Sundern. Sundern benötigt mehr Gewerbeflächen, um den Bedarf der heimischen Wirtschaft zu decken. Anwohnern in Hellefeld gefällt das gar nicht.
Der Regionalrat der Bezirksregierung Arnsberg hat in der vergangenen Woche die 17. Änderung des sogenannten Regionalplanes beschlossen. Betroffen ist der Änderungsbereich 10 in Sundern-Hellefeld. Durch die Stimmen von CDU und SPD ist entschieden worden, dass grundsätzlich das aktuell vorhandene Gewerbegebiet Erlenbruch am Rand von Hellefeld flächenmäßig vergrößert werden könnte. Dagegen regt sich Widerstand.
Bauplanung in Sundern
Die Bezirksregierung hatte im Vorfeld dieser Entscheidung ein Gewerbe- und Industrieflächenkonzept erarbeitet, in dem überprüft wurde, ob weiterer Gewerbeflächenbedarf in den Kommunen des HSK und Kreis Soest bestehen und an welchen Stellen dafür Flächen ausgewiesen werden können. Der Stadt Sundern wurden als eine von vier Kommunen im HSK zusätzlicher Bedarf für weitere Gewerbeflächen attestiert. Laut den Berechnungen hat die Stadt Sundern zunächst einen Bedarf an zusätzlichen Gewerbeflächen in einer Größenordnung von 17 Hektar.
In der Vergangenheit hatte man sich politisch außerdem entschlossen, bei einigen Flächen den Gewerbeflächenstatus im Flächennutzungsplan zurückzunehmen, da hier aus verschiedenen Gründen keine Entwicklungsperspektive bestand. Durch diese Rücknahme von Flächen hat sich der ermittelte Bedarf weiter erhöht, auf insgesamt 21 Hektar. „In den vergangenen sieben Jahren, in denen ich in der Wirtschaftsförderung tätig bin, haben sich eine Vielzahl von Unternehmen bei mir gemeldet, die freie Gewerbeflächen angefragt haben, um sich darauf erweitern zu können. Das sind zum einen Industrieunternehmen, zum Teil sogar Hidden Champions. Auf der anderen Seite suchen aber auch viele Handwerksbetriebe bzw. Unternehmen mit handwerksnahen Dienstleistungen nach Erweiterungsmöglichkeiten“, erklärt Julia Heer, stellvertretende Geschäftsführerin der WiSta Sundern-Sorpesee GmbH.
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Dieser Nachfrage habe die Stadt bislang zum Großteil nicht nachkommen können, da sie nur noch über eine einzige freie Gewerbefläche verfüge, die sich im städtischen Eigentum befindet. Diese Fläche sei aber nicht für jede Unternehmensansiedlung geeignet. Weitere Gewerbeflächenentwicklungen habe es auch deshalb nicht gegeben, weil keine geeigneten Flächen zum Verkauf stünden. In der Folge sei es daher zu Abwanderungen von Unternehmen gekommen, mahnt Heer. Die Flächen in Hellefeld, konkret handelt es sich um Flächenareale, die südlich entlang der Hellefelder Straße liegen, würden sich unter anderen aus topografischen Gründen anbieten. Da die Flächen relativ eben seien, wären keine umfangreichen Bodenarbeiten erforderlich. Gleichzeitig gebe es mit der Hellefelder Straße bereits eine bestehende Erschließung, „sodass dadurch Kosten in der Entwicklung reduziert werden können“, begründet Heer die Präferenz der WiSta für den Ausbau des Gewerbegebiets Erlenbruch.
Kritik von Anwohnern an Ausbauplänen
Nun hat sich bei einigen Anwohnern in Hellefeld Widerstand gegen diese Pläne entwickelt. Rund um das ehemalige Sunderner Ratsmitglied und langjährige Kreistagsmitglied Antonius Becker und Anwohner Thomas Bienstein ist die Interessensgemeinschaft Erlenbruch entstanden, die sich komplett gegen die Vergrößerung des Gewerbegebiets ausspricht. Vor der Regionalratssitzung, bei der die Änderung des Planes beschlossen wurde, hatten Becker und Bienstein eine Petition überreicht, die von rund 100 Personen aus Hellefeld unterzeichnet ist.
„Im Wesentlichen gibt es aus unserer Sicht zwei Kritikpunkte an den Plänen“, erklärt Antonius Becker. „Im Vorfeld dieser Diskussion sind wir Anwohner nicht in den Meinungsbildungsprozess einbezogen worden. Außerdem gab es gleich von vier Behörden große Bedenken an den Plänen. Bei den Behörden handelt es sich um die Untere Naturschutzbehörde des HSK, den Landwirtschaftsverband, die Landwirtschaftskammer sowie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv). Trotz dieser Bedenken wird alles im Regionalrat durchgezogen“, kritisiert Becker. Auch um das Landschaftsbild machen sich die Unterzeichner Sorgen. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband sieht die Existenz eines Landwirtschaftsbetriebs bedroht, wenn ein Teil der gepachteten Flächen zu Gewerbeflächen umgewidmet werden.
Der Vorsitzende des Regionalrats, Hermann-Josef Droege, hat die Petition aus den Händen von Becker und Bienstein entgegengenommen. Er erklärt: „Im Verfahren ist alles ordnungsgemäß abgelaufen. In der Vorbereitung der Sitzung hat eine Planungskommission alle Informationen zusammengetragen und auch die Bedenken in die Bewertung einfließen lassen. Insgesamt sind dabei aber aus Sicht der Kommission keine Widersprüche entstanden. Mit der Mehrheit aus den Stimmen von CDU und SPD ist die Regionalplanänderung an dieser Stelle beschlossen worden. Nur die Grünen haben dagegen gestimmt.“
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Ob die Gewerbefläche nun tatsächlich vergrößert wird, liegt an der Politik in Sundern. „Der Weg ist grundsätzlich geöffnet worden, der Ball liegt jetzt aber bei der Kommunalpolitik. Natürlich kann die Kommune jederzeit die Planungen einstellen und den Ausbau des Gewerbegebiets stoppen. Ich weiß aus Gesprächen, dass auch die Industrie- und Handelskammer für den Ausbau der Gewerbeflächen in Sundern ist“, sagt Droege.