Arnsberg. Ein Sport für Jung und Alt, gefangen zwischen Begeisterung und Vorurteilen: Ein Einblick in die Schießsportgruppe der Arnsberger Bürgerschützen.

Es ist ein mulmiges Gefühl: Ich halte gerade eine scharfe Waffe in der Hand. Die rechte Hand fest um den Griff geschlossen, die linke locker auf den Lauf gelegt – ich schieße „aufgelegt“, das ist einsteigerfreundlicher. Der Abzug bewegt sich ganz leicht, bis zu einem gewissen Punkt. Abdrücken kann ich noch nicht, ohne zu blinzeln – das heißt, dass ich noch darüber nachdenke, es zu tun. Das erklärt mir Detlef Gregori (58), der schon fast sein ganzes Leben Schießsport betreibt und auch Trainerqualifikationen vorweisen kann. Ich bin zu Besuch bei der Schießsportgruppe der Arnsberger Bürgerschützen.

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Er führt mich ein in die spannende, vielseitige Welt des Schießsports. Es gibt so viele unterschiedliche Disziplinen, dass mir schon zu Beginn der Kopf schwirrt. Unterschieden wird nach Waffenart, nach Munition, nach Abstand zum Ziel, nach Schussposition. Dann geht es darum, in einer gewissen Zeitspanne mit einer bestimmten Anzahl von Schüssen eine möglichst hohe Punktzahl zu erzielen. Die Zehn, also die Mitte des Schwarzen zu treffen, erfordert Konzentration, Technik, Übung und Waffenkenntnis. Ich schaffe es nicht, weder beim ersten noch beim sechsten Versuch – mit dem Gewehr treffe ich zumindest das Schwarze. Mit der Pistole andererseits noch nicht mal die Zielscheibe, sondern nur den Stand.

Vielseitiger Schießsport – unendlich viele Möglichkeiten zur Ausübung

Lara Stahl (24), Stefan Liepe (52) und Detlef Gregori (58) von der Schießsportgruppe der Arnsberger Bürgerschützengesellschaft. (von links)
Lara Stahl (24), Stefan Liepe (52) und Detlef Gregori (58) von der Schießsportgruppe der Arnsberger Bürgerschützengesellschaft. (von links) © WP | Katharina Kalejs

Bei der Schießsportgruppe der Bürgerschützen werden Pistolen, Gewehre und Revolver geschossen; als Klein- und Großkaliber, Pistolen und Gewehre auch als Druckluftwaffen. Alle Mitglieder haben mit Druckluftwaffen gestartet, weil diese als Einstieg in den Schießsport gelten. Mit dem Großkaliber arbeiten die wenigsten: Denn diese Waffen haben einen ordentlichen Rückschlag, der ist nicht leicht zu bedienen. Auch einige wenige sind dabei, die Vorderladerwaffen, also historische Feuerwaffen wie aus dem Film, schießen. „Dafür braucht man allerdings einen Sprengstoffschein, weil man ja mit Schießpulver hantiert“, erklärt Detlef Gregori.

Einen Waffenschein hat niemand im Verein – denn der ist an spezielle Bedingungen geknüpft und erlaubt das Tragen einer geladenen Schusswaffe in der Öffentlichkeit. Das benötigen Sportschützen nicht. „Wir haben eine Waffenbesitzkarte für die Schusswaffen, die wir besitzen“, erklärt Stefan Liepe. Der 52-Jährige ist aktuell Schießsportleiter bei den Bürgerschützen; eigentlich nur als Stellvertreter gewählt, musste er aufgrund von Krankheit des eigentlichen Schießsportleiters den Posten übernehmen. Eine Waffenbesitzkarte erlaubt dem Sportschützen, die Waffe zu Hause in einem Tresor zu lagern, für den Sport aus dem Tresor zu nehmen, ungeladen und verschlossen zum Schießstand zu transportieren, und auf dem Stand aus dem Koffer zu nehmen. Das gleiche gilt für den Weg zurück.

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„Wir sind wohl die meistkontrollierten und gesetzeskonformsten Bürger Deutschlands“, sagt Detlef Gregori – denn auch ein Führerscheinverlust, durch zu schnelles Fahren zum Beispiel, kann zum Verlust der Erlaubnis führen, eine Waffe zu besitzen. Ein Sportschütze oder eine Sportschützin muss unter anderem mindestens ein Jahr aktives Mitglied in einem Schießsportverein sein, muss ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis und eine positive Empfehlung des Vereins aufweisen, dann muss ein Waffensachkundelehrgang in Theorie und Praxis erfolgreich bestanden werden. Erst, wenn all das erfüllt ist und man eine sichere Aufbewahrungsmöglichkeit (Waffenschränke mit entsprechender Sicherheitsstufe) nachweisen kann, kann bei der Polizei eine Genehmigung für den Erwerb einer Waffe eingeholt werden – unter genauer Benennung der gewünschten Waffe.

