Hüsten. „Arschbohrer“-Streich unter Jugendlichen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Vorfall in Hüsten: Jugendlicher Leichtsinn? Straftat?
„Man hat ihm die Hose herunterzogen“, sagt die Tante eines Betroffenen. Viele Jugendliche hätten drumherum gestanden. „Man hat ihm dann in den Po gepikst.“ Sie ist sauer, spricht davon, dass es sich hierbei um einen sexuellen Übergriff handele. Der Täter habe „nur“ einen Schulverweis erhalten, ihres Wissens nach.
„Es gab einmal einen Vorfall, den man im weiteren Sinne auch ‚Sexuellen Übergriff‘ nennen kann. Hierbei wurde von einem jüngeren Schüler ein TikTok-Challenge nachgespielt. Der Vorfall war aber nicht sexuell motiviert, dem Schüler war das Ausmaß seiner Tat nicht bewusst. Auch hier wurden umgehend entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um den Täter zu sanktionieren und das Opfer zu schützen“ teilt die Schulleitung der betroffenen Hüstener Schule auf Nachfrage dieser Redaktion mit.
„Arschbohrer“-Streich: Woher kommt der Streich?
Der TikTok-Trend, der ursprünglich der Idee des bekannten YouTubers „Montana Black“ unter dem Slogan „Arschbohrer kriegt jeder!“ entsprungen sein soll, beinhaltet, das Opfer in einem unerwarteten Moment „in den Po zu piksen“ - normalerweise jedoch nicht mit heruntergelassener Hose.
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Auf YouTube, Instagram und TikTok kursieren die unterschiedlichsten Videos dazu, da diese Taten oftmals dann auch noch mit dem Smartphone aufgenommen und „als lustiger Streich“ in den sozialen Medien hochgeladen werden. Nachahmer jeglicher jugendlicher Altersgruppen scheinen diesem Trend aufgesessen zu sein - ohne auch nur über die Folgen nachzudenken.
Denkbar ist laut „Klicksafe“, der EU-Initiative für mehr Sicherheit im Internet, jedoch auch ein Ursprung in der beliebten Manga- und Anime-Serie Naruto, in der die „japanische Variante des ‚Arschbohrers‘ als humorvolles Element der Erzählung“ vorkomme. Woher dieser Trend auch stammt, letztlich verharmlost er ein übergriffiges Verhalten seitens des Täters bzw. der Täterin.
„Arschbohrer“-Trend je nach Ausführung eine Straftat
„Es handelt sich um einen länger bestehenden ‚Jugendtrend‘ aus den sozialen Medien, der tatsächlich, je nach Ausführung, eine Straftat sein kann“, sagt Julia Henneböle, Kriminalhauptkommissarin der Kreispolizeibehörde HSK. Sie ist zuständig für die Kriminalprävention und den Opferschutz. „Ich bin für die polizeiliche Sexualprävention im HSK zuständig und da gehört dieses Thema unter anderem auch hinein.“
Denn an Straftaten seien Körperverletzung, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und auch unterschiedliche Sexualstraftaten möglich. „Auch im HSK hat es schon verschiedene polizeilich bekannte Sachverhalte gegeben, auf die ich im Einzelnen nicht eingehen möchte“, so Julia Henneböle weiter.
Das Gesäß sei ein sehr sensibler Körperbereich — da komme es auf das Verhältnis der Beteiligten an und auf die Einschätzung des Geschädigten, ob er es lustig findet oder nicht, erklärt sie. Sobald der Geschädigte das nicht mehr lustig finde, sei man sehr schnell im Bereich der Belästigung. Und im schlimmsten Fall sogar im Bereich der sexuellen Nötigung. Dies sei letztlich abhängig vom jeweiligen Sachverhalt.
„Vorbeugen kann man als Eltern vor allem mit Interesse an der Kinder- und Jugendkultur“, rät Julia Henneböle. Nicht alles direkt abzutun, sondern mit Interesse verfolgen, was Kinder und Jugendliche machen und dann gezielt aufklären. Aus polizeilicher Sicht biete sie auch diverse Vortragsangebote und andere Formen der Informationsvermittlung an.
So können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, Trends, Challenges und Pranks richtig einzuschätzen
Genau diesen Rat gibt auch das Onlineportal „Klicksafe“. Auf der Webseite heißt es dazu:
- Bleiben Sie im Austausch mit Kindern und Jugendlichen, um zu erfahren, welche Influencer, Pranks oder Trends aktuell angesagt sind.
- Unterstützen Sie Kinder und Jugendliche dabei, Risiken und übergriffiges Verhalten zu erkennen und sich Hilfe zu holen.
- Bestärken Sie Kinder und Jugendliche darin, „Nein“ zu sagen und dem Gruppendruck nicht nachzugeben.
- Vermitteln Sie, dass auch das Weiterverbreiten von gefährlichen Challenges oder grenzüberschreitenden Pranks problematisch ist, da es andere zur Nachahmung anstiften kann.
Weitere Infos im Netz
Die EU-Initiative klicksafe hat zum Ziel, die Online-Kompetenz der Menschen zu fördern und sie mit vielfältigen Angeboten beim kompetenten und kritischen Umgang mit dem Internet zu unterstützen. Die EU-Initiative ist politisch und wirtschaftlich unabhängig.
Mehr unter: https://www.klicksafe.de/
Die Polizei des Hochsauerlandkreises informiert über Sexualdelikte unter Sexualdelikte - Wir lassen Sie nicht allein! (polizei.nrw)