Arnsberg. Verbandsvorsitzender Egbert Neuhaus fordert bessere Rahmenbedingungen durch die Politik. Mehr zu den Hintergründen lesen Sie hier

Egbert Neuhaus ist grundsätzlich ein optimistischer Mensch. „Normalerweise sehe ich das Glas immer halbvoll“, sagt der Vorsitzende des Unternehmensverband Westfalen-Mitte, „im Moment kommt es mir aber doch halbleer vor“. Er blickt mit Sorge auf die Situation der heimischen Unternehmen und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Energiepreise, Konsumflaute, hohe Zinsen und Inflation setzen der Industrie auch in Arnsberg und Sundern zu. „Die Lage ist mehr als ernst“, sagt Egbert Neuhaus.

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Dem Sauerländer Mittelstand gehe es nicht besser als allen deutschen Unternehmern. Und diese verzeichnen derzeit eine Industrieproduktion, die fünf Prozent unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit liegt. Die energieintensiven Branchen wie Chemie, Gießereien, Härtereien oder Papierherstellung lägen teilweise 25 Prozent hinter den Ergebnissen der Zeit vor Beginn des Ukrainekrieges. „Es gibt kein Wachstum mehr“, sagt Egbert Neuhaus. Und das gefährde den Industriestandort Deutschland. „Wir schießen die Pfeiler unseres Systems ab“, sagt Egbert Neuhaus.

„Energiefrage ist existenziell“

Die Energiefrage sei existenziell für das produzierende Gewerbe. „Wir brauchen dringend eine Strompreisbrücke - ohne die geht es nicht“, so Neuhaus. Bis durch den Ausbau der regenerativen Energie der Strompreis irgendwann mal sinken könne, müsste der Wirtschaft übergangsweise unter die Arme gegriffen werden.

Egbert Neuhaus ist Vorsitzender des Unternehmerverbandes Westfalen-Mitte.
Egbert Neuhaus ist Vorsitzender des Unternehmerverbandes Westfalen-Mitte. © Martin Haselhorst

Aus ordnungspolitischen Gründen wird die politisch nicht von allen begrüßt, weil am Ende nicht alle Unternehmen profitieren würden. „Am Ende arbeiten in den Unternehmen, denen dadurch geholfen wird, ganz viele Menschen“, sagt Egbert Neuhaus.

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Gegen viele Krisen zeigte sich die sauerländische Wirtschaft mit ihren mittelständischen und inhabergeführten Strukturen bisher resistent. „Jetzt erkenne ich nicht, dass wir hier von der Situation weniger betroffen sind“, sagt Neuhaus, „ich sehe hier keinen der wirklich profitiert von der Lage“.

Dabei stellt Egbert Neuhaus nicht in Frage, dass es zu einer Energiewende und einem Umdenken kommen muss. „Das ist in der Vergangenheit sicher auch vieles versäumt worden“, sagt er, „aber Klimapolitik muss auch volkswirtschaftlich erarbeitet werden“. Dazu bedürfe es einer starken Wirtschaft.

Den Negativ-Kreislauf durchbrechen

Dazu aber muss ein Kreislauf durchbrochen werden. Durch „eine negative Stimmung in der Unternehmerschaft“, geringeren Erlösen und durch hohe Zinsen sinkt die Investitionsbereit. „Wir brauchen aber gerade jetzt die Investitionen, um aus der Krise herauszukommen“, weiß Egbert Neuhaus. Auch die Bauaktivitäten müssten „als wichtiges Rad der Wirtschaft“ angekurbelt werden.

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Von Konsequenzen wie Stellenstreichungen schrecken aktuell noch viele heimische Unternehmen zurück. „Es wird ja schwer, später wieder neues Personal zu finden“, weiß er, „aber auch hier ist bald ein Kipppunkt erreicht“. Jeder Unternehmer müsse versuchen, seine Kosten in den Griff zu kriegen.

Das zentrale Problem aber sei die preiswerte Energieversorgung, die deutsche Unternehmen um ihre Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt bringt. Autonome Energieversorgung mit Solar- und Windkraft ist für Mittelständler nicht aufzubauen. „Dafür muss man ein ganz Großer sein“, so Neuhaus.

Wesco kann Ergebnis halten

Seit den 80er-Jahren ist der heute 70-jährige Unternehmer Egbert Neuhaus nun selbst in der Verantwortung als Chef des Küchenzubehörherstellers Wesco in Hüsten. Eine so große Herausforderung wie jetzt habe er in dieser Zeit für den Sauerländer Mittelstand noch nicht erlebt. Wesco selber habe mit seiner weniger energieintensiven Produktion das Ergebnis von 2021 halten können. „Die Nachfrage ist stabil“, sagt Egbert Neuhaus. Weder Kurzarbeit noch Entlassungen habe es bei Wesco gegeben. Die Konsumflaute mache sich allmählich aber auch bemerkbar.

„Wir brauchen trotzdem Optimismus“, sagt Egbert Neuhaus mit Blick auf die gesamte Wirtschaft. Vor allem aber sei Unterstützung nötig. „Jetzt muss der Staat zeigen, wo es hingeht“, fordert der Vorsitzender des Unternehmensverbandes, „man doch nicht die Betriebe absaufen lassen“.