Arnsberg/HSK. Blick auf zehn Jahre HSK-Medizinstipendium: Katharina Schuh aus Oeventrop ist „Frau der ersten Stunde“.

„Landarzt gleich Landei?“ Von wegen – im Hochsauerlandkreis wird seit Jahren erfolgreich um Mediziner-Nachwuchs geworben; genau gesagt, seit einem Jahrzehnt. Im Jahr 2012 beschloss der Kreistag die Einführung des „HSK-Medizinstipendiums“ für Interessenten aus ganz Deutschland. „Frau der ersten Stunde“ war seinerzeit aber eine angehende Ärztin aus Arnsberg-Oeventrop:

Katharina Schuh nutzte als erste Stipendiatin das Angebot von heimischer Politik und Kreisverwaltung – und ist ihren Weg konsequent gegangen: Die Arnsbergerin befindet sich aktuell in Elternzeit, hat ihren Arbeitsplatz sonst als Oberärztin in der Abteilung „Innere Medizin und Gastroenterologie“ des Klinikums Hochsauerland am Standort Neheim, sprich, im St. Johannes-Hospital. „Ich bin im Nachhinein froh, dass ich mich durch die finanzielle Unterstützung auf mein Studium konzentrieren konnte und nicht so sehr auf Nebenjobs angewiesen war“, meint Katharina Schuh rückblickend. Zudem sei sie fachlich mit ihrer Facharztweiterbildung im HSK zufrieden: „Ich konnte mich auf breiter Basis weiterbilden“, blickt sie zurück.

Präsenz in den Medien

Auch in den Medien war die heute 34-Jährige damals präsent, neben der Westfalenpost berichteten überregional u.a. „Stern TV“ und die Bildzeitung. Auch Katharinas Schulfreundin Helena Fromm (heute Stanek) – seinerzeit gerade „frisch“ zurück von den Olympischen Spielen in London, wo sie Bronze im Taekwondo holte – warb für die Aktion: „Zusammen haben wir in Arnsberg unser Abitur gemacht. Jetzt studiert Katharina Medizin – und ist eine der ersten Stipendiaten des attraktiven HSK-Medizinstipendiums“, schrieb die Oeventroper Leistungssportlerin Anfang 2013 auf ihrer Facebook-Seite. An Attraktivität hat das Angebot bis heute nichts eingebüßt: „Ich kann das Stipendium empfehlen, es hat mir Sicherheit geboten, und ich bin nicht in meinem Studienort Düsseldorf oder einer anderen Großstadt geblieben, sondern in meiner Heimatstadt Arnsberg“, hofft Katharina Schuh auf viele weitere Nachahmerinnen und Nachahmer.

Was das Stipendium bietet

Was hat das Stipendium denn eigentlich zu bieten? Studentinnen und Studenten im fortgeschrittenen Medizinstudium (nach bestandenem Physikum) erhalten für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren ein monatliches Stipendium in Höhe von 400 bis 500 Euro – je nach persönlichen Voraussetzungen.

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Als Gegenleistung absolvieren sie nach erfolgreicher Ablegung der dritten Ärztlichen Prüfung entweder ihre Weiterbildung zum Facharzt im Hochsauerlandkreis – oder sie werden für die Dauer, über die sie vom Hochsauerlandkreis gefördert wurden, im Kreisgebiet ärztlich tätig, z.B. in einem Krankenhaus, in einer eigenen Niederlassung, in einer Vertragspraxis, in einem MVZ oder beim HSK-Gesundheitsamt.

Im Jahr 2013 wirbt auch Katharinas Schulfreundin, Olympia-Teilnehmerin Helena Fromm (links) für das Stipendium.
Im Jahr 2013 wirbt auch Katharinas Schulfreundin, Olympia-Teilnehmerin Helena Fromm (links) für das Stipendium. © WP | Laura Boucsein

Die Koordination der Weiterbildung übernimmt auf Wunsch „Doktor Job e.V.“ – dieser Verein betreut das Medizinstipendium, Mitglieder sind u. a. der HSK, Krankenhäuser und Arztpraxen. Stipendiaten können Unterstützung und persönliche Betreuung von erfahrenen Mentoren erhalten. Die Zahlen zum „Zehnjährigen“ lesen sich gut:

21 „geförderte“ Ärztinnen und Ärzte sind im HSK nach der Approbation tätig (zwei in einer Praxis, 19 in Krankenhäusern). Zehn von ihnen sind bereits über die Pflichtzeit hinaus beschäftigt. Insgesamt wurden bislang 54 Stipendien vergeben.

18 Studentinnen und Studenten werden aktuell gefördert. „Ein Großteil der Stipendiaten befindet sich momentan noch innerhalb der Verpflichtungszeit bzw. in der Facharztweiterbildung“, berichtet Martin Reuther. 2023 erhielten voraussichtlich fünf Stipendiaten ihre Approbation, 2024 vier weitere, so der Pressesprecher des HSK weiter.

Allerdings zieht nicht jeder „das Ding durch“: Seit 2012 haben zehn Stipendiaten abgebrochen bzw. nicht im Hochsauerland gearbeitet – und die erhaltene Zuwendung zurückgezahlt.

HSK-Landrat Dr. Karl Schneider und Dr. Peter Kleeschulte, ehemaliger Leiter des Kreisgesundheitsamtes und aktuell erster Vorsitzender des Vereins „Doktor Job“, sind sich trotzdem einig: „Die Entscheidung des Kreistags für das Stipendium war richtig, es ist ein Erfolgsmodell geworden, das mittlerweile von anderen kopiert wird.“