Arnsberg/Neheim. Beim Thema Stadtentwässerung ist Neheimer Sascha Ricke als stellvertretender Betriebsleiter eine wichtige Schaltstelle bei Stadtwerken Arnsberg.

Probleme sind dafür da, um gelöst zu werden. Genau dann läuft Sascha Ricke zur Höchstform auf. In seiner Freizeit als Basislöschzugführer der Feuerwehr Neheim/Voßwinkel ebenso wie im Beruf. Der stellvertretende Betriebsleiter der manuellen Dienste der Stadtentwässerung bei den Stadtwerken Arnsberg sorgt mit seinen Team dafür, dass Schmutz- und Regenwasser verlässlich den Kläranlagen zugeführt werden und die Kanalisation in gutem Zustand ist.

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Seine Karriere bei den Stadtwerken Arnsberg ist zielstrebig, aber keineswegs gradlinig. Eigentlich nämlich hat Sascha Ricke nach seinem Hauptschulabschluss an der Grimmeschule Karosserie- und Fahrzeugbauer gelernt, später wechselt er in die Industrie, wo er es zum stellvertretenden Abteilungsleiter Montage gebracht hat. Dann orientiert er sich neu.

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„Ich kannte über die Feuerwehr viele Leute bei den Stadtwerken“, erzählt er. Er begann 2011 als Mitarbeiter auf einem der Spülfahrzeuge. „Ich war komplett berufsfremd“, erinnert er sich. Aber hatte das nötige technische Verständnis. „Wir haben hier viele Seiteneinsteiger wie mich“, sagt er.

Viele Fortbildungen

Der jetzt 40-Jährige holt auf und eignet sich Wissen an. Er besucht Seminare, wird zur Kanalfachkraft mit Zusatzqualifikation und erwirbt nach mehreren Fortbildungsblöcken am Institut für unterirdische Infrastruktur Gelsenkirchen im Jahr 2016 das Zertifikat Kanal- und Betriebsmanagement.

Viele Berufe

Die Stadtwerke Arnsberg bilden in zahlreichen Berufen im technischen, handwerklichen und auch kaufmännischen Bereich aus.

Ihr Berufsangebot stellen die Stadtwerke Arnsberg regelmäßig auch bei „Tagen der offenen Tür“ im vor einigen Jahren neu gebauten Campus im Niedereimerfeld vor.

Regelmäßig beteiligen sich die Stadtwerke auch an Ausbildungsmessen und sind auch selbst Ort einer Ausbildungsmesse für die Stadt Arnsberg und deren Tochterunternehmen und - gesellschaften.

Und damit ist immer noch nicht Schluss: Von 2017 bis 2019 absolviert Sascha Ricke als Berufsfremder einen Meisterkurs. Die Stadtwerke stellen ihn dafür frei und übernehmen auch die Kosten. Sascha Ricke zahlt es zurück, denn seitdem dürfen die Stadtwerke den Ausbildungsberuf Fachkraft für den Bereich Rohr-, Kanal- und Industrieservice anbieten. Der erste Auszubildende ist nun sogar schon fertig.

Im Unternehmen ist er mit Betriebsleiter Andreas Blume zusammen nun der erste Ansprechpartner, wenn es um den Kanalbetrieb mit dessen 520 Kilometern Hauptkanälen, 30 Pumpwerken, Regenrückhaltebecken und Überläufen, bis zu 180 Sonderbauwerken und 25.000 Anschlüssen von gut 18.000 einleitenden Kunden geht.

Zur Person

Sascha Ricke lebt mit seiner Familie in Neheim. Er hat zwei Kinder im Alter von 13 und eineinhalb Jahren.

Der 40-Jährige ist gebürtiger Neheimer. Vor seiner Ausbildung besuchte er die Grundschule St. Michael und die Grimme-Hauptschule.

Seine Ausbildung absolvierte er beim Karosserie- und Fahrzeugbau Puppe in Hüsten (2000-2004). Seit 2011 ist er Mitarbeiter bei den Stadtwerken Arnsberg.

„Wir haben hier Rufbereitschaft 24/7“, sagt Sascha Ricke. Das kennt er von der Feuerwehr - ebenso wie das schnelle Eingreifen. Als das schlimme Hochwasser im Juli 2021 über das Sauerland kam, half das Stadtentwässerungsteam sofort in den stark betroffenen Bereichen von Sundern und Altena aus. „Wir arbeiten viel mit den Nachbarkommunen zusammen“, erzählt der Neheimer.

