Holzen/Baltimore. Inka Bertram aus Holzen lebt nun seit einem halben Jahr in Baltimore, Maryland. Das sagt sie über das Bundesprogramm PPP und das Leben dort.

„We loving her“ schallt es aus dem Hintergrund während des Video-Gesprächs mit Inka Bertram. Es ist ihr Gastvater in Baltimore, der plötzlich ins Bild springt und fleißig winkt. „She is wonderful.“

Seit einem halben Jahr lebt die junge Augenoptikerin aus Arnsberg-Holzen nun im Zuge des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP) in Baltimore, USA (wir berichteten). Und auch, wenn sich die Zeit anfangs etwas zog und sie sich zunächst einmal an die Gepflogenheiten der ihr doch recht fremden Welt gewöhnen musste, so fühlt sie sich mittlerweile pudelwohl.

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Dennoch ist es zu Hause am besten. „Es ist schon schön hier – und für einen Urlaub würde ich gerne wiederkommen“, sagt sie, „leben möchte ich hier aber nicht.“ Dafür vermisse sie dann doch vieles in Deutschland. „Ich vermisse mein Auto“, sagt sie und lacht verschmitzt. Viel mehr vermisse sie natürlich ihre Mutter, ihre Oma und ihren Opa sowie ihre Freunde.

Mit der Mutter und den Großeltern telefoniere sie des Öfteren via Video – immer dann, wenn die Mutter zu den Großeltern führe. Aber es sei eben nicht das Gleiche wie „live“. Daher ist die Vorfreude auf die Osterferien groß. „Eine meiner besten Freundinnen kommt mich dann für zwei Wochen besuchen“, sagt sie und strahlt.

Im knallharten amerikanischen Berufsleben

Eine echte Herausforderung stellte die Jobfindung zum 16. Januar dar, wie Inka Bertram berichtet. Denn sobald potenzielle Firmen hörten, dass ihr Visum im Juni ablaufe, sei Schluss. Nun arbeitet sie seit drei Wochen, nachdem sie vorher im Zuge des PPP-Ablaufs das College besuchte. „Eigentlich wollte ich als Augenoptikerin tätig sein“, sagt Inka Bertram.

Inka Bertram steht vorm Monument „Martin Luther King“ in Washington D.C., USA.
Inka Bertram steht vorm Monument „Martin Luther King“ in Washington D.C., USA. © Privat

Jetzt jedoch sei sie Rezeptionistin, Telefonistin und „Mädchen für alles“ in einem Autohaus. „Der Job ist ok und ich habe echt tolle Kolleginnen und Kollegen“, sagt sie, „aber eine Bewerbung beim Augenoptiker läuft noch - vielleicht wechsele ich dann.“

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Besonders jedoch freut sie sich darüber, dass ihr ehemaliges College sie kontaktierte und ihr eine nebenberufliche Tätigkeit als Deutschlehrerin anbot. „Da habe ich richtig Bock drauf“, sagt sie. Denn sie möchte sowieso nach ihrer Rückkehr nach Deutschland auf Lehramt studieren - für den Bereich der Augenoptik am Berufskolleg.

Es werde zwar schwierig, dann noch Zeit für das ebenfalls im Programm enthaltene „ehrenamtliche Engagement“ zu finden - doch das wolle sie irgendwie managen. Denn auch die Farm mit rund 32 Pferden, wo sie ihre Sonntage verbringt, möchte die 22-Jährige nicht missen.

Inka Bertram aus Holzen beim Zwischenseminar in Washington D.C.

Im Januar diesen Jahres, kurz vor dem Start in den Arbeitsalltag, habe es ein Zwischenseminar in Washington D.C. gegeben. „Da waren alle 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des PPP dann auch mal zusammen“, sagt sie. Fünf Tage lang wird die Gruppe zu den verschiedensten Sehenswürdigkeiten geführt - aber eben auch mit Politikern und Politikerinnen zusammengebracht.

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Und so lernen Inka Bertram und ihre PPP-Kolleginnen und -Kollegen zum Beispiel auch die rechte Hand des U.S. Senators for Maryland Ben Cardin kennen, Shayna Cram. Sie erzählt, was ihre Aufgaben sind und welchen Tätigkeiten sie und Ben Cardin nachgehen.

Inka Bertram trifft während des PPP-Seminars in Washington auf Shayna Cram (2. v. li.), rechte Hand des Politikers Ben Cardin.
Inka Bertram trifft während des PPP-Seminars in Washington auf Shayna Cram (2. v. li.), rechte Hand des Politikers Ben Cardin. © Privat

Englisch verinnerlicht sich

Inka Bertram wirkt sicher, ausgeglichen - und, auch was die Sprache Englisch betrifft, selbstbewusster. „Das beste Kompliment, das ich bekommen habe, war: Oh, ich wusste gar nicht, dass du Deutsche bist“, sagt sie stolz. Dies habe eine Kollegin auf der Arbeit zu ihr gesagt, als sie in der Pause auf Deutsch mit einer Freundin telefoniert habe.

Netzwerke aufbauen

Das parlamentarische Patenschaftsprogramm für junge Berufstätige (PPP) ist ein Austauschprogramm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses.

Ziel ist es, unter den jungen Menschen ein Netzwerk persönlicher Verbindungen zwischen Menschen in den USA und in Deutschland aufzubauen, um gemeinsame politische Wertvorstellungen zu festigen und unterschiedliche Lebensweisen im anderen Land kennenzulernen.

Auch Marita Gerwin, die Inka Bertram während des Auslandsjahres als Patin „aus der Ferne“ begleitet, ist stolz: „Inka macht das wirklich toll. Eine so junge Frau, die ´allein` in die USA reist und dort für ein Jahr lebt. Hut ab. Sie ist ein Vorbild für viele andere.“