Arnsberg/Sundern. Synode des Evangelischen Kirchenkreises Soest/Arnsberg beschließt Halbierung der Pfarrstellen.
Der evangelischen Kirche gehen die Seelsorger aus – auch in Arnsberg und Sundern: Was sich im vergangenen Jahr bereits andeutete, ist während der Sommersynode 2023, die kürzlich in Meschede getagt hat, traurige Gewissheit geworden: Pfarrstellen in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Soest/Arnsberg werden in den kommenden acht Jahren halbiert. Völlig überraschend kommt dieser drastische Einschnitt zwar nicht – doch bisher fehlte es noch am finalen Beschluss. „Zahlreiche Presbyterien hatten weiterhin – sogar noch bis zur Synode – gehofft, dass dieser bittere Kelch an ihnen vorüber gehen möge“, berichtet Hans-Albert Limbrock im Gespräch mit dieser Zeitung.
„Dem ist nun nicht mehr so“, stellt der Sprecher des heimischen Kirchenkreises nüchtern fest – und führt vor Augen, was dieser Beschluss für die Gemeinden der „Region 7“ (Stadtteil Arnsberg, Neheim, Hüsten, Sundern, Meschede) bedeutet: Kommt derzeit eine Pfarrstelle auf 3000 Gläubige, erhöht sich dieser Wert ab Anfang 2026 auf 4000; ab 2031 dann auf 5000. Das zeigt auch vor Ort Wirkung: Die „Region 7“ zählte Ende 2021 insgesamt 19.800 Gemeindeglieder – und 7,25 Pfarrstellen. Im Jahr 2031, so die Prognose, sollen es nur noch 17.919 Gläubige sein – und die Zahl der Pfarrstellen sinkt auf 3,5.
Welche Auswirkungen hat das auf die heimischen Pfarrerinnen und Pfarrer, bzw deren Stellen?
Dr. Udo Arnoldi (Neheim) geht zum 30. Juni 2026 in den Ruhestand. Gabriela Hirsch (bisher zur Hälfte auch in Sundern aktiv) soll ihre Arbeit dann nicht mehr Richtung Röhr verteilen, doch bereits 2030 ist sie ebenfalls in Pension. Im gleichen Jahr verabschiedet sich Johannes Böhnke (Arnsberg) – eine Neubesetzung ist nicht vorgesehen. Ende Oktober 2031 geht Claudia Schäfer (Arnsberg/Hüsten) – ihre Stelle soll zu 100 Prozent nachbesetzt werden – allerdings auf „IPT-Basis“. Was verbirgt sich dahinter?
„IPT“ als Hoffnungsträger
Organisiert in „Interprofessionellen Pastoralteams“ (IPT), sollen Laien, Prädikanten, Diakone und Diakoninnen, Gemeindepädagogen sowie andere im Gemeindeleben engagierte Menschen künftig mehr Aufgaben und mehr Verantwortung in der Kirche übernehmen. 2,5 solche „IPT-Stellen“ sind für die „Region 7“ vorgesehen. Das Problem dabei: Noch fehlt es für die „IPT’s“ an Bewerberinnen und Berbern in ausreichender Zahl; noch gibt es zu wenige, die sich berufen fühlen oder diese Arbeit auch als Berufung und Beruf sehen. Der Ansatz, Pfarrerinnen und Pfarrer, die derzeit nur im Schuldienst (als Religionslehrer) oder in Krankenhäusern, Pflegeheimen, etc. eingesetzt sind, verstärkt in die Gemeindearbeit/Seelsorge einzubinden, z.B. auf „halben“ Pfarrstellen, wurde während der Tagung in Meschede nicht konkretisiert.
Grund für diese Entwicklung sind übrigens nicht in erster Linie Sparmaßnahmen: „Geld ist da – es fehlen die Menschen“, meint Hans-Albert Limbrock mit Blick auf den fehlenden Nachwuchs bei den evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern. Eine Kröte, die am Ende auch die mehr als 160 im großen Hörsaal der Fachhochschule Meschede versammelten Synodalen (Mitglieder im Kirchenparlament) schlucken mussten:
Nach intensiver, bisweilen konträr geführter Diskussion wurde der von der Pfarrkommission erarbeitete Pfarrstellenplan mit deutlicher Mehrheit angenommen.
„Inne halten und hinhören!“
Wie es gelingen kann, den Umbruch zu bewältigen, haben wir Pfarrer Johannes Böhnke gefragt – und das Oberhaupt der Arnsberger Gemeinde (Stadtteil Arnsberg und umliegende Ortschaften) hält einige interessante Antworten parat. „Zunächst einmal inne halten und hinhören – was will Gott uns sagen“, rät der Geistliche. (Pläne-)Macher seien nicht in erster Linie gefragt, es gehe viel mehr darum, nicht alles zu zerreden, sondern behutsam zu analysieren und dann Antworten zu finden.
Der Weg führe in den kommenden Jahren weg vom durch Funktionäre geprägten System Volkskirche hin zu ergebnisoffenem Glauben. Vielleicht trage die Reduzierung der Pfarrstellen dazu bei, Gemeinden bzw. deren Mitglieder mündiger zu machen. „Wir müssen diese Entwicklung als Anruf Gottes verstehen – und Kirche ganz neu denken, nicht in erster Linie abhängig von Personen“, meint Johannes Böhnke, „dann kann etwas großes Neues entstehen.“