Sundern. Polizist S. Balzer fühlt sich gut vorbereitet für seinen Dienst. Auch für den Waffengebrauch. Dennoch: Ziehen möchte er sie nicht.

Angst ist in Stanislaus Balzers Beruf als Polizist der Sunderner Wache im Arbeitsalltag eher kein guter Begleiter, aber „eine gewisse Sorge ist nicht verkehrt“, sagt er. Insbesondere dann, wenn es um den Gebrauch der Dienstwaffe geht.

Der 31-Jährige studiert Rechtswissenschaften, bevor es ihn 2019 in das duale Studium zum Polizeikommissar zieht. „Ein Freund, mit dem ich zusammen im Fitnessstudio trainierte, gab mir den Tipp“, sagt er, „ich habe mir den Job dann einmal angesehen und fand, dass das genau das Richtige für mich ist.“ Seit gut einem Jahr ist er nun im Dienst der Sunderner Polizei.


Drei Jahre dauert seine Ausbildung, gegliedert in Theorie, Praxis und Training. Wobei Letzteres ihn auf die unterschiedlichsten Situationen im Berufsalltag vorbereiten soll – und so eben auch auf den gezielten Gebrauch einer Waffe. „Ich weiß noch, dass ich großen Respekt vor der Schusswaffe hatte, nachdem ich das erste Mal im Training schoss.“

Der „Faber“ der Wirklichkeit hält sich ans Polizeigesetz

Denn ganz so einfach, wie es oft in Krimis und Actionfilmen dargestellt wird, ist es dann doch nicht. Während Jörg Hartmann als Hauptkommissar „Faber“ im Dortmunder Tatort fix die Waffe zückt, um seinen Gegenüber außer Gefecht zu setzen, muss sich Stanislaus Balzer an das Polizeigesetz NRW halten.

Und das sagt, dass Schusswaffen nur dann gegen Personen gebraucht werden dürfen, wenn „eine gegenwärtige Gefahr für Leib oder Leben abzuwehren“ ist oder eine „unmittelbar bevorstehende Begehung oder Fortsetzung eines Verbrechens oder eines Vergehens unter Anwendung oder Mitführung von Schusswaffen oder Explosivmitteln zu verhindern“ gilt.

Der Dienstwaffengebrauch ist explizit im Polizeigesetz NRW geregelt.
Der Dienstwaffengebrauch ist explizit im Polizeigesetz NRW geregelt. © Arnsberg | Polizei HSK

Aber auch „zur Vereitelung der Flucht oder zur Ergreifung einer Person, die in amtlichem Gewahrsam zu halten oder ihm zuzuführen ist“. Einschränkungen zeigt das Polizeigesetz in diesem Fall, wenn es um Jugendarrest, Strafarrest oder die Flucht aus einer offenen Anstalt geht.

Waffe ziehen oder nicht? Eine Frage des Abwägens

Es gibt also viel zu bedenken, abzuwägen und zu analysieren, bevor Stanislaus Balzer seine Dienstwaffe gebrauchen darf. „Bislang bin ich glücklicherweise noch nicht in eine solche Situation geraten“, sagt er, „musste die Waffe noch nicht ziehen.“

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Wie es sich anfühlt, was dabei in seinem Kopf umhergehen könnte – darüber macht er sich bewusst keine Gedanken. „Ich denke, ob ich die Waffe ziehe und auch nutze, entscheidet sich dann im Einzelfall – in der jeweiligen Situation.“

Doch auch, wenn er keine Waffe ziehen muss, bleibt der ein oder andere Einsatz nicht sorgenfrei. „Es gibt schon Einsätze, wo ich mich im Nachhinein frage, ob die Entscheidung für eine bestimmte Maßnahme dann richtig oder falsch war“, sagt Stanislaus Balzer, „Die Sorge, jemanden ungerecht zu behandeln, bleibt.“

Sunderner Polizist: „Man weiß nie, was auf einen zukommt“

Ebenso auch die Sorge, dass jemand – oder auch er selbst – bei einem Einsatz verletzt werden könnte. Denn „man weiß nie, was auf einen zukommt“, ob eine allgemeine Verkehrskontrolle letztlich ausartet.

Es gibt schon Einsätze, wo ich mich im Nachhinein frage, ob die Entscheidung für eine bestimmte Maßnahme dann richtig oder falsch war.
Stanislaus Balzer, Polizist

Erst kürzlich rastete eine Autofahrerin im Sauerland bei einer Polizeikontrolle aus, als sie mit einem Verwarngeld von 15 Euro konfrontiert wurde, und schlug dabei dermaßen um sich, dass eine Polizistin verletzt wurde. „Die Sorge, dass einem Kollegen beziehungsweise einer Kollegin oder mir etwas passiert, existiert natürlich immer irgendwie“, sagt Stanislaus Balzer, „und auch, dass einer dritten Person etwas zustößt.“

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Trotzdem, Polizist zu sein ist genau das, was Stanislaus Balzer Tag für Tag ausfüllt – was ihn ausmacht. Und womit er sich - trotz der einen oder anderen Sorge - rundum wohlfühlt. Außerdem fühlt er sich gut aufgehoben, kann sich immer mit Kolleginnen und Kollegen austauschen und - für den Fall der Fälle - auch interne Angebote der Polizei wahrnehmen. „Außerdem überwiegen die positiven Seiten des Berufs“, sagt er, „zu sehen, dass man Menschen in Not helfen konnte, ist ein tolles Gefühl.“