Neheim. Sie hat 47 Jahre in ein und derselben Praxis gearbeitet, jetzt ist Zeit für die Rente: Barbara Boehmer von den Hausärzten am Dom.

„In meinen 47 Jahren hier habe ich 16 Ärzte erlebt und 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erzählt Barbara Boehmer. Eine beachtlich niedrige Zahl, muss man sagen. Insgesamt hatte sie drei Chefs, die anderen Ärzte waren angestellt in der Praxis, die heute „Die Hausärzte am Dom“ heißt.

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Begonnen hat Barbara Boehmer unter Frau Dr. Plattfaut. „Am 1. August 1976 hab ich meine Ausbildung begonnen – zwei Jahre hat das damals gedauert.“ Und dann ist sie geblieben. „Damals bin ich mit Frau Doktor mit auf Hausbesuche gefahren – und dann auch mit ihr nach Hause, zum Mittagessen“, erinnert sich Barbara Boehmer.

Einige kuriose Dinge erlebt

1985 übernahm dann Dr. Heiner Thalmann die Praxis, führte sie bis 2017. „Eigentlich ist Frau Boehmer schon Familie“, erklärt er im Gespräch. Nach 36 gemeinsamen Arbeitsjahren ist das auch kein Wunder. Auch den Umzug von der Möhnestraße in die Praxis am Markt hat Barbara Boehmer mitgemacht. An die alte Praxis erinnert sie sich mit einem Lachen: „Wir haben da noch Mittagspause gemacht – und dann haben wir in die Räume geguckt, abgeschlossen und sind in die Mittagspause. Als wir wiederkamen, kam ein Patient in aller Ruhe aus dem Wartezimmer geschlendert, grüßte und bedankte sich, dass wir ihn rausließen. Da hatten wir den einfach eingeschlossen!“

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Die Stimmung sei stets familiär gewesen, auch die Ausflüge und Partys außerhalb der Arbeitszeiten begeistern. „Das Stammteam hier in der Praxis besteht schon seit Jahrzehnten“, erzählt sie – eine Kollegin sei zehn Jahre jünger, zehn Jahre weniger lang in der Praxis, aber auch wie Barbara Boehmer schon seit Ausbildungsbeginn dort. „Das spricht ja auch für das gute Klima hier. Ich hatte immer tolle, nette, liebe Chefs und ein tolles Arbeitsklima. Ich würd’s immer wieder genau so machen, mich immer wieder für den Job entscheiden“, schwärmt sie, und schmunzelt. „Ehrlich, ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Eine unserer Kolleginnen ist leider vor ein paar Jahren verstorben. Sie hat immer gesagt: Wir sind die Weltbesten! Da hatte sie sehr recht mit.“

Die Zukunft wird etwas ruhiger

Aber es ist Zeit für den Abschied: Nach der Geburt ihres Sohns und der Elternzeit blieb sie einige Jahre („Zehn mindestens“) auf Minijobbasis, machte dann eine Elternzeitvertretung und hat seitdem eine halbe Stelle inne. Insgesamt 47 Jahre lang ist sie der Praxis treu gewesen – doch zum 1. Juli ist die Rente durch. Ist das das Ende der Beziehung von Barbara Boehmer und der Hausärzte am Dom? „Eine Minijobstelle behalte ich noch“, erklärt sie. „Einmal in der Woche ab mittags arbeiten.“ Oder eben, wenn mal Not am Mann ist – in Ausnahmefällen. Die Vorstellung gefällt ihr.

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„Am meisten freue ich mich darauf, nicht mehr nach der Uhr gucken zu müssen.“ Ein E-Bike hat sie sich gekauft, einen großen Garten haben ihr Mann und sie auch an ihrem Haus in Niederense. Von da aus soll es nun öfter an den Möhnesee gehen, und alles entschleunigt und in Ruhe. „Wir wohnen ja, wo andere Urlaub machen. Das müssen wir mal nutzen!“ Und auch in den Urlaub soll es gehen, jetzt wo die Zeit dafür da ist. „Das wichtigste ist, dass wir gesund bleiben.“

Erfolgreiches Ehrenamt

Neben der Arbeit in der Arztpraxis hat sich Barbara Boehmer seit 2015 in der Flüchtlingshilfe engagiert. Viele Familien mit Kindern hat sie für den in Ense gegründeten Verein „Flüchtlinge werden Nachbarn in Ense e.V.“ begleitet. Eine syrische Familie haben sie und ihr Mann besonders ins Herz geschlossen: „Der Junge ist gelernter Fliesenleger, sie haben zwei Kinder, mittlerweile einen deutschen Pass. Die sind für uns unsere eigenen Kinder und Enkel“, erzählt sie – einen leiblichen Sohn hat sie auch, aber der habe bisher noch keine eigenen Kinder. „Und das Mädel, die fängt im August hier ihre Ausbildung an – da bin ich ganz, ganz stolz drauf.“ Jetzt hat sie auch mehr Zeit, um Oma zu sein: Jetzt können die beiden Kleinen öfter zu ihr kommen, zum Spielen und zum Übernachten.

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