Neheim. Gedenk- und Begegnungsstätte im Neheimer Franz-Stock-Elternhaus soll einen Anbau erhalten. 75. Todestag des Friedensstifters und Versöhner.
Das Erdgeschoss im Elternhaus von Franz Stock in Neheim wirkt fast wie eine kleine historische Puppenstube. Altes Mobiliar, Bücherregale, ein Schreibtisch, Sessel und ein kleiner Tisch zum Kaffeetrinken. „Eine ganze Klasse hier durchzuführen ist schwierig“, sagt Frank Trompeter. Er ist Geschäftsführer des Arnsberger Franz-Stock-Komitees. Im Verlauf des nächsten Jahres soll das anders sein: Das Komitee plant konkret einen Anbau, um das Erinnern an den großen Neheimer Versöhner und Friedensstifter in einer Gedenk- und Begegnungsstätte auch größeren Gruppen möglich zu machen.
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Das FSK rechnet mit 500.000 Euro Investitionskosten, von denen 50.000 Euro aus eigenen Mitteln getragen werden müssen. Im hinteren Bereich des Hauses soll ein Anbau als Ausstellungs- und multifunktionalen Raum entstehen. Barrierefreiheit soll gewährleistet werden, ebenso wird ein neuer Eingang gebaut und eine WC-Anlage gebaut.
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Das Lebenswerk von Franz Stock ist ausgerechnet an seinem 75. Todestag aktueller denn je. Er verstarb am 24. Februar 1948. Sein Todestag fällt auf den Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Dabei war es doch Franz Stock, der sein Leben lang für die deutsch-französische Aussöhnung stand, als deutscher Militärpfarrer französischen Widerstandskämpfern vor deren Hinrichtung zur Seite stand und später auch als „Kriegsgefangener“ im französischen Stacheldrahtseminar nicht nachließ, die ehemaligen Erbfeinde zu versöhnen. „Was er gemacht hat, wird sicher auch irgendwann einmal ganz wichtig im ukrainisch-russischen Verhältnis sein, wenn dort einmal der Krieg beendet sein wird“, sagt Frank Trompeter. Es könne hilfreich sein zu wissen, wie sich Franz Stock in dieser Situation verhalten hätte.
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Das FSK hat sich zur Aufgabe gemacht, genau diese Friedensbotschaft des Neheimer Geistlichen weiterzutragen. „Es geht uns ja nicht darum, Franz Stock auf einen Sockel zu stellen, sondern zu zeigen, was sein Werk heute für uns bedeutet“, so Trompeter. Und Pfarrer Stephan Jung ergänzt: „Wir brauchen Vorbilder wie Franz Stock mehr denn je“.
Franz Stock im Haus zu spüren
Dafür braucht es eine moderne Bühne neben dem so urigen Elternhaus. „Hier in dem Haus ist Franz Stock zu spüren“, sagen auch Stephan Jung und Dr. Wilhelm Stahlhoff vom Komitee. In dem Anbau soll die Botschaft auch mit moderner Technik herübergebracht werden. Ziel sei es auch, in den Kreis der NS-Gedenkstätten aufgenommen zu werden. Dazu brauche es nicht nur die entsprechenden Räumlichkeiten, sondern pädagogische Konzepte.
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Das Bauprojekt finanziert sich aus Mitteln der Förderung „Heimatzeugnis“ und der NRW-Stiftung. Das Elternhaus gehört der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist, Träger der Begegnungsstätte ist aber das Franz-Stock-Komitee. Die bestehende Ausstellung im Fresekenhof soll ebenfalls angegangen werden.
„Die müsste sicherlich erneuert und überarbeitet werden“, weiß Frank Trompeter. Wie das geschehen soll, werde derzeit überlegt. Ebenso Art und Ort der künftigen Präsentation. Ideen gibt es viele. So könnte sich Stephan Jung vorstellen, dass sich die Begegnungsstätte im Franz-Stock-Elternhaus in einen Kontext mehrerer Gedenkorte in der Stadt integrieren und auch bewerben ließe.
Grenzen des Ehrenamtes
Das Ehrenamt setzt aber auch Grenzen. Eine Daueröffnung des Hauses wird auch künftig nicht möglich sein, sondern nur stundenweise oder nach Anmeldung. Das Franz-Stock-Komitee will nicht nachlassen in seinem Bemühen: „Das hier ist ein Ort gegen das Vergessen“, sagt Margreth Dennemark, die als Diplom-Sozialpädagogin auch Schulen besucht, um über Franz Stock zu erzählen, „es geht darum, das Bewusstsein für Demokratie und Menschenrechte zu schärfen“.
Das Franz-Stock-Komitee
Das Franz-Stock-Komitee in Arnsberg hat aktuell 480 Mitglieder deutschlandweit. Darunter leben 35 Prozent in der Stadt Arnsberg.
Der „weltliche Verein“ finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.
Die Jahreshauptversammlung des Komitees findet am Sonntag um 14 Uhr im Pfarrheim in der Goethestraße 13 statt. Hier wird es auch um das Thema Gedenkstättenarbeit gehen.
Das Franz-Stock-Komitee kann nun sicher planen. Der Bewilligungsbescheid der Förderung liegt vor. Nach den Sommerferien, so hofft Frank Trompeter, könnte die eingeschossige Baumaßnahme beginnen. Aktuell bleiben noch das Ende der Straßenbauarbeiten in der Franz-Stock-Straße und eine Nachbarschaftsklage vor dem Verwaltungsgericht gegen das Projekt abzuwarten. In 2024 aber soll die „neue“ Gedenk- und Begegnungsstätte an den Start gehen.