Arnsberg. Das Wohnprojekt für Senioren an der Hellefelder Straße 70 in Arnsberg bietet Lebensqualität, gerade für Menschen, die Anschluss suchen.

„Als ich von der Seniorenwohnanlage an der Hellefelder Straße hörte, dachte ich zuerst an ein Altenheim“, verrät Abraham van Barneveld, der seit einigen Jahren hier lebt und sich wohlfühlt. Mit einem muffigen und klischeebehafteten Heim hat die Arnsberger Wohnanlage allerdings nichts gemein. „Es ist vielmehr eine Lebensgemeinschaft für ältere Menschen, die noch mitten im Leben stehen und sich an regelmäßigem Kontakt mit Gleichaltrigen erfreuen“, erklärt Wolfgang Schulze, erster Vorsitzender des Vereins.

Gemeinsam statt einsam: Modernes Wohnprojekt für Senioren an der Hellefelder Straße in Arnsberg.
Gemeinsam statt einsam: Modernes Wohnprojekt für Senioren an der Hellefelder Straße in Arnsberg. © WP | Anja Jungvogel

Das Motto lautet: „Gemeinsam statt einsam“. Die Bewohner der 31 Apartments, mit teilweise sehr unterschiedlichen Vorstellungen, hegen alle den Wunsch des Zusammenlebens. „Allerdings jeder für sich, in seinem eigenen Reich“, sagt Schriftführerin Maria Erner, die ein rund 50 Quadratmeter-Apartment bewohnt. Es sei ihr damals sehr schwergefallen, aus ihrer Eigentumswohnung auszuziehen, sich zu verkleinern und sich von vielen Möbeln und persönlichen Dingen zu trennen. „Doch hinterher war es befreiend für mich, den ganzen Ballast abzuwerfen“, gesteht sie.

Bewohner sind zwischen 55 und 92 Jahre alt

Die Menschen, die in der hellen und lichtdurchfluteten Anlage leben, sind zwischen 55 und 92 Jahre alt. „Eine bunte Mischung“, lacht Margret Eickhoff (73). Sie ist Kassiererin im Vereinsvorstand und musste lange Zeit auf ihr Single-Apartment warten. „Doch das hat sich gelohnt“, sagt sie. „Jeder Bewohner kann sich hier einbringen“, sagt die 73-Jährige. Sei es bei der Gartenarbeit und Pflege der Anlage oder im gesellschaftlichen Rahmen mit Kuchenbacken und kreativen Dingen.

Im Gemeinschaftsraum werden regelmäßig Kaffee- und Kuchen-Nachmittage oder Kreativ-Abende angeboten. Diese Aktivitäten werden von den Bewohnern selbst organisiert.
Im Gemeinschaftsraum werden regelmäßig Kaffee- und Kuchen-Nachmittage oder Kreativ-Abende angeboten. Diese Aktivitäten werden von den Bewohnern selbst organisiert. © WP | Anja Jungvogel

Einmal im Monat wird im großen Gemeinschaftsraum eine Kaffee- und Kuchenzeit angeboten. In der angrenzenden Küche kann gekocht und gebacken werden. Hier finden zudem regelmäßig Kreativ-Nachmittage statt, an denen gemalt oder gebastelt wird. Bram van Barneveld, der sich als eher introvertiert bezeichnen würde, bietet trotzdem für alle Meditationsstunden an, die sehr gut angenommen werden. „Unsere Weihnachtsfeier hat bereits stattgefunden und am Silvesterabend treffen wir uns hier spontan, um gemeinsam auf das neue Jahr anzustoßen“, verrät Maria Erner.

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Es sei eine herrlich unkonventionelle Art zu leben. „Wenn mein Nachbar Reibekuchen backt, klingelt er schon mal bei mir und fragt, ob ich Appetit hätte“, sagt Abraham van Barneveld. Er hat viele Jahre in einem Essener Wohnblock gelebt, wo man weder den Nachbarn zur linken noch zur rechten Seit kannte. „Die Wohnanlage in der Hellefelder Straße kann man nicht mit der Anonymität in großen Städten vergleichen“, meint er.

Es ist vielmehr eine Lebensgemeinschaft für ältere Menschen, die noch mitten im Leben stehen und sich an regelmäßigem Kontakt mit Gleichaltrigen erfreuen
Wolfgang Schulze

Um hier ein Apartment zu bekommen, gibt es natürlich ein paar Voraussetzungen: Man muss mindestens 55 Jahre alt sein, einen Wohnberechtigungsschein vorweisen und die Bereitschaft zu gemeinschaftlichen Aktivitäten mitbringen. „Es gibt hier keine Kantine oder Pflegeangebote, die von einer Einrichtungsleitung organisiert werden. Jeder ist für sich selbst verantwortlich“, sagt Wolfgang Schulze. Er und seine Partnerin warten seit einiger Zeit darauf, dass eines von insgesamt vier größeren Apartments (68 Quadratmeter) frei wird. Bis dahin bringt er sich als Vereinsvorsitzender ehrenamtlich mit ein. Er signalisiert somit aktive Bereitschaft, das Konzept anzunehmen und weiterzuentwickeln.

Ein Bundespräsident schaute auch schon mal vorbei

Dass die alternative Wohnform im Alter auf Interesse stößt, beweist nicht nur die lange Bewerberliste, sondern auch der Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, der vor acht Jahren vorbeischaute, um sich ein Bild von der gelebten Praxis an der Hellefelder Straße in Arnsberg machte. „Da war die Anlage gerade einmal zehn Jahre alt. Seit dem hat sich viel bei uns getan“, sagt Schulze. Ein Bewohner, der mittlerweile 92 Jahre alt ist, sei von Anfang an dabei.

In der Küche kann gemeinsam gekocht oder gebacken werden.
In der Küche kann gemeinsam gekocht oder gebacken werden. © WP | Anja Jungvogel

Die Wohnanlage Hellefelder Straße 70, mit 31 barrierefreien Wohneinheiten zwischen 52 und 68 Quadratmetern, aufgeteilt in vier Gebäudekörper, bietet zur Erreichung dieses Ziels ein tragfähiges Fundament. Der Träger ist eine Privatperson, die mit dem Bau, diese Lebensform für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger erst möglich gemacht hat. Dennoch ist es wichtig zu sagen, dass die Vereinsarbeit das Herzstück des Projektes bildet. Beratung gibt es nach terminlicher Absprache im Büro der Seniorenwohnanlage unter Telefon 0151/57 22 48 22. Kontakt auch per E-Mail unter: swa.hfs.70@web.de.

Es gibt auch einen Bücherschrank, der für die Allgemeinheit zugänglich ist.
Es gibt auch einen Bücherschrank, der für die Allgemeinheit zugänglich ist. © WP | Anja Jungvogel