Sundern. Durch die Attacke der Hacker sind zwei wichtige Programme derzeit nicht nutzbar. Das erschwert nicht nur die Haushaltsplanung für 2024.

Dass Michael Stratmann derzeit keinen beneidenswerten Job hat, ist offensichtlich angesichts der schwierigen Haushaltslage, in der sich Sundern befindet und vor dem Hintergrund der zahlreichen Investitionen, die in den nächsten Jahren notwendig geworden sind. Der Cyber-Angriff auf den IT-Dienstleister Südwestfalen-IT hat dem Kämmerer der Stadt Sundern die Arbeit ungleich erschwert.

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Seit dem Vorfall in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober hat Sunderns Kämmerer kein Zugriff mehr auf zwei wichtige Finanzprogramme. „Für die Bereiche Buchhaltung, Kasse und Steuerwesen greifen wir normalerweise auf das Programm Mach zurück, das Programm Kosy wird für die Bereiche Haushaltsplanung und Controlling verwendet. Beides ist aktuell gesperrt“, sagt Michael Stratmann. Man sei zwar handlungsfähig im Zahlungsgeschäft. Das bedeutet, dass man durch Unterstützung der Sparkasse Arnsberg-Sundern Sozialleistungen auszahlen und Rechnungen begleichen könne. Dies sei allerdings sehr aufwendig. „Wir müssen jede einzelne Buchung händisch eintragen, überprüfen und freigeben. Das kostet Zeit“, so der Kämmerer. In den häufigsten Fällen würden Rechnungen in Papierform eingereicht.

Wir müssen jede einzelne Buchung händisch eintragen, überprüfen und freigeben. Das kostet Zeit.
Michael Stratmann, Kämmerer der Stadt Sundern

Insgesamt sei man bei den elektronischen Buchungen schon 30 Buchungstage in Verzug. „Wenn uns die Programme wieder zur Verfügung stehen, müssen wir eine große Aufholjagd starten. Alle bei mir in der Abteilung sind mit großem Engagement dabei. Da möchte ich ein großes Lob aussprechen!“, sagt Michael Stratmann. Noch sei längst nicht absehbar, wann die Programme wieder nutzbar seien. Es werde daher Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, bis man wieder alles in der Spur habe.

Der Kämmerer der Stadt Sundern: Michael Stratmann.
Der Kämmerer der Stadt Sundern: Michael Stratmann. © Eric Claßen/WP | Eric Claßen

Kurzfristig hatte Sundern wie zahlreiche andere HSK-Kommunen gehandelt und den Steuertermin vom 15. November verschoben. Zu diesem Stichtag sollten eigentlich Grundbesitzabgaben und Gewerbesteuer, aber auch Kindergartenbeträge eingezogen werden. Der Fälligkeitstermin ist für diejenige verschoben worden, die ein SEPA-Lastschrift Mandat erteilt haben. Da die Stadt keinen Zugriff auf die entsprechenden Buchhaltungsprogramme hat. Von allen weiteren Bürgerinnen und Bürgern, die nicht am Abbuchungsverfahren teilnehmen, waren die ausstehenden Zahlungen wie gewohnt zum 15. November zu leisten.

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Michael Stratmann versichert: „Trotz aller Probleme ist die Liquidität der Stadtkasse gesichert. Wir sind zahlungsfähig!“ Mehr Sorgen bereiten ihm die Etatplanungen für den Haushalt 2024. Eigentlich wollte man bis Ende des Jahres den Abschluss für 2022 realisieren und die darin erzielten Überschüsse für die Planungen in 2024 verwenden. Das Prüfverfahren musste jedoch ausgesetzt werden. „Da das Haushaltsprogramm nicht zur Verfügung steht, müssen jetzt sämtliche Plandaten rekonstruiert und in Excel-Tabellen erfasst werden. Damit wurde in dieser Woche begonnen. Dies bedeutet jedoch einen erheblichen Mehraufwand bei der Erstellung des Haushaltsplanes. Derzeit ist noch nicht absehbar, ob der geplante Einbringungstermin am 10. Januar zu halten ist.“

Unabhängig davon muss die Stadt Sundern sich künftig auf höhere Kosten für die IT-Sicherheit einstellen. Da die Südwestfalen-IT ein Zweckverband der Kommunen ist, erfolgt die Finanzierung über Umlagezahlungen der Mitglieder. Unter anderem wegen der zu erwartenden steigenden Kosten für die IT-Sicherheit wird sich diese Umlagezahlung in 2024 voraussichtlich um rund 30 Prozent erhöhen.