Arnsberg. Viele Schützenvereine ermöglichen Frauen Mitgliedschaft und Amtsbekleidung. Wo das schon geht, und wo es geplant ist: ein Überblick.
Schützenfeste und ihre Kultur begeistern im Sauerland viele Menschen - auch weibliche. Dementsprechend verständlich ist es, dass sich Frauen seit einigen Jahren auch als vollwertige Mitglieder in den Schützenvereinen einbringen möchten. Zuletzt hatte sich auf einer Versammlung in Voßwinkel eine absolute Mehrheit von zirka 73 Prozent für die Aufnahme von Frauen im Verein ausgesprochen und ist damit nur haarscharf an der Dreiviertelhürde aller Stimmen gescheitert. Verschiedene Schützenvereine weit über die Grenzen des Fuchsdorfes hinaus sind oder waren in einer ähnlichen Lage. Ein Überblick.
Der erste Verein im Kreis, der eine Satzungsänderung zur Aufnahme von Frauen im Verein beschlossen hat, war die Neheimer Sankt-Johannes-Baptist-Schützenbruderschaft. „Seit 1991 dürfen Frauen bei uns Mitglied werden, den Königsschuss abgeben und auch alle anderen Ämter bekleiden“, erklärt Oberst Christian Draeger und ergänzt: „Damals wollten wir den Verein für die Zukunft ausrichten und die Möglichkeit schaffen, lokales Ehrenamt gleichberechtigt zu gestalten.“ Nach über 30 Jahren Satzungsänderung lässt sich dabei feststellen, dass der Verein den eigenen Ansprüchen gerecht geworden ist. „Von zirka 1200 Mitgliedern sind 242 Frauen. Im Vorstand haben wir zwölf weibliche Mitglieder, 14 Frauen im Hofstaat, 17 junge Damen in der Jugendkompanie und die Kinderkompanie zählt 25 Mädchen“, gibt Christian Draeger die Statistiken seiner Bruderschaft wieder. Die Satzungsänderung hat somit in den vergangenen Jahren einen Frauenanteil von zirka 20 Prozent herbeigeführt.
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Eine solche Änderung wie in Neheim hat auch die Bruchhausener Schützenbruderschaft Sankt-Maria-Magdalena dieses Jahr umzusetzen versucht und ist dabei trotz absoluter Mehrheit ebenso knapp gescheitert wie die Voßwinkler Bruderschaft. Rendant Karl-Heinz Hense erklärt: „Es haben nur drei Stimmen zur Dreiviertelmehrheit gefehlt“. Für die nächste Generalversammlung der Bruchhausener Schützen am 15. März 2024 erhofft sich Hauptmann Uwe Schulte allerdings: „Ich bin zuversichtlich für die nächste Abstimmung und glaube an diese Veränderung.“ Da es den Hauptmann teilweise herausfordere, neue Ehrenamtler für seinen Verein zu finden, betont er: „Wir, Frauen und Männer, können nur gemeinsam unsere Zukunft als Schützen sichern.“
Ein Schützenverein, der nie eine Satzungsänderung benötigt hat, ist der größte in Arnsberg: „Die Arnsberger Bürgerschützen sind eine Schützengesellschaft, keine -bruderschaft“, erklärt deren Hauptmann Jörg Werdite. „Deshalb können Frauen bei uns auch schon immer Mitglieder werden.“ Zwar seien die Schützinnen noch in der Minderheit im Vergleich zu ihren männlichen Pendants, aber: „Auf unserem Schützenfest sieht man durchaus auch die ein oder andere Frau in Uniform.“
Ähnlich sieht die Lage in Müschede bei den Sankt-Hubertus-Schützen aus. Schriftführer Gerd Stüttgen erläutert: „Bei uns hat nie in der Satzung gestanden, dass es keine weiblichen Mitglieder geben kann oder darf. Seit zirka zwölf Jahren ersuchen Frauen bei uns auch die Aufnahme. Die Abstimmung darüber - wie es sie für alle Bewerber gibt - ist reine Formsache. Bis jetzt wurde jede Frau aufgenommen, die Mitglied werden wollte.“ Der Kompanieführer der Jugendkompanie, Matthias Fricke, ergänzt außerdem aus seiner Sicht als junges Vereinsmitglied: „Bei uns Jungschützen schießen die Frauen auch mit auf den Vogel. Dieses Jahr waren von zwölf Anwärtern drei weiblich.“
Letztendlich hat mit Marius Schulte-Weber dann aber doch ein Mann den Vogel der Jungschützen im Eulendorf abgeschossen. Mehr Erfolg hatten da die Frauen des Schützenvereins in Moosfelde. „Ich bin seit über 20 Jahren im Verein und kenne es gar nicht anders: Frauen werden hier Mitglieder, bekleiden Ämter im Vorstand und schießen auf den Vogel. Vier Königinnen haben es schon geschafft“, erzählt Oberst Marc Rüschenschmidt.
Und in Voßwinkel? Da ist die Satzungsänderung zur Aufnahme von Frauen im Verein nur aufgeschoben, nicht aufgehoben, hofft die amtierende Königin, Christin Hallermann. „Dass nur drei Stimmen gefehlt und fast drei Viertel aller Anwesenden für die Änderung gestimmt haben zeigt, dass die Männer und Frauen in Voßwinkel mehrheitlich sehr offen und für Gleichberechtigung sind“, hatte sie zuletzt betont. Bei der nächsten Generalversammlung soll das Thema wieder aufgenommen, und diesmal auch durchgebracht werden.