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Das Image des Berufs hat mit der Realität nur wenig zu tun. „Wir sind keine Kanalratten“, sagt Sascha Ricke, „das ist ein höchst technischer Beruf“. Und zudem einer mit großer Verantwortung - nicht nur für funktionierende Entwässerung, sondern auch für hohe Werte. „Ein eigenes Kanalnetz ist für eine Stadt ein echtes Vermögen“, weiß Ricke. Rund neun Millionen Euro jährlich werden hier investiert in neue Bauwerke, Rohrsanierungen und Fuhrpark.

Sascha Ricke im wichtigen Pumpwerk im Ohl in Neheim.
Sascha Ricke im wichtigen Pumpwerk im Ohl in Neheim. © Martin Hasehorst

Die ältesten Abwasserrohre der Stadt liegen an der Goethestraße Neheim und sind 100 Jahre alt.

Sascha Ricke ist als Mann mit Feuerwehrsozialisation ein unbedingter Team-Player. „Wir haben Zielvereinbarungen individuell und auch als Gruppe“, sagt er, „wir versuchen immer lösungsorientiert zu arbeiten. Und das funktioniert nur im Team“.

Beispiel ist Anschaffung des neuen Spülfahrzeugs. Die Kollegen auf dem Fahrzeug müssen damit arbeiten und kennen die Bedarfe aus der Praxis am besten. Als stellvertretendem Betriebsratsvorsitzenden (seit 2018) und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Stadtwerke ist es ihm wichtig, „dass wir alle Kollegen mitnehmen“.

Projektarbeit

Es wurde eine Projektgruppe gegründet, die sich über Aufbau und Bestückung des Fahrzeugs Gedanken machte. „Und jetzt sind alle richtig stolz auf das neue Spülfahrzeug und freuen sich über das Ding“, erzählt Sascha Ricke. Mit den Spülfahrzeugen werden Kanäle gespült und gereinigt, ein TV-Wagen mit Kameraoperator erlaubt den Blick in die Unterwelt. „Ziel ist ja, dass wir alle so wenig wie möglich in Kontakt mit den Abwässern kommen“, erklärt Ricke. Das zwölfköpfige Team ist zudem unterwegs um Kanalschäden zu erkennen oder mit Hilfe intelligenter Rattenboxen Nagerplagen zu bekämpfen.

Das große Ärgernis sind verstopfte oder festsitzende Pumpen. Dann nämlich müssen die Mitarbeiter runter in den Kanal. „Man wundert sich, was da unten alles so im Kanal ankommt“, sagt Sascha Ricke. Feuchttücher aller Art seien ein großes Problem, wenn diese sich vor den Pumpen verklumpen. „Da fluchen unsere Mitarbeiter dann zu recht schon einmal laut“, so der stellvertretende Betriebsleiter.

Sascha Ricke kann aus dem Büro heraus alle Kanäle und Pumpwerke im Blick behalten.
Sascha Ricke kann aus dem Büro heraus alle Kanäle und Pumpwerke im Blick behalten. © Martin Haselhorst

Sascha Ricke ist für die funktionierende Entwässerung zuständig - und dafür, dass auch bei hoher Schmutz- und Regenwasserzuführung die Kapazitäten der Kläranlagen nicht überreizt werden. „Da müssen wir Puffer schaffen“, so der Neheimer. Auch der Aufbau der Infrastruktur sei genau darauf ausgelegt - die Stadtentwässerung muss zukunftsfähig sein, gerade in Zeiten von zunehmenden Starkregen. „Wir sind da auch die Schnittstelle zur technischen Planung“.

Eintönig ist da nichts. „Für mich ist das total spannend“, sagt Sascha Ricke. Auch die Kooperationen mit allen anderen Ebenen der Stadtwerke sei herausfordernd. Stadtentwässerung 4.0 spart auch die Digitalisierungsthemen nicht aus.

„Wir testen gerade die Auswertung unserer Kameradurchfahrung durch eine künstliche Intelligenz“, berichtet Ricke vom neuen Projekt. Langweilig wird ihm da sicher nicht.

Der Unternehmenspass der Stadtwerke Arnsberg.
Der Unternehmenspass der Stadtwerke Arnsberg. © Manuela Nossutta