Arnsberg. Oeventroper Viertklässler setzen sich im Toleranzprojekt mit Antisemitismus und dem Nahostkonflikt auseinander.
Die Welt könnte so schön sein. Die Kinder der Klasse 4c der Grundschule Dinschede in Oeventrop kennen das Rezept für das Miteinander in Frieden und Toleranz. In einem beeindruckenden Projekt setzten sie sich anlässlich des eskalierten Nahostkonflikts mit den Themen Toleranz und Antisemitismus auseinander und schlugen dabei eine Brücke zur Judenverfolgung in Oeventrop während der NS-Zeit.
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Der Krieg in Israel und im Gazastreifen prasselt medial auch auf Kinder ein. „Das wurde von den Schülern immer wieder angesprochen“, erzählt Schulleiterin Simone Eickhoff. Das Kollegium reagierte, setzte sich zusammen und überlegte, wie das Thema mit den Kindern aufgearbeitet werden könnte. Heraus kam ein Konzept, das künftig in den Lehrplan Einzug halten soll - auch dann, wenn wieder Entspannung im Nahen Osten ist.
Zum Abschluss der fächerübergreifenden Auseinandersetzung mit dem Thema suchten sich die Schüler Begriffe aus, in denen sie die Antwort auf Krieg, Antisemitismus und Hass sehen und schrieben diese leuchtend auf dunkle Leinwände. „Wir haben Wörter gesammelt, die Mut machen“, erklärt Johanna. Die Begriffe der Hoffnung stellen die Kinder beim Besuch der Redaktion in der Klasse vor: Liebe, Vielfalt, Reden, Frieden, Mut, Fairness, Freiheit, Zusammenhalt, Toleranz, Respekt, Vielfalt, Helfen, Teilen, Trösten, Akzeptanz und Gleichwertigkeit. „Wir müssen doch alle gleich viel wert sein“, sagt Mia, „wenn das nicht so ist, dann streitet man sich nur.“ Und Johanna ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir jeden Menschen respektieren und dass man mit jedem gut umgehen muss.“
Die Herausforderung, ein so komplexes Thema wie den Nahostkonflikt lokal und auch kindgerecht herunterzubrechen, ist groß. „Es ist schwierig, aber machbar“, sagt Simone Eickhoff, „wir müssen Kinder sensibel machen und ihnen Dinge erklären, ohne ihnen Angst zu machen.“ So stand im Projekt nicht der Krieg mit seinen schrecklichen Bildern im Mittelpunkt, sondern das eigene Tun. „Alles fängt ja im Kleinen an“, so Eickhoff.
Geschichte wird in Oeventrop greifbar
Zunächst bildeten die Klassen Arbeitsgruppen und erarbeiteten Themenblöcke. „Wir haben herausgefunden, dass Juden in der ganzen Welt verteilt waren und nirgendwo Rechte hatten“, berichtet Max. Später beschäftigten sich die Kinder mit dem Oeventroper Kindergeschichtsbuch „Der Riese Hün“ vom Ex-Schulleiter Ludwig Hoppe und dem dortigen Kapitel über Judenverfolgung in Oeventrop. Vor Ort besuchten die Grundschüler Schauplätze im Dorf. „Wir konnten uns nicht vorstellen, dass so etwas hier bei uns passiert ist“, erzählt Tommy. Und Matti kriegt sofort den Bogen: „Wir müssen das alles wissen, damit so etwas nicht noch mal passiert“, sagt er, „damit wir das nicht vergessen.“
Lehrerin Barbara Vielhaber-Hitzegrad hat das Projekt in ihrer Klasse 4c umgesetzt. „Die Kinder haben super mitgearbeitet und konnten sich in alles gut reinfühlen“, lobt sie mit Blick auf ihre Klasse, „ich bin richtig stolz auf euch!“
Die Grundschule Dinschede will das Projekt nun verstetigen. Was mit der Klasse 4 begann, soll mit anderen Ideen auch auf die anderen Stufen ausgerollt werden. In Klasse 1 soll es um Toleranz gehen, Klasse 2 soll sich mit Empathie beschäftigen, in Klasse 3 dreht sich alles um Zivilcourage und die Viertklässler führen komplett alle Fäden zusammen. „Entstehen soll daraus eine Unterrichtsreihe für die Schule“, erklärt Leiterin Simone Eickhoff. Zertifizieren lassen will sich die Grundschule Dinschede dann auch als „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“.