Hüsten. Schock für Arnsberger Wirtschaft: Amtsgericht vermeldet Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei Unternehmen Wesco.

Der Hersteller für Küchen-, Haushalts- und Wohnzubehör Wesco wird sich einem Insolvenzeröffnungsverfahren stellen. Das Amtsgericht Arnsberg vermeldet diese Nachricht am Donnerstag, die sich wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitete. Zum Sachwalter wurde Dr. Jan Janßen aus Köln bestellt. Seine Aufgabe ist es, Wesco im gesamten Verfahren zu überwachen und die Interessen aller Gläubigerinnen und Gläubiger zu wahren. Beantragt wurde aber ein Verfahren in Eigenverwaltung. Das Gericht hat diesem Antrag entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.

Geschäftsführer Egbert Neuhaus war am Donnerstagnachmittag für eine Stellungnahme noch nicht zu erreichen, verwies aber auf eine folgende Pressemitteilung zum Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. „In der Eigenverwaltung wird der Geschäftsbetrieb der Unternehmensgruppe vollumfänglich fortgeführt“, heißt es in dieser kurz darauf folgenden Erklärung. Allen Geschäftspartnern stehe Wesco selbstverständlich unverändert im vollen Umfang zur Verfügung. Produktion, Termin- und Liefertreue seien auch weiterhin gewährleistet. Die Eigenverwaltung wurde auch für die affiliierte H. Dedores & Co. GmbH aus Schwarzenberg beantragt. Sie ist als Produktions- und Zuliefergesellschaft Teil der Unternehmensgruppe.

Die Tochtergesellschaften Villa Wesco, S.L.U. (Spanien) sowie Wesco International BV (Niederlande) sind nicht vom Eigenverwaltungsverfahren betroffen. Die Löhne und Gehälter der rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Arnsberg und Schwarzenberg sind im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert. Sie wurden heute von der Geschäftsführung und dem Generalbevollmächtigten über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen informiert.

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„Die M. Westermann & Co. GmbH geht diesen Schritt, weil verschiedene externe Entwicklungen die wirtschaftliche Situation des Unternehmens massiv eingetrübt haben“, heißt es in der Erklärung. So seien aufgrund des Ukraine-Kriegs sowohl die Beschaffungspreise für Material als auch die Energiekosten unerwartet stark gestiegen, was nicht vollumfänglich an die Kunden weitergegeben werden konnte. Im Absatzbereich erschwere darüber hinaus die allgemeine Kaufzurückhaltung das Geschäft insbesondere im Wesco-Spezialsegment für hochwertige Müllsammler. „Bereits eingeleitete punktuelle Maßnahmen, wie die Optimierung des Lagermanagements sowie Anpassungen im Personalbereich, hatten bisher leider nicht ausgereicht, um die Probleme nachhaltig in den Griff zu bekommen“, erklärt das Unternehmen.

Käufer für Wesco wird gesucht

Mit dem gerichtlichen Sanierungsverfahren sei beabsichtigt, die gegenwärtige Krisenlage zu bewältigen und sich für die Zukunft neu aufzustellen. Durch die jetzt vorliegende gerichtliche Anordnung könne Wesco dabei die Instrumente der Insolvenzordnung nutzen, um dem eingeschlagenen Restrukturierungskurs fortzuführen. Um der Komplexität und der rechtlichen Herausforderungen des Eigenverwaltungsverfahrens gerecht zu werden, wird die Geschäftsführung ab sofort von Rechtsanwalt Prof. Dr. Dirk Andres aus der Kanzlei Andres Partner unterstützt. Zusammen mit seinem Team ausgewählter Experten hat der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Unternehmen erfolgreich bei ihren Sanierungsverfahren begleitet. „Die Eigenverwaltung ist ein effektives Instrument zur Restrukturierung von Unternehmen. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und auf dieser Grundlage die Sanierung von Wesco vorantreiben“, erläutert der zum Generalbevollmächtigten berufene Restrukturierungsexperte Andres die anstehenden Schritte. Er wird jetzt kurzfristig einen geordneten Verkaufsprozess anstoßen, um einen Käufer zu finden, der in das Unternehmen investiert und das Geschäft weiterentwickeln will

Egbert Neuhaus, zugleich Präsident des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte, hatte in der Vergangenheit immer wieder auf die schwierige Situation der heimischen Wirtschaft hingewiesen und auf den Kostendruck durch Energiepreise und Inflation. Auch bestätigte er, dass er aufgrund der schwierigen Situation weiter die Wesco-Geschäftsführung behalten habe, um das Firmenschiff durch raue See zu navigieren.

In der Vergangenheit hatte es bereits Signale für eine wirtschaftliche Schieflage bei Wesco gegeben, als das Unternehmen im vergangenen Jahr die Villa Wesco mitsamt Grundstück an das Neheimer Immobilien-Unternehmen ANH veräußert hatte. Das wurde als Verkauf des Tafelsilbers interpretiert. „Jetzt ist die Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, sagte Egbert Neuhaus damals und verwies darauf, dass Wesco darum bemüht sei, aufgrund der Herausforderungen des Marktes und insbesondere der Energiekrise an allen Enden zu sparen. „Für die Villa gab es betriebswirtschaftlich keine Notwendigkeit mehr“, so Neuhaus damals. Ein Nebeneffekt war natürlich auch, dass der Verkauf des 8000 Quadratmeter großen Grundstücks mit Villa und Restaurant entsprechend Liquidität ins Unternehmen brachte.