Miete erhöht - um drei Euro!“ Beste Voraussetzungen also, um noch eine Weile weiterzumachen: „Ich bin zwar inzwischen in Rente“, sagt der fast 67-Jährige, „aber ans Aufhören denke ich erstmal nicht.“

Nostalgisch - aber auch digital

Doch zurück ins „Hinterstübchen“, das, wie erwähnt, als Werkstatt dient. Obwohl vieles dort nostalgisch wirkt, geht es nicht ohne moderne Technik. Auf einem PC-Bildschirm ist ein Programm mit wichtigen Details zu Reparaturen geöffnet, unerlässlich, denn auch die Modellbahn-Welt ist inzwischen mit Digitalisierung „infiziert“. Daten bereits digitalisierter Loks werden zunächst ausgelesen, bevor die Wartung startet. Analoge Modelle repariert Michael natürlich auch, oder rüstet sie auf digital um; „Je nach Kundenwunsch“, so „Mister Märklin“. 85 Prozent seines Sortiments stammen von diesem Hersteller, mit dem ihn eine langjährige Geschäftspartnerschaft verbindet. Doch auch andere „Fabrikate“, z. B. Fleischmann, sind an der Möhnestraße zu haben, in ungezählten Schubladen lagern Lokomotiven und Waggons in verschiedenen Maßstäben, darunter zahlreiche „Kapitalanlagen“. Für seltene Stücke gehen schon mal ein paar hundert Euro über die Ladentheke - manchmal wird es auch „vierstellig“.

Das Angebot ist wahrlich vielfältig.
Das Angebot ist wahrlich vielfältig. © WP | Torsten Koch

Auskünfte in Sachen Ankauf / Verkauf liefert u.a. ein weiteres PC-Programm - mit dem gesamten Märklin-Sortiment! Doch am besten verlässt sich der Kunde in Sachen „in Zahlung nehmen“ auf den Rat des Fachmanns: Geht es um einen fairen Preis, ist Michael Czysz stets seriös - Ehrensache in Reihen der „Modelleisenbahn-Infizierten“. Zu diesen gehören nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, die ihr Hobby wieder entdecken...

Apropos - zu seinen Hobbys zählt Czysz die Modellbahnwelt übrigens nicht: „Ich hab das ja jeden Tag stundenlang im Geschäft“, schmunzelt er. Aber „infiziert“ sei er natürlich auch - mit vier Jahren hatte er daheim seine erste eigene Eisenbahn, das war im Jahr 1961. In den 1980ern reparierte der gelernte Schlosser u.a. für die damals in Arnsberg stationierten belgischen Soldaten deren Modelle, knüpfte dabei erste Kontakte zu Märklin.

Es gibt nicht nur „H Null“: Identische Loks in verschiedenen Maßstäben sind hier zu sehen.
Es gibt nicht nur „H Null“: Identische Loks in verschiedenen Maßstäben sind hier zu sehen. © WP | Torsten Koch

Ich nehme einen letzten Schluck Kaffee aus meiner Tasse (passend mit dem Logo der Deutschen Bahn versehen), folge anschließend dem Meister aus der Werkstatt in den Verkaufsraum, um mir einige seltene Lokomotiven genau anzuschauen - und einen Vergleich der verschiedenen Maßstäbe anzustellen (nicht alles ist „H Null“).

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Dann heißt es Abschied nehmen von „Mr. Märklin“ und seinem Reich; beeindruckt von dessen Vielfalt - und beruhigt bei dem Gedanken daran, dass er seinen Kunden noch einige Zeit erhalten bleiben will. Wer sonst könnte jede Lok (zurück) auf die Schiene bringen...

Wer selbst vorbeischauen möchte: Neheimer Modellbahntreff (An-/Verkauf von Modelleisenbahnen, Reparatur, Digitaleinbau und Wartungsarbeiten), Möhnestraße 52; Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr; Telefon: 02932-899970 (wer von weiter weg kommt, ruft besser vorher kurz an). Achtung: Derzeit ist geschlossen, ab 9. Januar ist wieder geöffnet.