Langscheid. Ein Mädchen aus Langscheid wurde von zwei Männern auf der Straße angesprochen. Das ist ihre Geschichte. Die Polizei im HSK gibt Eltern Tipps.

Das neue Schuljahr startet in dieser Woche. Doch vor dieser Horrorsituation haben viele Eltern Angst. Die folgende Geschichte ist am letzten Schultag vor den Sommerferien passiert. Die achtjährige Melissa Meier (Name durch Redaktion geändert) verlässt die Freie Schule am See und macht sich auf den Weg nach Hause. Das Elternhaus liegt nur wenige Hundert Meter von der Schule entfernt.

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Plötzlich soll ein weißer Lieferwagen mit zwei Insassen neben dem Mädchen gehalten haben. Der Fahrer spricht Melissa an. Das Mädchen erwähnt später ein komisches Gefühl in diesem Moment und läuft weg. Einer der beiden Männer ruft ihr noch hinterher: „Komm her kleines Mädchen, wir wollen dir was zeigen!“ Doch davon lässt sich Melissa nicht überzeugen und flüchtet.

Melissa nimmt mit ihrer Smartwatch Kontakt mit ihrer Großmutter auf und versteckt sich hinter einem anderen Fahrzeug. Der weiße Lieferwagen folgt ihr zunächst, fährt dann aber weiter, weil die beiden Männer Melissa aus den Augen verlieren.

Eltern informieren Schule und Polizei

Als Melissas Eltern von dem Vorfall erfahren handeln sie sofort. Mutter Tanja verständigt die Schule. „Ich wusste, dass es noch einige Kinder gibt, die sich nachmittags auf dem Gelände befinden und wollte warnen“, sagt Tanja Meier. Direkt danach verständigt sie Polizei in Sundern. „Ich habe den Sachverhalt geschildert. Rund eine Viertelstunde später hat ein Polizist zurückgerufen und nach weiteren Details gefragt. Ich habe dann zunächst von der Arbeit aus mit Melissa telefoniert und ihre Details an die Polizei weitergegeben“, erklärt die Mutter. Melissa habe auch genau beschreiben können, wie die Insassen des Lieferwagens aussahen.

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Tanja Meiers Personalien wurden aufgenommen und die Informationen von Mutter und Tochter gesammelt und durch die Polizei abgespeichert. Lob gab es von den Beamten für die Reaktion der Familie. „Besonders Melissa habe genau richtig gehandelt, hat der Polizist erklärt“, berichtet Vater Bernd Meier.

Der Leiter der Freien Schule am See, Wilfried Wunderlich, hat noch am selben Tag eine Rundmail an alle Eltern geschrieben, um auf den Vorfall hinzuweisen. „Auch wenn die Ferien begonnen haben, war es uns wichtig, auf die Situation hinzuweisen. Das ist ein wichtiges Thema und wir nehmen den Bericht von Melissa sehr ernst“, so Wunderlich. In der Freien Schule würde man grundsätzlich sehr sensibel für so Vorfälle sein und auch in der Prävention Eltern sowie Kindern informieren und aufklären. „Ich kann nur sagen, dass Melissa kein Mädchen ist, von der wir ständig irgendwelche Fantasiegeschichte erzählt bekommen. Deshalb habe ich mich auch für die Rundmail an die Eltern entschieden“, erklärt der Schulleiter.

Melissas Eltern irritiert von fehlender Reaktion der Polizei

Während der Ferienzeit waren die Eltern von Melissa zwischenzeitlich irritiert, dass es keine Rückmeldungen zu der Anzeige vonseiten der Polizei gegeben hatte und auch, dass keine Beamtin oder Beamter bislang Melissa persönlich befragt hat. Außerdem hatte die Polizei in Sundern auf Nachfrage der Eltern die Anzeige auch zunächst nicht gefunden. Nach zehn Minuten soll sich aber wohl heraus, dass sie an anderer Stelle im digitalen System abgespeichert war.

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Sebastian Held, Pressesprecher der Polizei im Hochsauerlandkreis versichert, dass sich dies zeitnah ändern wird. „Die Beamten werden Melissa noch persönlich befragen. Wir nehmen die Meldung sehr ernst. Uns sind aktuell allerdings keine weiteren Meldungen oder Anzeigen in diese Richtung gehen bekannt“, sagt Held. Es käme allerdings immer mal wieder vor, dass es Berichte über weiße Lieferwagen gäbe. Oft stellten sich diese aber als Fehlalarm raus. Nichtsdestotrotz sei Vorsicht angebracht und man solle lieber einmal zu viel als zu wenig die Polizei informieren.

Grundsätzlich gibt die Polizei im HSK Tipps für das richtige Verhalten von Kindern in solchen Situationen. „Halten Sie Ihr Kind zur Pünktlichkeit an! Treffen Sie Absprachen. Halten Sie selbst ebenfalls gesprochene Absprachen ein. Ein Kind muss wissen, wo es Sie erreichen kann“, erklärt Sebastian Held. „Schicken Sie Ihr Kind wenn möglich in kleinen Gruppen zusammen mit anderen Kindern zu Schule oder zum Spielplatz“, empfiehlt der Polizeisprecher.

„Rettungsinseln“ für den Schulweg

Eltern sollten sich gemeinsam mit ihrem Kind nach „Rettungsinseln“ für den Schulweg umsehen. Polizeiliche Erfahrungen zeigten, dass ein Täter sein Vorhaben aufgibt, wenn ein Kind sich zum Beispiel durch Klingeln an einem Haus oder in einem Geschäft Hilfe hole. Außerdem solle man seinem Kind klarmachen, dass Täter in der Regel wie jeder andere aussehen können und auch Frauen nicht automatisch ungefährlich seien.

Kinder sollten sich nicht von Unbekannten in ein Gespräch verwickeln lassen, unter keinen Umständen mit jemandem mitgehen und schon gar nicht in ein Auto einsteigen.

Sebastian Held mahnt: „Ranzen, Sportbeutel oder Kleidung sollten auf keinen Fall sichtbar den Namen oder die Adresse des Kindes tragen. Die Infos kann sich ein Täter zunutze machen, um das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Außerdem müssen Kinder die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr kennen. Üben Sie mit Ihrem Kind, was es im Notfall sagen muss: Name und Adresse nennen und dann erzählen, was, wann, wo passiert ist.“

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Man sollte dem Kind auch erklären, dass der Notruf kein Geld kostet und auch ohne Handyguthaben funktioniere.

Losgelöst von dem Fall in Langscheid hat Held noch einen wichtigen Hinweis. „Gerade bei Sachverhalten, bei denen es um angesprochene Kinder geht, verbreiten sich gerade in den sozialen Medien falsche Meldungen. Die Polizei bittet aus diesem sehr sensiblen Anlass, entsprechend Ruhe zu bewahren. Gehen Sie sorgsam mit der Verbreitung ungesicherter Informationen um.“