Sundern. Der Pastorale Raum Sundern stellt einen Plan zur Vorsorge und Aufklärung vor. So finden Betroffene Hilfe durch Experten.

Berichte über sexualisierte Gewalt schockieren immer wieder die Gesellschaft. Sind darin Kinder verwickelt, ist dieses Thema noch sensibler zu behandeln. Das jahrelange Verleugnen und Vertuschen von Missbräuchen durch Geistliche hat die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttert. Viele Menschen haben sich von der Institution Kirche abgewandt und sind nicht selten auch aus ihr ausgetreten.

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Das Erzbistum Paderborn setzt sich zum einen für die Aufklärung früherer Missbräuche und Übergriffe ein, zum anderen forciert man auch die Präventionsarbeit. „Die ersten Gemeindeverbände haben bereits 2018 mit dem Erstellen institutioneller Schutzkonzepte begonnen. Wir gehören zu den Gemeinden, die in einer späten Phase ihr Schutzkonzept verabschiedet haben“, erklärt Nicole Laufmöller vom Pastoralen Raum Sundern. Sie begründet diesen Umstand damit, dass die Corona-Pandemie Pläne über den Haufen geworfen habe. „Eigentlich waren wir mit unserem vor Corona schon sehr weit.“

15 Gemeinden gehören dem Pastoralen Raum Sundern an

Gemeindereferentin Laufmöller arbeitet als Präventionsfachkraft im Pastoralen Raum Sundern. Unterstützt wird sie von Sebastian Kettler. Beide kümmern sich um alle 15 Gemeinden, die dem Pastoralen Raum angehören. „Das Bistum hat deutlich gemacht, dass es von allen ihm angegliederten Institutionen solche Schutzkonzepte erwartet, in denen aufgezeigt wird, wie man die Gefahr sexueller Gewalt minimiert“, berichtet Laufmöller. „Wir haben in den Planungen dabei alles beleuchtet und kritisch hinterfragt. Da geht es auch darum, welche Person hat Zugang zu welchen Räumlichkeiten? Wie kann man verhindern, dass Kinder und Jugendliche mit Erwachsenen allein in einem Raum sind? Mögliche Fehlerquellen wurden ermittelt“, ergänzt Stefan Siebert, leitender Pfarrer des Pastoralen Raums. Die Schlüsselzuständigkeiten - etwa für Toiletten, Umkleiden oder Duschen - seien genau betrachtet worden.

Gemeindereferentin Nicole Laufmöller, die angehende Präventionsfachkraft Sebastian Kettler (Mitte) und Pfarrer Stefan Siebert präsentieren das Schutzkonzept. 
Gemeindereferentin Nicole Laufmöller, die angehende Präventionsfachkraft Sebastian Kettler (Mitte) und Pfarrer Stefan Siebert präsentieren das Schutzkonzept.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Man habe durch die „schrecklichen Missbrauchsschilderungen“ deutschlandweit festgestellt, dass man viel sensibler mit den anvertrauten Menschen umgehen müsse, unterstreicht der Geistliche. Das gelte nicht nur für Kinder oder Jugendliche, sondern auch für Pflegebedürftige oder erwachsene Schutzbefohlene. Potenziellen Täterinnen und Tätern wolle man die Möglichkeit zur Tat nehmen.

Schulumbau

Um ein Schutzkonzept überhaupt umsetzen zu können, bedurfte es im Vorfeld intensiver Gespräche mit vielen Beteiligten. So war das Jugendamt der Stadt ebenso einbezogen wie die vier Jugendorganisationen Katholische junge Gemeinde St. Johannes Sundern (KjG), die Kolping Jugend der Kolpingsfamilie Allendorf, die KLJB Meinkenbracht sowie Kolping Westenfeld.

