Arnsberg. Arnsberger Unternehmer Egbert Neuhaus (Wesco) sieht durch die hohen Energiepreise den Wirtschaftskreislauf in Gefahr.

Der Arnsberger Unternehmer und Wesco-Chef Egbert Neuhaus sieht die heimische Wirtschaft aufgrund der Energiekrise stark unter Druck und fordert übergeordnetes Eingreifen. „Die Energiepreise müssen gedeckelt werden“, sagt der Vorsitzende des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte, „der komplette Wirtschaftskreislauf ist ansonsten gestört“. Aufgrund von Energiepreisgefällen zwischen den Ländern macht er sich Sorgen um die Standortsicherheit vieler Betriebe. „Ich hoffe nicht, dass es nun zu einer Deindustrialisierung in Deutschland kommt“, sagt er.

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Seit 1990 ist Egbert Neuhaus verantwortlicher Unternehmer bei Wesco in Hüsten. Eine so schwierige gesamtwirtschaftliche Zeit hat der 69-Jährige da noch nicht erlebt. „Wir kommen von einer Krise in die andere, ohne dass die alten Krisen schon abgearbeitet wären“, sagt er. Erst Corona mit seinen Lieferengpässen und Personalausfällen, jetzt der Ukrainer-Krieg mit den explodierenden Energiepreisen und ganz nebenbei drängen die Probleme des Klimawandels in den Vordergrund. „Da die Zeiten so bewegt sind, bin ich auch länger als geplant im Unternehmen geblieben“, verrät Egbert Neuhaus, „das alles zerrt aber ungemein an einem“.

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Wirtschaft im Blindflug

Vor allem das wirtschaftliche Handeln im Blindflug setzt den Unternehmen zu. „Das wichtigste ist doch Planbarkeit für die Unternehmen“, sagt Egbert Neuhaus. Der Unternehmensverband Westfalen-Mitte, dem der Arnsberger vorsteht, hat 300 Mitglieder mit rund 60.000 Beschäftigten - viele von ihnen aus der Metallindustrie. In so einer Phase hat er nun auch Tarifgespräche zu führen, die in Zeiten der Krise nicht einfacher werden. Die Unternehmen sind unter Druck, die Haushaltskassen der Arbeitnehmer aufgrund der Preissteigerungen auf allen Ebenen aber ebenso. Die Arbeitnehmerseite fordert acht Prozent Lohnzuschlag, die Arbeitgeber haben noch kein Angebot unterbreitet.

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Während der Pandemie-Zeit, so betont Neuhaus, hätten staatliche Maßnahmen wie Corona-Hilfen und Kurzarbeitergelder viel abfedern können. Nun aber ist vieles anders: Weil nicht einzelne Branchen betroffen seien, sondern alle Bereiche des wirtschaftlichen Lebens. „Niemand ist ausgeschlossen von der Krise“, fürchtet Egbert Neuhaus. Nur im ersten Schritt träfe es besonders die energieintensiven Unternehmen. „Am Ende aber ist alles direkt oder indirekt Konsum“, so Neuhaus. Und die braucht Kaufkraft von Käufern, die nun in hohem Maße für Energie aufgebracht werden muss. „Da können wir Unternehmen Kosten auch nicht mehr abwälzen“, weiß Neuhaus, „für alles gibt es irgendwann Preisgrenzen“.

Maßnahmen der Betriebe

Konkret könnten Betriebe Maßnahmen treffen, um die Energiekosten zu senken. Energieeinsparung, Ersatz durch andere Energieträger außer Gas, Solaranlagen auf Dächern oder Umrüstung auf Öl. „Das alles löst aber unser Gesamtproblem nicht“, sagt der Arnsberger Unternehmer. Durch die Abhängigkeit vom russischen Gas, räche sich nun, dass „wir die Alternativen dazu beiseite gelassen haben“. Egbert Neuhaus spricht sich für einen „unideologischen Mix aller verfügbaren Energieformen“ aus.

Der Wirtschaftskrieg gegen Russland trifft die Wirtschaft. Weniger, weil Russland ein starker Absatzmarkt war, sondern wegen ausbleibender Lieferungen von Rohstoffen. Perspektivisch, so Egbert Neuhaus, gäbe es von daher gar keine Alternative dazu, „den Gesprächsfaden zu Russland nie abreißen zu lassen“. Das Dilemma: So klar Egbert Neuhaus sagt, dass Deutschland eigentlich Wirtschaftsbeziehung zu Russland brauche, so sehr weiß er auch, dass dies unter dem Putin-Regime und vor dem Hintergrund des Angriffskrieges nicht möglich sein wird.