Holzen/Baltimore. Inka Bertram, Juniorbotschafterin aus Holzen, ist für ein Jahr in Amerika. Zum dritten Mal sprach sie mit dieser Zeitung über ihr „USA-Leben“.

„Ich gucke, was auf mich zukommt“, sagte Inka Bertram im ersten Gespräch mit dieser Zeitung Anfang August relaxt und zog am Strohhalm ihrer Eisschokolade. Kurz danach reiste sie nach Baltimore (Maryland, USA), um am parlamentarischen Patenschaftsprogramm für junge Berufstätige (kurz: PPP) teilzunehmen. Seither lebt sie bei ihrer Gastfamilie und lebt „das amerikanische Leben“.

Die anfängliche Euphorie hat sich mittlerweile in eine gewisse Routine verwandelt. Inka Bertram fühlt sich nach wie vor wohl, wird jedoch nach und nach auch vor mehr Herausforderungen gestellt. Denn auch wenn sich ihre Gast-Mutter und ihr Gast-Vater rührend um sie kümmern und sie auch an ihrem Freizeitleben teilhaben lassen, ist es nicht ihre Aufgabe, Inkas Alltag zu managen. Aktuell besucht Inka noch das Community College of Baltimore Country und engagiert sich ehrenamtlich. Vor ihr liegt nun aber auch der nächste Schritt des Stipendiums , nämlich das Leben einer Berufstätigen in den USA.

Schwierige Jobsuche in den USA

Jedoch gestaltet sich die Jobsuche schwieriger als gedacht. Die meisten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in Baltimore suchen nämlich eher Arbeitende, mit denen sie langfristig planen können. Genau da liegt das Problem. Denn Inkas Stipendium zieht sich lediglich über ein Jahr. Die 22-jährige ausgebildete Augenoptikerin muss womöglich auch ihren anfänglichen Wunsch, auch in den USA als Optikerin zu arbeiten, ad acta legen und sich dem aktuellen Arbeitsmarkt beugen.

Politische Wertvorstellungen festigen

Das parlamentarische Patenschaftsprogramm für junge Berufstätige (PPP) ist ein Austauschprogramm des Deutschen Bundestages und des US-Kongresses. Ziel ist es, ein Netzwerk persönlicher Verbindungen zwischen Menschen in den USA und in Deutschland aufzubauen, um gemeinsame politische Wertvorstellungen zu festigen und unterschiedliche Lebensweisen im anderen Land kennenzulernen.

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„Ich hatte schon ein Vorstellungsgespräch“, sagt sie, „allerdings wollten dieser Optiker jemanden für längerfristig einstellen. Da ich im Rahmen des PPP nur sechs Monate hier arbeite, habe ich den Job nicht bekommen.“ Unterstützung durch das PPP-Team sei bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht vorgesehen. Zunächst einmal sollen die jungen Menschen es selbst probieren.

Nach dem College ins Arbeitsleben

„Sie haben uns Online-Jobportale empfohlen“, ergänzt Inka, „und im College Career Center können wir uns informieren.“ Auch wenn sie erst fünf Bewerbungen rausgeschickt hat und ihr auch noch weitere Optiker-Adressen vorliegen, wägt sie bereits ab, auch im Einzelhandel zu arbeiten. Bereits am 15. Januar 2023 soll sie gemäß Patenschaftsprogramm ihren Job antreten.

Gemeinsam mit weiteren Stipendiaten des PPP reiste Inka Bertram nach Philadelphia und besichtigte die Stadt.
Gemeinsam mit weiteren Stipendiaten des PPP reiste Inka Bertram nach Philadelphia und besichtigte die Stadt. © Privat

„Das Problem ist auch, dass man auf manche Bewerbungen gar keine Antwort bekommt - man muss sich selbst dann nach einiger Zeit melden und fragen, ob man den Job bekommt oder nicht“, so Inka. Insgesamt sei die Kommunikation via Email schwierig - denn oftmals bekäme sie einfach keine Antwort. „Die Amerikaner antworten einfach nicht“, scherzt sie.

Ehrenamtliches Engagement in Baltimore

Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement klappe es umso besser. Zwar sei das „Bettenbau-Projekt“ bereits abgeschlossen -die gebauten Betten würden im Dezember lediglich noch ausgeliefert-, dafür sei sie aber nun ehrenamtlich auf einem Reithof aktiv.

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Mittwochs und sonntags verbringe sie viel Zeit dort - miste den Stall aus, pflege die Pferde, führe sie aus und füttere sie auch. „Und das Beste ist, dass ich auch reiten darf. Jeden Mittwoch bekomme ich eine Reitstunde“, freut sich Inka. Als Kind sei sie viele Jahre geritten. Es sei schön, wieder auf dem Pferd zu sitzen.

Amerikanischer Politiker antwortet nicht

Die Umsetzung ihres „politischen Auftrags“, wenn man es im Zuge des PPP so nennen möchte, sieht sie noch nicht als erfüllt an. „Wir haben den Politiker noch einmal angeschrieben - aber er antwortet nicht“, sagt sie und scherzt: „Amerikaner antworten eben nicht.“ Die Kommunikation mit den anderen PPP-Stipendiaten funktioniert dafür umso besser.

Erst vor kurzem reisten sie gemeinsam nach Philadelphia. Ende Dezember ist ein gemeinsamer Road-Trip geplant: zuerst nach Philadelphia, dann über Silvester in New York, im Anschluss zu den Niagarafällen und letztendlich noch nach Pittsburgh. „Da freue ich mich schon sehr drauf.“ Bis dahin jedoch muss sie einen Job haben, denn dies ist die Voraussetzung dafür, dass sie während des Programms reisen darf.

Englische Sprache gefühlt grottenschlecht

„Ich finde mein Englisch immer noch grottenschlecht“, antwortet Inka auf die Frage, ob sie sich mittlerweile sprachlich sicher fühle, „wobei mir hier immer wieder gesagt wird, dass ich für ein Nicht-Muttersprachler echt gut sprechen würde. Vielleicht nehme ich mich selbst nur falsch wahr!“

Inka fühlt sich wohl - doch es gibt zwei Dinge, die sie neben ihren Freunden und ihrer Familie vermisst: Schokolade und ihr Auto!