Arnsberg/Sundern. Mindestens 8 Stunden am Tag fährt Susanne Lukac mit ihrem Linienbus durch den Hochsauerlandkreis, doch zur Toilette geht sie in den Pausen nicht.

Mehr als ein Jahr ist vergangen, doch geändert habe sich nicht viel, sagt Busfahrerin Susanne Lukac, die kein Problem mit ihrer Blase hat, aber während der Arbeitszeit trotzdem nicht zur Toilette gehen kann. Sie kritisiert die Umstände - auch die Stadt Arnsberg. Die aber weist die Vorwürfe energisch zurück. „Wir haben mit der RLG und dessen Betriebsratsvorsitzenden eine super Lösung erarbeitet“, wundert sich Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner. An zwei Standorten seien Möglichkeiten mit individuellen Schlüsseln geschaffen worden.

Aber zurück zu Frau Lukac: Ihr Arbeitstag ist in der Regel acht Stunden lang. Während dieser Zeit fährt sie einen Linienbus quer durch Arnsberg, Sundern und Umgebung. „Ich müsste zwischendurch viel mehr trinken, besonders im Sommer“, sagt sie. Da sie aber als Busfahrerin nur schwer irgendwo zur Toilette gehen kann, „verkneift“ sie sich sowohl das Trinken als auch das anschließende Wasser lassen. „Auf die Dauer ist das bestimmt ungesund für den Körper.“

Aus diesem Grund hat sie bereits im letzten Jahr um eine Lösung des Toiletten-Problems für die Fahrerinnen und Fahrer gebeten und sogar Briefe an den ehemaligen Regierungspräsidenten Hans-Josef Vogel und den Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner geschrieben (wir berichteten).

Die Toilette am Bahnhof in Arnsberg: Ein stilles Örtchen, das die Busfahrerinnen und Busfahrer nutzen können: „Ich habe zwar einen Schlüssel“, sagt Susanne Lukac, „darf da aber nicht parken. Außerdem ist das WC oftmals verdreckt.“
Die Toilette am Bahnhof in Arnsberg: Ein stilles Örtchen, das die Busfahrerinnen und Busfahrer nutzen können: „Ich habe zwar einen Schlüssel“, sagt Susanne Lukac, „darf da aber nicht parken. Außerdem ist das WC oftmals verdreckt.“ © Wolfgang Becker

Antworten hätte sie zu Genüge bekommen, nur leider keine vernünftige Lösung. „Der Bürgermeister wollte sogar bei mir für eine Schicht im Bus mitfahren“, sagt Susanne Lukac, doch dazu sei es nie gekommen (Bürgermeister Bittner verweist auf eine Erkrankung, die diesen Termin hat platzen lassen). Das einzige, was sie bekommen hätte, sei ein Schlüssel für die öffentliche Toilette in Arnsberg, die mit selbstreinigender Funktion ausgestattet sei. „Aber auch da stinkt es, dass ich nicht zu atmen wage“, sagt sie. „Außerdem kann ich da nicht parken.“ Auch hier widerspricht die Stadt, weil zumindest mit der RLG das Problem des Parkens geklärt worden sei. Die selbstreinigenden Toiletten, so Bittner, hätten 100.000 Euro gekostet.

Hüstener Tierschau

Was auf den ersten Blick so zimperlich klingt, soll in Arnsberg und Sundern tatsächlich ein Problem darstellen - besonders für Busfahrerinnen. „Männer können schnell mal hinter einem Busch oder im Wald verschwinden, aber wir Frauen haben es da schon etwas schwerer“, meint die Busfahrerin.

Und wenn jüngere Kolleginnen dann noch ihre Periode hätten, wäre ein solcher Arbeitstag für sie ein Alptraum. „Früher bin ich Taxi gefahren, da konnte ich zwischendurch schnell mal nach Hause fahren, oder das Auto an der Ecke parken und in einer Gaststätte nach dem Toilettenschlüssel fragen“, verrät sie. Doch mit dem riesigen Bus sei sie auf Toiletten an den Haltestellen angewiesen. „Bei nur zehn Minuten Pause, kann ich nicht noch irgendwo hinrennen“, sagt sie.

Susanne Lukac stinkt es: Die öffentliche Toilette am Neheimer Busbahnhof sei eine Zumutung.
Susanne Lukac stinkt es: Die öffentliche Toilette am Neheimer Busbahnhof sei eine Zumutung. © WP | Anja Jungvogel

Von Kolleginnen, die im Märkischen Kreis arbeiten, will sie gehört haben, dass dort zumindest an jeder Endhaltestelle Toiletten für die Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung stünden, die nur mit einem Code oder einem Schlüssel zugänglich seien.

Zusätzliche Anlaufstelle für Paketservice

„Wenigstens ein sauberes Dixi-Klo“, sagt Susanne Lukac, „das würde mir schon reichen. In Endorf oder Hagen sei man toilettenmäßig komplett aufgeschmissen. Und in Sundern könne sie zum Glück im Rathaus die Hygieneräume aufsuchen, allerdings nur werktags. An den Wochenenden sind die Türen verschlossen.

„Manchmal denke ich, die Herren da oben machen sich darüber keine Gedanken. Der öffentliche Nahverkehr soll der Umwelt zuliebe weiter ausgebaut werden und mehr weibliche Fahrerinnen sollen in den Bussen hinters Steuer. Aber das Thema Toilettenpause wird vergessen.“

Jeder Kleinbetrieb müsse ein WC und Pausenräume nachweisen – mit Blick auf Busfahrerinnen und Busfahrer gebe es solche Vorschriften anscheinend nicht. „Mittlerweile habe ich die Hoffnung fast schon aufgegeben, dass sich diesbezüglich noch etwas ändert und freue mich daher jetzt schon meinen Ruhestand.“

Das Problem: Es fahren verschiedene Busgesellschaften in Arnsberg und Sundern - und nicht alle Fahrerinnen und Fahrer kommen an den angebotenen Toiletten vorbei. Für die öffentliche Neheimer Toilette, so die Stadt, gebe es für Busfahrende Alternativen.