Hohe Auflagen und Sicherheitsmaßnahmen rund um den Schießsport

Die Auflagen sind hoch, die Sicherheitsmaßnahmen auf den Schießständen auch – sie hängen gut einzusehen direkt am Eingangsbereich der Schießstände, zur Erinnerung aller. „In den letzten 48 Jahren gab es einen Unfall auf dieser Anlage“, erzählt Detlef Gregori – so lange ist er jetzt schon bei den Bürgerschützen. Von Softair-Waffen oder Verherrlichung der potentiell gefährlichen Schusswaffen sehen sie ab. „Da wollen wir als Verein von Abstand nehmen“, erklären sie, „Wir nehmen unseren Sport ernst. Respekt vor der Waffe und die Disziplin, sich an die bestehenden Regeln zu halten, ist das A und O.“ Als Sportschütze oder Sportschützin lernt man, ganz genaue Verhaltensmuster zu befolgen.

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Lara Stahl (24) führt eine der Disziplinen im Schießsport mit der Pistole vor.
Lara Stahl (24) führt eine der Disziplinen im Schießsport mit der Pistole vor. © WP | Katharina Kalejs

So wird eine Schusswaffe nur auf den Schießstand gerichtet, nicht auf Menschen. Sobald sie aus der Hand gelegt wird, wird eine „Fahne“ durch den Lauf geschoben; dieses rote Band zeigt, dass die Waffe nicht geladen und nicht schussbereit und damit nicht gefährlich ist. Für mich ist es noch fuckelig, es durch den Lauf zu schieben. Bei Pressewartin und Pistolenschützin Lara Stahl (24) bekomme ich noch nicht einmal mit, dass sie ihre Waffe sichert, nachdem sie mir ihre Disziplin gezeigt hat: Sie hat eine eigene Kleinkaliberpistole, mit einem Griff, der speziell auf ihre schmale Hand angepasst ist. Sie betreibt den Sport schon ihr halbes Leben, teilt ihre Leidenschaft mit ihrem Vater.

Schießsport ist für alle möglich

„Der Sport ist für alle da“, sagt sie. Anfangen darf man ab 12 Jahren, ab 10 Jahren kann die Kreispolizeibehörde eine Ausnahmegenehmigung erteilen – Minderjährige brauchen immer eine Erlaubnis der Eltern. Davor kann man aber zum Beispiel auch schon mit einem Lichtgewehr Zielsport betreiben, oder mit einem Blasrohr – bei den Bürgerschützen jedenfalls. Ansonsten gibt es eigentlich nur wenige Voraussetzungen: Alle Geschlechter, Altersklassen und Fitnesslevel sind willkommen und können den Sport durchführen. „Hier gibt es auch keinen Leistungsdruck“, sagt Stefan Liepe. „Hobbyschützen wie ich zum Beispiel sind hier genauso willkommen wie Menschen, die das als Leistungssport betreiben möchten.“

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Natürlich müsse man auch einen Ausgleichssport machen, erklärt Detlef Gregori. Denn besonders beim einhändigen Pistolenschießen werde man nun mal einseitig belastet, und müsste auch die andere Seite entlasten. Für die meisten Sportschützen und Sportschützinnen ist aber der Schießsport ihr Ausgleich zum Alltag: Es entschleunigt, beruhigt, bringt innere Ruhe, fordert absolute Konzentration auf die Sache – das fegt den Kopf leer, wenn man sich auf nur eine Sache konzentrieren muss. Im Training lernt man, auf seinen Körper zu achten: Auf besondere Fußstellungen, auf einen sicheren Stand, auf kleinste Körpersignale. „Die Präzision kommt aus uns selbst“, sagt Detlef Gregori, „Wir sind der einzige Grund, warum wir gewinnen oder verlieren. Das macht den Reiz aus.“

Trainingszeiten und mehr

Wer Interesse hat, mal bei der Schießsportgruppe der Arnsberger Bürgerschützengesellschaft reinzuschnuppern, kann sich per E-Mail an schiesssportgruppe@arnsberger-bsg.de oder Telefon 02931-14416 (während des Trainings besetzt) nach einem unverbindlichen Probetraining erkundigen. Schießen dürfen Menschen ab 12 Jahren, Minderjährige mit Einverständniserklärung der Eltern. Das Trainingsgelände befindet sich im Hellefelder Bachtal 8c neben den Tennisplätzen. Trainingszeiten sind montags und mittwochs von 18 bis 21 Uhr. Für Kinder unter 12 Jahren wird außerdem Zielsport mit einem Lichtgewehr oder einem Blasrohr angeboten.