Arnsberg. Mit Genehmigung aus Lviv wollen die beiden Freunde zehn Aggregate in die Ukraine bringen. Doch sie stoßen auf Hindernisse an der Grenze

„Solch einen Höllentrip werden wir nicht erneut unternehmen, wenn die Vorzeichen so sind, wie sie derzeit stehen“, resümiert Arndt Gaube seine „Reise“ in die Ukraine auf Facebook. Denn er ist sauer. Sauer darüber, dass er und sein Freund Andreas Cloer zunächst an der polnischen und dann auch an der ukrainischen Grenze so abgefertigt wurden, wie sie es erleben mussten.

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Aber von vorn: Zehn Aggregate sollen per privat organisiertem Transport nach Lviv (Lemberg) gefahren werden - und in Schulen wie auch in Kindergärten eingesetzt werden. „Unsere zehn Generatoren versorgen sieben Schulen und drei Kindergärten“, sagt Arndt Gaube, der sich gemeinsam mit Andreas Cloer auf den Weg nach Lviv macht. „Sie dienen im Falle eines Luftangriffes auch als Schutzunterkunft für die Menschen in Lviv.“

Der Alltag ist relativ normal in Lviv, aber es ist stockdunkel. Kein Licht. Beleuchtung ist nur dort, wo es notwendig ist.
Arndt Gaube

Kinder könnten zur Schule oder in den Kindergarten gehen und im Falle eines Luftangriffs gebe es Strom und Wärme für die Menschen in Lviv. Mit Unterstützung der A.L.S. Spedition, der Signal Iduna Versicherung, der Caritas Arnsberg-Sundern und der Firma Gebro Herwig gelingt die Organisation dieser Hilfsgüterfahrt.

„Liebe Polen, liebe Ukrainer“ - Arndt Gaube macht sich Luft

Doch die Fahrt selbst wird zur Tortur für Arndt Gaube und Andreas Cloer. Auf Facebook macht Arndt Gaube seinem Unmut darüber Luft: „Liebe Polen, ihr seid leider keine große Hilfe. In Korczowa gab es zehn Schalter zur Einreise, ihr hattet nur fünf offen, trotz riesiger Warteschlange. Anstatt uns dort abzufertigen, obwohl ihr wusstet, was wir geladen hatten, schickt ihr uns 30 Kilometer weiter weg, in Kenntnis der Tatsache, dass dort eine drei Kilometer lange Warteschlange steht, für die man zwei Tage braucht. In Budomierz ebenfalls zehn Schalter, vier waren besetzt. Aus meiner Sicht muss es für gekennzeichnete Hilfstransporte entweder einen eigenen Grenzübergang geben oder ihr müsst einen Schalter für Hilfstransporte freihalten. So geht es jedenfalls nicht.

Liebe Ukrainer, ihr seid nicht viel besser. Erst wollt ihr uns nicht reinlassen, dann wollt ihr uns nicht rauslassen. Für eure Nation, eure Menschen, eure Kinder geht es darum, diesen Winter zu überleben und am Ende diesen Krieg zu gewinnen. Und wenn ihr dabei auf uns zählen wollt, dann vereinfacht bitte den Support für euch. So geht’s nicht.“

Informationen zu selbst organisierten Hilfsaktionen lesen

Denn die Tour, die die beiden grundsätzlich in gut 48 Stunden hätten schaffen können, artete in eine 72-Stunden-„Reise“ aus. Und das nur, weil ihnen an den jeweiligen Grenzen unwahrscheinlich viele Hürden in den Weg gelegt worden seien. „Wir haben Glück gehabt, wir waren frech und unverschämt, wir waren laut, aber wir haben auch Hilfe erhalten, wo es sonst nicht weiter gegangen wäre.“

Zehn Aggregate sind an sieben Schulen und drei Kindergärten geliefert worden - und das in einem privat organisierten Hilfstransport.
Zehn Aggregate sind an sieben Schulen und drei Kindergärten geliefert worden - und das in einem privat organisierten Hilfstransport. © WP | Privat

Arndt Gaube hält es nicht für verkehrt, an den Grenzen entsprechend kontrolliert zu werden. Jedoch ging es hier nicht um Fahrzeuglader, die ebenfalls zur Genüge in der Dreikilometerschlange gestanden hätten, sondern vielmehr um Hilfsgüter - zudem mit offiziellen Papieren aus Lviv, die die Hilfsgüterlieferung bestätigten. „Wir empfehlen jedem, der solch eine Hilfsaktion organisieren möchte, es sich sehr genau zu überlegen“, sagt Arndt Gaube. Und er rät: „Lest die Informationen auf der Seite des Auswärtigen Amtes zu selbst organisierten Hilfsaktionen, bei denen ihr selbst in die Ukraine fahren wollt.“

„Wenn uns der Hafer sticht, machen wir das nochmal“

Entmudigen lassen sich die beiden Männer jedoch nicht. „Wenn uns der Hafer sticht, machen wir das nochmal“, sagt Arndt Gaube. Denn letztlich seien es die Menschen in Lviv, die die Unterstützung bräuchten. Menschen, deren Dankbarkeit auch spürbar gewesen sei. Menschen, die in einer aktuell sehr „gespenstischen Kulisse“, wie er es sagt, leben - mit Sandsäcken an den Häusern und OSB-Platten bzw. Metallplatten an den Kirchenfenstern.

Ein ungewohnter Anblick für Arndt Gaube. Vor vier Jahren, als er schon einmal Mal hier war, sah es noch viel freundlicher aus.
Ein ungewohnter Anblick für Arndt Gaube. Vor vier Jahren, als er schon einmal Mal hier war, sah es noch viel freundlicher aus. © WP | Privat

„Der Alltag ist relativ normal in Lviv“, sagt Arndt Gaube, „aber es ist stockdunkel. Kein Licht. Beleuchtung ist nur dort, wo es notwendig ist.“ Auch seien die Menschen nicht in ihren Häusern, sondern versammelten sich am Kiosk. Für genau diese Menschen nehmen Arndt Gaube und die vielen „Partner“ den Aufwand in Kauf.