Wildshausen. Kennen sie die angeblich hässlichste Bushaltestelle Deutschlands? Laut einem Bericht des Extra3-Satire-Magazins soll sie in Wildshausen stehen.
In Wildshausen wartet man nicht gerne auf den Bus. Zum einen hält der R71 hier nur einmal die Stunde, zum anderen steht man hier angeblich an der hässlichsten Haltestelle Deutschlands. Diesen Titel habe das Häuschen jedenfalls vor einiger Zeit vom Extra3-Satire-Magazin des ersten Fernsehprogramms verliehen bekommen, verrät der Bezirksausschussvorsitzende Gerd Stodollick.
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Seitdem sei wenig geschehen im kleinen Örtchen, das zum größeren Teil zu Freienohl und zum kleineren Teil zu Oeventrop gehöre. „Im Gewerbegebiet auf der Arnsberger Seite hat sich nicht viel getan“, so Stodollick, dem die Entwicklung des Dorfes sehr am Herzen liegt. Die Stadt plane, diesen Zustand zu beheben. Bereits Anfang des letzten Jahres betonte der Bezirksausschussvorsitzende gegenüber unserer Zeitung, dass das Haltestellen-Programm stadtweit fortgesetzt werde und auch entsprechende Fördermittel zur Verfügung stünden.
Jedoch werde, angesichts der wenigen Anwohner in Wildshausen und der minimal dort gezählten Fahrgäste, das Wartehäuschen nur in einfacher Holzständerbauweise ersetzt. Für Stodollick trotzdem eine lohnende Investition in die Zukunft: „Sollte das Gewerbegebiet Wildshausen endlich Zulauf erhalten, würden damit zugleich neue Arbeitsplätze entstehen.“
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Voraussetzung dafür sei ein anzustrebender Grundstückskauf seitens der Stadt Arnsberg. Zur Zeit verfüge NRW.Urban über das Gelände. „Wenn sich die Wirtschaftsförderung um die Vermarktung kümmern könnte, käme bestimmt Bewegung in die Sache“, meint der Bezirksausschussvorsitzende, der in Oeventrop wohnt und gerne nach Wildshausen kommt, um dort die Natur zu genießen. „Hier befindet sich der schönste Radweg der Region“, meint er.
Es gibt nämlich auch Positives über Wildshausen zu berichten: Das malerische Hofcafé auf dem Rittergut lädt am Wochenende (freitags bis sonntags) beispielsweise Wanderer, Radfahrer und Angler ein. „Und in Bauerdicks Hofladen wird original Sauerländer Rindfleisch angeboten. Das lockt Leute hierhin.“ Ebenfalls ein relativ neuer Anziehungspunkt sei der Planetenweg entlang des Ruhrtalradwegs. Er beginnt am östlichen Ortseingang mit einem großen Modell der Sonne und endet mit dem letzten Planeten Neptun hinter der Oeventroper Brücke, kurz vor dem Ortsausgang.
Ansonsten gibt es wenig Infrastruktur. „Die Hoffnung liegt auf die Neubebauung des Gewerbegebi
etes, das auf Arnsberger Seite liegt“, so Stodollick. Kurioser Weise sei die Mescheder Seite relativ gut bewirtschaftet. Die Hoffnung auf Neubebauung will Wirtschaftsförderer Gernot Miller nicht nehmen, kann allerdings auch nicht bestätigen, dass die Stadt Arnsberg das Gelände in naher Zukunft kaufen wird. „Das ist eine Idee von vielen“, sagt er. „Wir sind mit NRW.Urban im Austausch, aber Konkretes gibt es noch nicht zu berichten.“
Der Wirtschaftsförderer verweist aber in diesem Zusammenhang auf das geplante „interkommunale Gewerbegebiet Brumlingsen/Wildshausen“ der Städte Meschede und Arnsberg hin. Die Umsetzung könnte allerdings noch Jahre dauern. Brumlingsen liegt auf Mescheder, Wildshausen auf Arnsberger Stadtgebiet. Beide Bürgermeister hätten bereits im Januar eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet, das Gebiet gemeinsam zu entwickeln. Dazu sei ein umfangreicher Grunderwerb zu tätigen, die Straßenplanung läge schon vor.
„Übrigens: im Jahre 1990 wurde die damalige Zellstoff-Fabrik, die auf der Arnsberger Seite lag, wegen Absatzproblemen geschlossen“, so Ortsheimatpfleger Willi Linnen (83) mit einem Blick in die Historie. Seinerzeit hätten rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Jobs verloren. „Die Anlagen wurden abgerissen und das Areal für industrielle Neuansiedlungen aufwändig saniert. Leider ist es nach wie vor eine Industriebrache“, so Linnen.
Das läge zum Teil an den Schadstoffen, die mitunter dort noch eine Rolle spielten. Zwar hätten sich mittlerweile kleinere Betriebe, wie beispielsweise eine Autoreparatur-Werkstatt, dort angesiedelt, „doch die Altlasten im Boden verschrecken wohl größere Investoren“, meint Stodollick. Auch die ehemalige Deponie der Fabrik sei ein Dorn im Auge. „Diese liegt hinter dem Rittergut und soll nächstes Jahr abgefahren werden“, weiß der Bezirksausschussvorsitzende.
Der Gutsbesitzer habe eine Alarmanlage installieren lassen, die anschlägt, sobald der Müllberg ins Rutschen gerät. „Dieses Szenario könnte sich im schlimmsten Fall bei einem Unwetter abspielen“, so Stodollick, der dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft blickt. „Diejenigen, die in Wildshausen leben, fühlen sich wohl“, sagt er. „Der Wald, die Ruhe und der gut ausgebaute Wander- und Radweg sprechen für diesen Ortsteil.“