Neheim. 19-jährige Tochter des Neheimer Jägerkönigspaares stirbt am Morgen vor dem Auftakt des Volksfestes. Vorstand entscheidet sich gegen Absage.

Die Neheimer Jäger tragen Trauer: Nur wenige Stunden vor dem Beginn des großen Volksfestes am Freitag starb am Morgen völlig überraschend die 19-jährige Tochter des amtierenden Königspaares. Unter bewegendem Schluchzen ließ König Ingo Kulling in einer Sprachnachricht an den Jägervorstand wissen, dass das Fest trotz der schlimmen Tragödie wie geplant stattfinden solle. Am Abend wurde das Jägerfest mit einer emotionalen Ansprache vom Oberst Heinrich Veh eröffnet.

Kommentar zur schwierigen Entscheidung gegen eine Festabsage>>>

„Mir fallen diese Worte extrem schwer“, sagte er am Morgen in einer herzzerreißenden Sprachnachricht , „aber feiert das Fest, ich glaube meine Tochter wollte auch mit euch feiern“. Tatsächlich hat sich der Vorstand der Neheimer Jäger sofort mit der Frage einer Festabsage beschäftigt. Letztendlich gab der König das Signal, dass das Neheimer Jägerfest trotzdem stattfinden müsse.

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Für den Neheimer Jägeroberst Heinrich Veh macht das die Situation nicht einfacher: „Wir sind alle sehr geschockt. Das ist das Schlimmste, das passieren kann“, so Heinrich Veh. Am Ende entschied sich der fast 40-köpfige Vorstand der Jäger dafür, das Fest feiern zu lassen. „Wir werden ganz pietätvoll damit umgehen“, sagt Veh, „können aber auch nicht sagen, dass jetzt im Festzelt nicht gelacht werden dürfe“.

Der Einmarsch ins Festzelt zum Auftakt am Freitag aber wurde abgesagt, ebenso wie der Fassanstich. „Ich werde auch um eine Schweigeminute bitten“, so Heinrich Veh, der seine schwersten Stunden als Oberst erlebt. Der Frühschoppen der Kompanie, der eigentlich im Garten des Königs stattfinden sollte, wird in einem besinnlicheren Rahmen in der Synagoge am Sonntag stattfinden. „Einige werden dieses Treffen sicher gerade in dieser Situation brauchen, um darüber zu sprechen“, glaubt Heinrich Veh. In Windeseile hatten die Jäger am Morgen den geschmückten Festgarten des Königspaares abgebaut.

So hatte sich das Königspaar auf das Fest gefreut>>>

Im Verlauf des Tages waren viele Ideen gekommen, wie auf den tragischen Tod der 19-jährigen Coline zu reagieren sei. Heinrich Veh weiß die vielen angeregten symbolischen Gesten zu schätzen, bittet aber darum das Fest im gewohnten Ablauf durchzuführen. „Jeder Jäger muss natürlich für sich selbst entscheiden, wie er nun damit umgeht und ob er ins Festzelt kommt oder nicht“, so Heinrich Veh. Für alle Entscheidungen hat er Verständnis in dieser schwierigen Situation. Veh weiß aber auch, dass - so schlimm es ist - nur die Wahl zwischen Feiern oder Absage besteht. Letzteres wäre so kurzfristig aufgrund der enorm hohen finanziellen Vorleistung der Jäger für das Fest, wirtschaftlich mehr als existenzbedrohend.

„Wir sind alle komplett unter Schock“, sagt auch Bürgermeister Ralf Bittner, der eigentlich den Fassanstich gemeinsam mit Friedrich Merz hatte vornehmen sollen. „Wir wollen zusammenstehen mit den Jägern in diesen sehr schweren Tagen“, so Bittner. Seine Gedanken sind beim Königspaar Sonja Beringhoff und Ingo Kulling. „Das schlimmste, was passieren kann, ist ein Kind zu verlieren“, so Bittner.. Er und viele Menschen der Stadt seien „unendlich traurig und fertig“.

Das Königspaar war voller Vorfreude auf das Fest und hatte in dieser Woche im Gespräch mit unserer Zeitung noch so stolz, dankbar und liebevoll von ihrer Tochter Coline berichtet, die in den fünf Jahren der Regentschaft ihrer Eltern „so erwachsen geworden“ sei und nun schon selber mitfeiere. Während seiner Amtszeit hatte Ingo Kulling noch mit einer Krankheit zu kämpfen gehabt. „Ich besiege den Krebs und meine Tochter stirbt mit 19 Jahren. Diese Situation ist unvorstellbar“, so Ingo Kulling in der Nachricht an den Vorstand.

Eröffnung am Abend

Am Abend hatte Oberst Heinrich Veh die schwierige Aufgabe, ein Fest zu eröffnen, bei dem an jedem Tisch des Festzeltes der tragische Tod der jungen Frau und das Leid des Königspaares ein Thema war. Sichtlich berührt und emotional angefasst fand er auf der Bühne die richtigen Worte - authentisch und empathisch. Vorstandskollegen, Vertreter der Neheimer Schützen und Bürgermeister Ralf Paul Bittner standen ihm zur Seite. Veh erklärte, dass der Festablauf nicht geändert werden würde, auch der Festzug soll stattfinden. „Wir sind in Gedanken bei unserem Königspaar“, sagte Heinrich Veh und eröffnete das Fest mit einem stillen und allein von ihm gesprochenen „Horrido“.

Emotionale Ansprache von Heinrich Veh zur schwierigen Eröffnung des Jägerfestes in Neheim.
Emotionale Ansprache von Heinrich Veh zur schwierigen Eröffnung des Jägerfestes in Neheim. © Achim Benke