Sundern. Sabrina Passarello ist die gute Seele des Hauses Rohe in Sundern. Nun feiert sie mit Senior-Care und den Senioren das Fest der Liebe.

„O Tannenbaum, o Tannenbaum, dein Kleid will mich was lehren: Die Hoffnung und Beständigkeit gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.“ Zeilen, die insbesondere den älteren Generationen im Blut liegen. So tief, dass sie auch denjenigen wieder einfallen, die aufgrund einer fortschreitenden demenziellen Erkrankung ihr Gedächtnis verlieren. Sie vergessen alles. Nach und nach. Und dennoch gibt es gewisse Dinge, an die sie sich spontan erinnern können. Wie an diese Liedzeilen, die dazu animieren, selbst mitzusingen.

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Im Haus Rohe des Pflegedienstes Senior-Care leben zwölf an Demenz erkrankte Seniorinnen und Senioren. In der modernisierten Villa gestaltet das Pflegeteam gemeinsam mit seinen Gästen die Weihnachtszeit. „Wir haben zusammen gebastelt und gebacken“, sagt Sabrina Passarello, Ansprechpartnerin im Haus Rohe, „und auch teilweise gemeinsam den Tannenbaum geschmückt.“ Die 37-Jährige ist die „gute Seele des Hauses“, wie Pflegedienstleiter Ralf Fox sie nennt.

Demenz-WG Sundern: „Wir sind Familie“

Sie ist es auch, die sich spontan auf den Aufruf dieser Redaktion „Wir suchen eure schönste Weihnachtsgeschichte“ in den sozialen Medien meldet. „Gerade jetzt -in der Weihnachtszeit- sind wir als Pflegerinnen nicht nur diejenigen, die ihren Job machen, sondern viel mehr. Wir sind Familie.“ Eine Familie mit zwölf Menschen im Alter von 70 bis 95 Jahren.

Im Kaminzimmer, in dem auch der liebevoll geschmückte Tannenbaum steht, machen es sich ein paar Seniorinnen und Senioren auf der Couch bequem. Die anderen sitzen direkt im angrenzenden Esszimmer am großen Tisch. Christstollen, Plätzchen und auch Glühwein stehen parat. Gespannt scheinen die Bewohner auf das zu warten, was sie in nur wenigen Minuten zu sehen bekommen.

AJ Kheir und sein Sohn Noah singen auf der Weihnachtsfeier des Hauses Rohe in Sundern.
AJ Kheir und sein Sohn Noah singen auf der Weihnachtsfeier des Hauses Rohe in Sundern. © WP | Thora Meißner

AJ Kheir, der 52-jährige singende Feuerwehrmann aus Werl, singt traditionelle Weihnachtslieder. Mit dabei ist sein zwölfjähriger Sohn Noah. Gemeinsam animieren sie die Gäste der Demenz-WG und ihre Angehörigen dazu mitzusingen. Besonders berührt, augenscheinlich, das Lied „Halleluja“.

Glücksmomente wahrnehmen - auch wenn sie vergessen werden

Sabrina Passarello und ihre Kolleginnen kümmern sich um jeden einzelnen Gast des Hauses. Sind aufmerksam. Und merken schnell, dass eine Seniorin sich nicht wohlfühlt. Sie wird hinausbegleitet. Auch wenn sie Minuten später wieder hereinkommt. „Mein Dozent hat mir damals in meiner Umschulung gesagt: Sabrina, hol deine Bewohnerinnen und Bewohner dort ab, wo sie sich befinden.“ Und das tun sie und ihr Kollegium. Denn der Umgang mit demenziell erkrankten Menschen ist nicht immer einfach, wie sie selbst sagt.

Dennoch: „Ich baue eine ganz besondere Bindung zu den Menschen auf“, sagt Sabrina Passarello, „Für mich ist es ein Oma- und Opa-Ersatz. Ich liebe meinen Job.“ Vor ein paar Jahren habe sie ein ganz tolles Bild gemacht - von einem Bewohner, der eine Lichterkette in seinen Händen hielt. „Ein Bewohner, der noch immer in meinem Herzen weiterlebt.“

Dieses Bild geht Sabrina Passarello heute noch ans Herz. Auch Jahre nach der Fotografie.
Dieses Bild geht Sabrina Passarello heute noch ans Herz. Auch Jahre nach der Fotografie. © Sabrina Passarello

Jeder Tag hat sein Licht und seine Schatten. Wichtig ist es, die kleinen Glücksmomente wahrzunehmen, die uns geschenkt werden.
ist Sabrina Passarellos Lieblingszitat zu dem Bild

Seit sieben Jahren arbeitet sie bei Senior-Care - nach wie vor gerne. „Weil ich diese Menschen einfach liebe.“ Der Pflegeberuf sei eben mehr als nur „Popo abwischen“, mehr als nur körperliche Pflege. Es gehe um die Wertschätzung des Menschen, die Würde eines jeden. Und genau diese versuchen sie und ihr Kollegium im Haus Rohe zu bewahren.

Sabrina Passarello zum Umgang mit Demenz

„Der Umgang mit dementen Angehörigen erfordert viel Geduld und Einfühlungsvermögen“, sagt Sabrina Passarello. Daher rät sie:

1. Wichtig ist, dass man je nach Stadium der Demenz langsam und deutlich mit der erkrankten Person spricht.

2. Auch sollte man der erkrankten Person viel Zeit zum Antworten geben. Mimik, Körperhaltung und Körpersprache sollten beachtet werden.

3. Die Menschen dort abholen, wo sie gerade stehen. Sie wertschätzen - trotz Krankheit.

Der Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. hält weitere Informationen zum Krankheitsbild und -verlauf bereit - ebenso wie weitere Tipps zum Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen: Tipps für den Alltag

Die bundesweite Beratung per Telefon (und E-Mail) ist montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr erreichbar sowie freitags von 9 bis 15 Uhr. Telefonnummer: 030/259379514.

Auch jetzt - in der Weihnachtszeit. Auch dann, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses Rohe es nicht lange in Erinnerung behalten werden. „Wir haben die Feier gemacht, um einfach etwas zusammen zu sitzen und gemeinsam zu feiern“, sagt Sabrina Passarello, „und mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern etwas Weihnachtsstimmung zu teilen ... auch wenn es leider wieder schnell vergessen wird.“