Kozept tritt schnell in Kraft

Alle Einrichtungen tragen das Schutzkonzept, es soll rasch umgesetzt werden. „In den nächsten Tagen tritt es in Kraft“, verspricht Pfarrer Siebert. Von Paderborn sei es bereits abgesegnet. Das Verhalten auf Ferienfreizeiten und Ausflügen unterliege dann ebenso klaren Regeln wie beispielsweise die Kommunionvorbereitung durch Katechetinnen und Katecheten. „Diese Vorgaben sind nicht nur zum Schutz der Kinder und Jugendlichen wichtig. Auch die Betreuer sind dadurch besser geschützt. Schließlich kann nicht nur der Missbrauch selbst das Leben eines Menschen zerstören, sondern auch der Vorwurf des Missbrauchs, selbst wenn er sich später als falsch oder unbegründet herausstellt. Solch ein Stigma hat Folgen“, betont Nicole Laufmöller.

Weihnachtsmarkt in Allendorf

Ein wichtiger und zentraler Aspekt des Schutzkonzeptes ist die Präventionsarbeit, die federführend von Laufmöller und Sebastian Kettler im Raum Sundern übernommen werden soll. „Wir möchten den Menschen die Scheu nehmen, über Vorfälle zu berichten und Vergehen anzuzeigen. Auf Wunsch holen wir Experten wie Psychologen und Rechtsanwälte dazu“, unterstreicht Sebastian Kettler. Jeder gemeldete Fall – ob aktuell oder auch aus früherer Zeit - gehe direkt an die Staatsanwaltschaft.

Kettler möchte Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen besuchen, um dort zu informieren und aufzuklären. Zusätzlich sollen Plakate auf die Hilfsmöglichkeiten für Betroffene hinweisen. „Wir möchten zum Hinsehen animieren“, sagt Laufmöller.

So finden Betroffene schnelle Hilfe

Als Ansprechpartner fungieren gleich mehrere Personen:

Pfarrer Stefan Siebert, Tel. 02933/9836640, st.siebert@pr-sundern.de

Präventionsfachkraft Nicole Laufmöller, Tel. 02933/9221412, n.laufmöller@pr-sundern.de

angehende Präventionsfachkraft Sebastian Kettler, Tel. 0172/255 3899, s.kettler@pr-sundern.de

Bischöfliche Beauftragte für Fälle sexuellen Missbrauchs Gabriela Joepen, Tel. 0160/7024165, missbrauchsbeauftragte@joepenkoeneke.de

Bischöflicher Beauftragter für Fälle sexuellen Missbrauchs Prof. Dr. Martin Rehborn, Tel. 0170/8445099, missbrauchsbeauftragter@rehborn.com

Arbeitskreis Kinderschutz Sundern, Brigitte Scheffer, Tel. 02933/81268

Amtliche Beratungsstelle für missbrauchte Kinder und Jugendliche, Tel. 02381/05893760

Sozialpsychiatrischer Dienst des Gesundheitsamtes Kreis HSK, Tel. 02931/940

Der Pastorale Raum Sundern sucht außerdem noch Personen, die queersensibel sind und sich für lesbische, schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und queere Betroffene engagieren möchten.

Das Schutzkonzept soll in Kürze auf der Internetseite des Pastoralen Raums unter www.pr-sundern.de zu finden sein. Darin enthalten sind auch Unterlagen, um Auffälligkeiten zu dokumentieren und Informationen, um Verhaltensänderungen von Kindern und Jugendlichen besser einschätzen zu können. Meist seien diese Verhaltensänderungen ein Indiz dafür, dass Kinder Opfer von Gewalt waren. Im Anhang des Konzepts findet man auch Handlungsleitfäden, in denen ganz genau erklärt wird, was man tun muss, wenn man vermutet, dass eine Person Opfer von sexueller Gewalt geworden ist. Zwei unabhängige Missbrauchsbeauftragte des Erzbistums Paderborn bieten Betroffenen auch an, sich zu einem Gespräch an einem anonymen Ort zu treffen.