Arnsberg.
Bestimmt vierzig Menschen haben sich am Donnerstagnachmittag im Forum des Peter-Prinz-Bildungshauses an der Ehmsenstraße in Arnsberg versammelt. Sie alle sind gekommen, um gewürdigt zu werden für eine Arbeit, die sie jede Woche viel Zeit kostet, manchen auch viele Nerven. Arbeit, mit der sie keinen Cent verdienen. Sie sind Ehrenamtler.
Lesen Sie auch <<<Diese Arnsberger Brücken werden saniert>>>
Um 17 Uhr treten Peter Blume und Margit Hieronymus vor die Anwesenden, die stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Arnsberg. Auch Isabel Bornemann, die Leiterin der „engagementförderung arnsberg“ („efa“), ist da, und mit ihr ein sehr großer Stapel schwarzer Mappen. Für jeden Ehrenamtler gibt es eine Mappe, und jede Mappe enthält „ein kleines Zeichen der Anerkennung“, wie Margit Hieronymus betont: die Ehrenamtskarte NRW.
Ehrenamt in Arnsberg hat es nicht leicht
Ehrenamtliche Arbeit hat es nicht ganz leicht. Ein Blick durch den Raum genügt, um zu erkennen, dass bürgerschaftliches Engagement kein vornehmliches Steckenpferd der jüngeren Generation ist. Zeit ist eine wichtige Voraussetzung. Mit dem Beginn der Rente ist davon oft genug da. Als Peter Blume das Wort ergreift, spricht er auch von Hindernissen, die bürgerschaftliches Engagement immer schwerer machten.
Da gebe es die Bürokratie, die mit jedem kleinen Unfall um neue Auflagen anwachse. Blume erwähnt das Osterfeuer, das dieses Jahr nicht stattfinden wird, auch, weil es an Holz mangele – der Borkenkäfer. Aber eben auch wegen behördlicher Auflagen. Die Schweren der Gegenwart.
Sinn und Zweck der Ehrenamtskarte NRW
Die Ehrenamtskarte NRW gibt es seit etwa zehn Jahren.
Das Land verleiht sie mit den Kommunen an Menschen, die sich mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr ohne Gegenleistung für das Gemeinwohl engagieren.
Mit der Karte können die Ehrenamtler viele Einrichtungen, etwa Kinos, Schwimmbäder, VHS-Kurse, vergünstigt besuchen. Die „engagementförderung arnsberg“ („efa“) informiert über und vermittelt ehrenamtliche Engagements und deren Angebote und Projekte.
Menschen, die daran interessiert sind, sich ehrenamtlich zu betätigen, können Isabel Bornemann kontaktieren unter:Tel.: 02932/2011402E-Mail: efa@arnsberg.de
Der Krieg, die gerade überwundene Corona-Pandemie, die Inflation – erzeugten eine negative Wahrnehmung, sagt Hieronymus später: „Aus dieser Haltung heraus ein Ehrenamt übernehmen zu wollen – schwierig“. Aber Peter Blume möchte nicht nur über die Schwierigkeiten reden. Er lobt die „besondere Leistung“, die die Ehrenamtler für das Gemeinwohl erbrächten. Margit Hieronymus sagt, zu helfen, das tue den Helfern wie den Geholfenen gut: „In der Welt ist man nur irgendjemand, aber für irgendjemanden ist man die Welt“. Auch Blume und Hieronymus sind ehrenamtlich als stellvertretende Bürgermeister tätig. Wer wäre besser geeignet, die gut 200 Namen zu verlesen, die sich für die diesjährige Verleihung der Ehrenamtskarte angemeldet haben?
Vielfältiges Ehrenamt präsent
Engagement ist sehr vielfältig, das merkt man bei der Verleihung. Die Namen werden in Gruppen verlesen, die sich in jeweils anderen Projekten betätigen.
Eine dieser Gruppen besteht aus Brigitte Witte, Gaby Bäcker, Gudrun Rohr und Bianca Winkler. Alle vier gestalten den „Bürgertreff 50+“ in Holzen, den Witte vor zwölf Jahren ins Leben gerufen hat. Bei Pumpernickelschnittchen und Sekt am Anschluss an die Verleihung erzählen sie, dass es zwar Probleme gebe, aber insgesamt alles doch recht gut laufe. Einmal im Monat gebe es Musik, Kaffee, Buffets; manchmal werde gesungen; einmal im Jahr machten sie einen Ausflug.
Häufiger in Arnsberg im Ehrenamt: Frauen
„Finanziell ist das nicht immer ganz einfach. Wir versuchen, alles aus Einnahmen für Kaffee und Kuchen zu bezahlen, günstig einzukaufen“, sagt Witte. Und Zuschüsse gebe es keine. Bis jetzt seien sie aber immer klargekommen. Viele seien froh, dass der Bürgertreff nach längeren Corona-Pausen wieder weitermache. Wer mitmachen will, als Besucher oder als ehrenamtlicher Helfer, könne einfach vorbeikommen. „Wir haben ein tolles Team, und das Schöne an ehrenamtlicher Arbeit ist, zu sehen, wenn andere sich freuen.“
Auch interessant <<<100 Jahre „Humpert - grün erleben“: Eine Erfolgsgeschichte>>>
Gudrun Rohr ist seit zehn Jahren dabei. Sie war gerade Rentnerin geworden, als die „efa“ sie mit Angeboten kontaktierte. „Man fällt in ein zu großes Loch, wenn die Arbeit plötzlich weg ist“, sagt Rohr. Zum Ende spricht Margit Hieronymus an, wie viele Frauen sich im unbezahlten Ehrenamt betätigten.
Frauen seien es auch, die vornehmlich in den schlechter bezahlten Berufen arbeiteten, etwa im sozialen Bereich. Da müsse man noch mehr machen, vielleicht über Rentenförderungen. Damit die besondere Beteiligung der Frauen an Arbeiten für das Gemeinwohl (ehren- wie hauptamtlich) nicht noch benachteiligt wird.