Oeventrop. Kompanie Oeventrop stellt beim Blitz-Vogelschießen in Oeventrop den Schützenkönig Stefan Schulte und den Geck-König Mathis Rapude.
Eigentlich gab es wenig Grund zur Eile beim Vogelschießen der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Oeventrop. Keine Hitze, kein Regen und viel gute Laune auf der Vogelwiese. Und doch drückten die Schützen mächtig auf die Tube. Nach einem der kürzesten Vogelschießen der jüngeren Oeventroper Vergangenheit jubelten Stefan Schulte als neuer König und Mathis Rapude als Geck-König. Nach nicht einmal 80 Minuten waren beide Schießen beendet.
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Dabei hatte Vogelbauer Joachim Dolle vorher noch nicht einmal sonderlich hoch gepokert, als er seinen Tipp abgab, wie lange der von ihm wieder einmal meisterhaft gezimmerte Adler denn aushalten würde. Er gab dem hölzernen Federvieh 152 Schuss bis zum finalen Absturz.
Solche Prognosen aber sind gewagt in Oeventrop, wo normalerweiser jeder, der ans Gewehr tritt, auch wirklich will und es ernst meint. „Man kann auch daneben schießen“, erklären die Schießmeister den Spielraum der voreingestellten Gewehre innerhalb des Kugelfangs. Man kann - aber in Oeventrop wollte auch dies niemand.
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Selbst der scheidende König Christoph Schmidt legte scharf an, als er den ersten Ehrenschuss abgab. Vorher sagte er spürbar geschafft von einem anstrengenden Wochenende rückblickend auf die vergangenen 365 Tage: „Es war wunderbar!“.
Wunderbar aus Sicht des Oeventroper Schützenvorstandes war aber auch die Zahl der Bewerber um die Nachfolge. Sieben Männer wollten es wissen - für die Kompanie Oeventrop Florian Hesse, Christian Frohwein und Stefan „Langer“ Schulte, für die Dinscheder Marco „Stubbe“ Stübbecke und Christoph Aufderbeck sowie für Glösingen Stefan Rock und Christian Schlupp.
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Das Oeventroper Schützenregelwerk bescherte der Königskompanie aus Oeventrop den Vortritt für die drei ersten Schüsse, dann wechselten sich die beiden Dinscheder und schließlich die Glösinger mit je drei Schüssen ab. Bedeute: Die Oeventroper Anwärter hatten pro Runde immer nur einen Schuss, die der beiden anderen Kompanien abwechselnd auch zwei pro Runde.
Von Beginn an zielten die Schützen ins Zentrum und zerfledderten dem Vogel seinen holzigen Bauch rund um die Schraube. Mit Apfel, Krone und Zepter hält sich Oeventrop niemand auf und lässt sich dafür auch nicht feiern.
Vogel fällt nach 94 Schüssen
Irgendwann kam es wie es kommen musste. Stefan „Schwinger“ Rock traf den Flügel und ließ den schon angezählten Vogel kippen. „Jetzt hängt er nur noch am seidenen Faden“, ahnte Moderator Keith Püttmann. Und da trat auch schon Stefan Schulte ans Gewehr, legte an, drückte ab und schaute der Kugel gespannt nach. Die traf perfekt und ließ den Vogel fallen. Es lebe der König nach dem 94. Schuss.
Es war das erste Mal überhaupt, dass der 42-jährige Leiter der Buchhaltung beim Neheimer Unternehmen Steinau auf den Vogel geschossen hat. „Ich habe mich dazu erst am Sonntagabend entschlossen“, erzählt der neue König. Eine kurze Absprache mit der Ehefrau und die Schussbahn war frei.
Die neue Königin selber aber war diesmal noch nicht einmal Augenzeugin des Königsschusses. Katharina Schulte-Rath musste erst von der Arbeit geholt werden. Die 32-jährige Bankangestellte hatte es aber nicht weit von der Spadaka in Oeventrop zur Vogelstange. „Da konnte ich natürlich schnell Feierabend machen“, erzählt sie, als sie keine halbe Stunde später an der Vogelwiese angekommen war. Das neue Oeventroper Königspaar hat zwei Kinder im Alter von 8 und 1 Jahr.
Geckschießen lässt Handballer jubeln
Nach einem gemeinsam musikalischen Zwischenspiel des Tambourkorps und der Böllerschützen der Bruderschaft wurde dann der Geck hochgezogen. Die Puppe, auf die der Schützennachwuchs zielen sollte, war dem scheidenden Geck Veit Schmidt nachgebildet - als Handballer mit Trikot der SG Ruhrtal und Ball in der Wurfhand.
Lange aber konnte man sich diesen Geck auch nicht anschauen, so dass es ja fast ein Glücksfall war, dass die Glösinger diesmal keinen Schützen zum Geckschießen nominiert hatten. So konnte jeder der sechs Anwärter wenigstens einmal schießen: Für Oeventrop Dominik Zepin, Marius Schäfer, Hendrik Bienstein und Mathis Rapude, für Dinschede Jakob Geiz und Kevin Schöller. Mehr aber auch nicht: Der Bankangestellte Mathis Rapude (25) machte dem Geckschießen mit dem 14. Schuss ein schnelles Ende und verlängerte damit auch die Festwochen der Oeventroper Handballer der SG Ruhrtal. Beim Doppelaufsteiger ist Mathis Rapude als junger Trainer der 2. Herrenmannschaft ein wichtiger Baustein des Erfolgs. Klar, dass seine Vereinskameraden - darunter auch Vorgänger Veit Schmidt - den neuen Geck auch wieder als „einen der ihren“ feierten. Seine Geck-Königin ist die Studentin Pia Neumeister (22).
Vor allem aber jubelte einmal mehr die Kompanie Oeventrop. „Die Nummer eins, die Nummer eins, die Nummer eins im Dorf sind wir“, sangen die Kompanie-Kumpels, „immer wieder, immer wieder, immer wieder Oeventrop“. Die Kompanie verteidigte beide Titel.