Neheim. Mit dem Projekt „Misch dich ein!“ wollen jungen Menschen in der Stadt einiges verändern. Themen wie Nachhaltigkeit und Freizeit stehen im Fokus

„Abends um 21 Uhr gehe ich nicht mehr durch Neheims Innenstadt. Mir ist das zu gefährlich geworden.“ Klara Komorowski sagt von sich selbst, dass sie grundsätzlich ein selbstbewusster Mensch sei, aber die Gewalt in Arnsberg – speziell in Neheim – mache ihr mittlerweile Sorgen.

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Die 16-jährige Klara möchte aber nicht tatenlos zusehen, wie sich die Situation für sie und viele andere Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene verschlechtert, sondern sucht nach Mitteln und Lösungen, um eine Trendwende einzuleiten. Und da gebe es viel zu tun, nicht nur in puncto Verhinderung von Gewalt. Auch die Themen Nachhaltigkeit, Schaffung von Freizeitmöglichkeiten, Zukunftsvisionen sowie der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung stehen auf der Agenda von Klara und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern.

Die Gruppe wächst

Rund 30 junge Menschen – überwiegend aus Neheim, aber auch vereinzelt aus anderen Ortsteilen wie Müschede oder Arnsberg – bringen sich in das Projekt „Misch dich ein!“ aktiv ein. Dazu gehören auch Dennis, Verena und Christian, die alle auf die Agnes-Wenke-Schule gehen und darüber auch Klara kennengelernt haben.

Klara Komorowski befindet sich gemeinsam mit einer Freundin in der Leitung des Jugendtreffs Bergheim und war vom Familienbüro der Stadt Arnsberg dazu eingeladen worden, das Projekt „Misch dich ein“ neu zu konzipieren.

„Das Projekt ‘Misch dich ein!’ hat es bereits vor Corona gegeben und sollte nun im Rahmen des Kinder- und Jugendförderplans der Stadt Arnsberg eine aktuelle Ausrichtung erhalten. Im Grunde genommen soll es wie eine politische Organisation für Jugendliche und Kinder fungieren, damit diese ihre Interessen, Wünsche und Vorstellungen einbringen können“, erklärt Klara.

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Das Projekt hat sehr schnell Fahrt aufgenommen. Bei einem Infonachmittag Ende März in der Agnes-Wenke-Schule konnte Klara sehr schnell weitere interessierte Jugendliche zum Mitmachen motivieren. „Wir treffen uns fast jede Woche, um neue Themen zu besprechen und aktuelle Entwicklungen zu bewerten. In den letzten Wochen haben wir Workshops abgehalten, um zu sammeln, welche Themen für uns junge Menschen wichtig sind“, erklärt Dennis Rudnik.

Auch Dennis macht sich ähnlich wie Klara Sorgen über die wachsende Gewalt in Neheim. „Man hört immer wieder, dass es Jugendliche gibt, die aus Sundern oder sogar aus Dortmund nach Neheim kommen, um Stress zu suchen und andere einzuschüchtern.“ Es sei natürlich nicht leicht, eine Lösung dafür zu finden, dass es weniger Zwischenfälle wie letztens auf dem Neheimer Markt gebe, erklärt Dennis, aber durch Ignorieren würde man Probleme eben auch nicht lösen.

Basketballplatz mit Dach

Neben dem Gewaltthema sind es vor allem die Freizeitmöglichkeiten, für die man sich Verbesserungen wünscht. Beispielsweise bei den Basketballplätzen. „Es gibt Konzepte für Freiluftsporthallen. Bei diesen Varianten bleiben die Seiten des Platzes offen und es wird nur ein Dach mit Trägern oder Säulen über dem Platz installiert. So kann man auch bei Niederschlag länger spielen“, wünscht sich der 15-jährige Christian Rump.

Und Silas Wölfl, der aktuell auf das Berufskolleg am Berliner Platz geht, und die Gruppe um Klara unterstützt, ergänzt: „Vielleicht könnte man noch Licht anbringen, sodass man auch abends länger spielen kann, wenn schon die Dunkelheit einsetzt.“ Der Platz am FSG in Hüsten eigne sich aus Sicht von Silas und den anderen der Projektgruppe perfekt hierfür. „Vielleicht könnte sich aus so einer Freilufthalle auch ein neuer Jugendtreff entwickeln“, überlegt Klara. Grundsätzlich würden nämlich geeignete Plätze zum Treffen in der Stadt fehlen. „Deshalb treffen sich halt viele rund um den Neheimer Markt, weil es oft keine wirklichen Alternative für Treffpunkte gibt.“

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Auch aus diesem Grund sind von den Beteiligten bei „Misch dich ein“ noch weitere Vorschläge unterbreitet worden. Den jungen Menschen schwebt ein Jugendcafé und eine Bike-Downhill-Strecke vor.

Was von diesen Plänen letztlich verwirklicht werden kann, bleibt offen. Trotzdem ist man vorsichtig optimistisch, wie Christian Eckhoff vom Familienbüro der Stadt Arnsberg unterstreicht. „Es gibt den Sport- und Entwicklungsplan der Stadt Arnsberg und Fördergelder für bestimmte Projekte und Ideen. Die Umsetzung der Pläne ist nicht so einfach, aber man muss man Ball bleiben.“

Grundsätzlich sei die Politik in Arnsberg froh über das Engagement der Jugendlichen. Das haben Klara und Silas in Gesprächen mit Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner bereits festgestellt. Nun gelte es, geeignete Beteiligungsformen für Kinder und Jugendliche im Hinblick auf die Kommunalpolitik zu finden.

Arbeit bis spätabends

Wie groß die Motivation der Jugend zur Veränderung ist, sieht man auch daran, dass Klara und die anderen derzeit sehr viel Zeit in das Projekt stecken. „Manchmal tauschen wir uns noch spätabends zu Ideen aus“, verraten Dennis und Klara.

Eine Sache ist ihnen auch noch wichtig: Aktuell drehe sich viel um die Veränderungen in Neheim, aber das Projekt soll ganz Arnsberg einschließen. „Deshalb wäre es gut, wenn noch mehr Kinder und Jugendliche aus Alt-Arnsberg und den anderen Orten mitmachen. Die können am ehesten beurteilen, was dort benötigt wird“, wünscht sicht Klara Komorowski.

So könnt ihr bei dem Projekt mitmachen

Um Kontakt mit Klara und den anderen aufzunehmen, sollte man eine E-Mail an mischdichein.jugend@gmail.com scheiben. Auf dem Nachhaltigkeitsfestival „Schlabberkappes“ wird das Projekt ebenfalls vorgestellt. In der Regel trifft sich die Gruppe auch einmal pro Woche in der Neheimer „Haltestelle“. Außerdem gibt es einen Instagram-Account: https://instagram.com/mischdichein.jugend?igshid=OGQ5ZDc2ODk2ZA==