Neheim. Berührende Übergabe des Erlöses aus Jäger-Königinnenkleid-Versteigerung an Hospizdienst Sternenweg Neheim - ein Wunsch der verstorbenen Tochter.
Es gibt keine unbeschwerten Momente mehr im Leben von Ingo Kulling. Und so war auch dieser Weg ein schwerer und doch ein tief empfundenes Bedürfnis. Dem von 2018 bis 2023 regierenden König der Neheimer Jäger war es wichtig, genau diese Spende aus einer Königinnenkleid-Versteigerungsaktion zum Abschluss einer dann so tragisch endenden Regentschaft an den Kinderhospizdienst Sternenweg zu übergeben. „Es war doch der Wunsch unserer Tochter“, sagt der Neheimer.
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Jetzt war Ingo Kulling zu Besuch im „Sternenweg“ und überbrachte einen Scheck in Höhe von 1000 Euro. Zusammengekommen ist das Geld aus einer Idee, die Sonja Beringhof und Ingo Kulling auf Anregung ihrer Tochter Coline entwickelt und umgesetzt haben. Das Königinnenkleid - eines von vielen, das Sonja in ihrer Zeit als Königin trug - wurde im Schaufenster einer örtlichen Apotheke ausgestellt und versteigert. „Es war das Lieblingskleid unserer Tochter“, erinnert sich Ingo Kulling.
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Stille im Raum
Coline fehlt für immer. Am Morgen des Auftakts des Jägerfestes verstarb die 19-jährige an einer Lungenembolie. Auch das kommt bei der Spendenübergabe zur Sprache. Der trauernde Vater spricht über das, für das es eigentlich keine Worte gibt. Er erzählt vom 18. August - dem Tag, der alles im Leben von Sonja und Ingo Kulling so brutal und unvorbereitet veränderte. Er erzählt von der Fassungslosigkeit, dem Zeitpunkt schlimmer Gewissheit, Gefühlen und den Situationen, in denen die Tränen fließen. Er erzählt von Umgang mit der Trauer, dem Alltag, der keiner mehr ist, und dem Verarbeiten dessen, was nicht wahr sein darf.
Ihm gegenüber sitzen im Caritas-Büro an der Neheimer Stembergstraße Eva Rowlin und Cora Weide vom Hospizdienst „Sternenweg“. Sie können ein Stück weit erahnen, wie der Vater in seinem spürbaren Schmerz fühlt. Die beiden Frauen sind in ihrem Beruf viel mit Leid und Trauer konfrontiert. „Trauer ist das reinste Gefühl der Liebe“, sagt Eva Rowlin leise. Und wieder ist Stille im Raum.
Die beiden Frauen organisieren die Betreuung von aktuell 21 Familien mit sterbenskranken Kindern im gesamten Hochsauerlandkreis. Im Bereich Arnsberg und Sundern werden Erwachsene und deren Angehörige auf der letzten Etappe des Lebensweges begleitet. „Meine Frau und ich haben zusammen mit Coline gesessen und überlegt, was mit dem Kleid passieren soll“, erzählt Ingo Kulling, „und wir haben uns bewusst für den Kinderbereich entschieden.“ Er bedankt sich bei allen, die sich an der Aktion beteiligt haben.
Und so kamen aufgestockte 1000 Euro zusammen. Unterschrieben ist der symbolische Scheck mit dem Namen der verstorbenen Tochter. „Es wären mehr geworden, wenn alles anders gekommen wäre“, sagt er, als müsste er sich entschuldigen. Die Versteigerungsaktion sollte eigentlich während des Jägerfestes erst richtig Fahrt aufnehmen. „Das ist viel Geld für uns“, bedankt sich Cora Weide. Sie ist für den Kinderhospizdienst zuständig. Spenden helfen, die Defizite der Arbeit auszugleichen, die aus dem Delta zwischen Kosten und Refinanzierung durch die Krankenkassen entstehen. 69 intern ausgebildete Ehrenamtliche engagieren sich in der Begleitung der Familien. „Wir gehen dahin, nicht um das Sterben, sondern das Leben zu begleiten“, erklärt Eva Rowlin. Hinzu kommen zwei extern qualifizierte Ehrenamtler in der Trauerarbeit. „Unsere Hospizarbeit ist aus gesellschaftlichem Engagement entstanden“, sagt Eva Rowlin, „und wir sind weiterhin darauf angewiesen.“
Engagement geht weiter
Engagement - dafür steht auch Ingo Kulling weiter. Trotz oder jetzt gerade wegen alledem. Er ist Chef der 4. Kompanie der Neheimer Jäger. Bei den Jägern will er sich auch weiter gemeinsam mit Marco Calcagno um den „Wish tree“ kümmern, der am 2. Dezember auf dem Neheimer Weihnachtstreff Kindern und Jugendlichen aus dem Arnsberger Frauenhaus und dem Kinderhaus Marienfrieden in Hüsten Weihnachtswünsche erfüllen möchte.
Auch das macht Ingo Kulling nicht ohne den Blick auf seine verstorbene Tochter. „Coline hätte sich über all das gefreut“, sagt er, „sie hatte so ein großes Herz für Kinder.“