Arnsberg. Roza Farashyan aus Arnsberg ist Torten-Künstlerin und hat schon mehrere Urkunden auf Tortenmessen abgeräumt. Warum ihre Torten Kunst sind.

Trüge sie die Chanel-Tasche nicht auf einem Tablett, könnte man fast meinen, sie wäre echt. Doch sie ist essbar: eine Torte. Keine typische Torte, sondern ein echtes Kunstwerk. Detailreich modelliert; sogar die Ledernähte sehen echt aus. „Ich kann mir keine Chanel-Tasche leisten“, scherzt Roza Farashyan, „deshalb habe ich mir selbst eine kreiert.“

Eigentlich war ihr Berufswunsch ein ganz anderer. „Früher träumte ich immer davon, einmal Juristin zu sein“, sagt sie. Doch ihre Familie konnte sich Rozas Studium in Armenien nicht leisten. „Das Geld reichte nur für eine Ausbildung zur Friseurin oder Konditorin.“ Und so legte Roza die Basis ihrer heutigen Kunst - sie absolvierte eine Ausbildung zur Konditorin. Schon in Armenien begann sie damit, ihre Kreationen auch zu verkaufen. „Da gab es keine so strengen Vorgaben wie in Deutschland“, erklärt sie.

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Seit gut 14 Jahren jedoch lebt sie in Deutschland - und musste hier für ihre freiberufliche Tätigkeit als Künstlerin „kämpfen“. Denn anfangs lief es darauf hinaus, dass sie ein Gewerbe als Konditorin inklusive Pflichtmitgliedschaft in der Handwerkskammer anmelden hätte müssen – mit der Unterstützung der Steuerberaterin Annette Schulte-Kersting gelang es ihr dann aber, ihre Kunst auch als solche anzumelden. Nämlich freiberuflich. „Dass man diese Kunst auch essen kann, ist nebensächlich“, sagt sie.

Mit dieser Torte erhielt Roza bei der Internationalen Tortenmesse „Cake Dreams“ im Kahr 2019 in Dortmund die goldene Urkunde in der Kategorie „Beginner“.
Mit dieser Torte erhielt Roza bei der Internationalen Tortenmesse „Cake Dreams“ im Kahr 2019 in Dortmund die goldene Urkunde in der Kategorie „Beginner“. © Privat

Ihr geht es vorwiegend darum, ihrer Kreativität freien Lauf und sich von ihren inneren Gefühlen leiten zu lassen. Das Ergebnis ist so atemberaubend, wie auch deliziös. Denn wenn man sich endlich schweren Herzens dazu durchgerungen hat, das Kunstwerk behutsam anzuschneiden, belohnt es einen mit einem auf der Zunge zergehenden Geschmackserlebnis.

Gold auf der Tortenmesse

Anfangs backte die 38-Jährige ausschließlich für Freunde und Familie. „Wenn ich ein Geschenk brauchte, habe ich eine Torte gemacht“, sagt sie, „viele Menschen haben ja auch alles, was soll man da schenken?“ 2019 wurde der Zonta Club auf die kreativen Torten aufmerksam - und bestellte zum 100-jährigen Jubiläum direkt ein Exemplar im Zonta-Logo-Look. In dem Jahr nahm Roza auch an mehreren Wettbewerben teil.

Besonders stolz zeigt sie sich über die goldene Urkunde der Internationalen Tortenmesse „Cake Dreams“ im März 2019 in Dortmund ebenso wie ihre Auszeichnung „Best in class“. Zwei weitere Urkunden (Lobende Anerkennungen) erarbeitete sie sich dann noch im Mai 2019 auf der Internationalen Tortenmesse „Cake & Bake“ in Essen. Einmal für eine Miniaturtorte und einmal für eine Motivtorte.

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Urkunden und Preise sind jedoch nicht Rozas Motivation, sich des Nachts ans Kreieren zu setzen, während die dreifache Mutter tagsüber natürlich anderes zu tun hat. „Meist arbeite ich nachts. Es macht mir einfach Spaß“, sagt sie. „Besonders toll finde ich Geburtstagstorten für Kinder – dein Kopf schaltet sich aus und du bist in einer anderen Welt. In einer Kinderwelt.“

Rozas Tortenkunst spricht sich rum – allein auf Instagram hat sie mehr als 10.000 Followerinnen und Follower (@rozas_tortenwelt). Die meisten Auftragstorten kreiert sie jedoch, weil zufriedene Kundinnen und Kunden sie weiterempfehlen.

Die „Jack Daniel’s´“-Torte ist sehr akribisch designt. Denn jedes noch so kleine Detail ist handgemacht und essbar.
Die „Jack Daniel’s´“-Torte ist sehr akribisch designt. Denn jedes noch so kleine Detail ist handgemacht und essbar. © Privat

Die „Jack Daniel’s´“-Torte ist sehr akribisch designt. Denn jedes noch so kleine Detail ist handgemacht und essbar.

10 Stunden für eine Rose

Stundenlang sitzt Roza daher in ihrer ganz eigenen kreativen Welt, um einzigartige Kunstwerke herzustellen, die die Herzen ihrer Auftraggeberinnen und Auftraggeber höherschlagen lassen. Für eine essbare Rose, hergestellt aus extrafeinem Esspapier, braucht sie bis zu zehn Stunden.

„Ich muss die verschiedenen Blätter aufmalen, ausschneiden und dann zur Form der Rose zusammenkleben“, sagt Roza. Wird das Kreieren von Torten nicht irgendwann langweilig? Roza liebt es – ihre Augen strahlen bereits, wenn sie nur davon erzählt. Und dennoch: „Zweimal dieselbe Torte mache ich nicht. Das ist langweilig.“