Sundern. Für Michael Wintz aus Altenhellefeld ist der amerikanische Traum in Los Angeles wahr geworden: Wie er es geschafft hat, erfahren Sie hier.

Wenn Michael Wintz (57) seine Eltern in Altenhellefeld besucht, steigt er aus dem Wagen und muss erst einmal tief ein- und ausatmen. „Endlich gute Luft“, sagt er. Eine weite Reise liegt hinter dem Wahl-Amerikaner: Von Los Angeles über Dublin nach Düsseldorf waren es gut 13 Stunden Flug und von da aus weiter mit der Bahn in Richtung Sauerland. Einmal im Jahr macht er sich auf den Weg in seine alte Heimat, um Eltern und Freunde zu besuchen. Mama Ursula serviert zur Begrüßung Kohlrabi mit Salzkartoffeln und Bratwurst. „Auch im Kühlschrank finde ich immer etwas Leckeres“, lacht der 57 Jährige. „Kaum zu glauben, aber es ist tatsächlich schon dreißig Jahre her, dass Michael sich auf den Weg nach Los Angeles gemacht hat“, so Vater Karl, der ihn oft in den Staaten besucht hat.

Michael Wintz besuchte seine Eltern in Altenhellefeld, um mit der Familie gemeinsam den 90. Geburtstag seines Vaters Karl zu feiern.
Michael Wintz besuchte seine Eltern in Altenhellefeld, um mit der Familie gemeinsam den 90. Geburtstag seines Vaters Karl zu feiern. © WP | Anja Jungvogel

Zum einen war es das gute Wetter, das den Tischler aus dem Sauerland weglockte. „Im Dezember kann man dort im T-Shirt herumlaufen“, sagt er. Das war mit ausschlaggebend für seinen Wunsch dort zu leben. „Vieles war Zufall, Glück und einiges hat sich so ergeben.“ Von Sundern aus zog es ihn erst einmal in die Großstadt nach Berlin. Dort arbeitete er tagsüber als Tischler und nachts in einer Musikbar. An einem Abend lernte Michael eine amerikanische Punkrock-Band kennen, die ihn als Tour-Fahrer engagierte, weil der ursprüngliche Fahrer krank geworden war.

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„Da musste ich nicht lange überlegen“, erinnert er sich. Er kündigte seine Jobs und ging mit der Band auf Tour. Musik war schon immer seine Leidenschaft „und alte Autos“, verrät Michael Wintz. Als die Tour vorbei war, bot ihm einer Musiker ein Zimmer für 200 Dollar in einer Wohnung in Los Angeles an. „Da ich etwas gespart hatte, konnte ich diesen Schritt wagen“, so der heute 57-Jährige.

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Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen, kaufte er sich für 800 Dollar einen alten Cadillac und suchte sich einen Job. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ - so könnte man seine Karriere beschreiben, auch wenn es bis zum Millionär noch nicht ganz reicht. „Manche haben eine falsche Vorstellung vom amerikanischen Traum. Man muss sehr hart arbeiten“, sagt Michael. Sein Aufstieg dennoch beeindruckend: „Für fünf Dollar die Stunde fing ich in einem Klamottenladen an“, erinnert er sich. Danach habe er wieder als Tischer gearbeitet. Zu seinen Kunden gehörten auch einige Stars und Sternchen aus der Filmbranche, die ihre Häuser und Wohnungen in Hollywood teilweise von ihm renovieren ließen. „Da waren zum Beispiel einige aus der Filmcrew der Fernsehserie Beverly Hills 90210 dabei“, erinnert er sich. Mittlerweile konnte sich der Sunderner selbst ein Haus in LA leisten und natürlich einen amerikanischen Oldtimer. Vor ein paar Jahren überredete ihn eine Freundin, an einem Kochkurs bei „Le Cordon Bleu“ teilzunehmen. „Da wusste ich, was ich in Zukunft machen wollte.“ Mit 27 Kochschulen in 15 Ländern und rund 20.000 Schülern spielt „Le Cordon Bleu“ weltweit eine führende Rolle im Bereich der gastronomischen Ausbildung. Nach seinem Abschluss eröffnete der Sunderner ein Catering-Unternehmen, das bis heute sehr erfolgreich läuft.

Michael Wintz hat momentan keine Pläne, zurück in die Heimat zu kehren, „aber in Zukunft kann sich ja einiges ändern. Zur Zeit bin ich nur zu Besuch in Altenhellefeld“, sagt er. Manche Dinge von Zuhause vermisst er natürlich. Ursula schickt ihm zweimal im Jahr - zu Weihnachten und zum Geburtstag - einen Gewürzkuchen über den großen Teich. „Das ist mittlerweile zur Tradition geworden“, sagt sie. Aber auch das Holzofenbrot von Vater Karl möchte Michael nicht missen. „Dazu frischer westfälischer Schinken und ich bin glücklich“, sagt er. Denn das gibt es im Hollywood-Supermarkt nicht. „Heimweh habe ich deshalb aber nicht“, verrät er. Wenn er die ersten Nächte in seinem Elternhaus in Altenhellefeld schläft, träumt er zunächst in englischer Sprache. „Das braucht meistens eine Weile, bis ich wieder ganz und gar hier angekommen bin.“