Hüsten. 9 Kinder im Alter von 7 bis 16 Jahren leben aktuell in der Michael-Gruppe des Kinder- und Jugendhauses Marienfrieden. So feiern sie Weihnachten.
„Tatsächlich feiern diesmal alle Kinder mit ihren Familien“, sagt Silvia Loer, „sonst sind immer so ein bis zwei Kinder und Jugendliche auch über die Weihnachtsfeiertage hinweg hier.“ Silvia Loer ist bereits seit 35 Jahren Erzieherin im Kinderheim Marienfrieden in Arnsberg-Hüsten. Sie freut sich darüber, erinnert sie sich doch auch an das ein oder andere eher „irgendwie traurige“ Weihnachtsfest.
Beispielsweise sei in einem Jahr lediglich ein Junge an Heiligabend im Marienfrieden gewesen – alle anderen Kinder und Jugendlichen feierten bei ihren Familien zuhause. Was Silvia Loer auch versuchte, der Junge wollte schlicht und einfach nur zocken. Lediglich das Essen genoss er. Ansonsten habe er in seinem Zimmer gesessen – und sie im Büro. Doch dieses „Bild eines Heiligabends“ ist nicht Normalität.
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Denn die Erzieherinnen und Erzieher des Marienfriedens lassen sich Jahr für Jahr etwas Besonderes einfallen, um den Kindern und Jugendlichen ein schönes Weihnachten zu ermöglichen. Bevor es die Kinder und Jugendlichen in verschiedene Richtungen ziehe, feierten sie ein gemeinsames Fest.
Weihnachtsfeier im Marienfrieden: Kakao, Kekse und Geschichten
Jede Gruppe plane diese Weihnachtsfeier für sich selbst, wie Silvia Loer erklärt. Die Michael-Gruppe feierte direkt am Donnerstagnachmittag, nach Ferienbeginn. Denn bereits am Freitag führen viele Kinder und Jugendliche zu ihren Eltern. Es gibt Kakao, Kekse und Geschichten werden vorgelesen. In weihnachtlicher Atmosphäre.
Der bereits gemeinsam geschmückte Tannenbaum ist ein echter Blickfang – nicht nur für die Kinder. Die eher traditionell geprägte Weihnachtsfeier beginnt im Grunde damit, dass die Kinder zunächst einmal ins Zimmer geschickt werden (denn schließlich braucht das Christkind Ruhe). „Die Bescherung machen wir vor dem Essen“, sagt Silvia Loer schmunzelnd, „die Kinder werden sonst zappelig.“
Die Geschenke für jedes einzelne Kind und jede bzw. jeden einzelne Jugendliche und einzelnen Jugendlichen seien aus dem vorhandenen Budget bezahlt, teils aber auch durch Aktionen wie zum Beispiel den „Wunschbaum“ des Neheimer Jägervereins. Nur so sei es möglich, auch gezielt die Wünsche bis zu einer bestimmten Summe zu erfüllen.
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Nach der Bescherung und dem Essen löse sich die Gemeinsamkeit in der Regel auf, da jede und jeder dann mit seinen Freunden spielen und/oder die Ruhe genießen wolle. Dennoch etwas Besonderes für die Kinder und Jugendlichen.
Ganze Adventszeit etwas Besonderes
„Im Grunde ist die gesamte Adventszeit etwas Besonderes“, sagt Silvia Loer, „wir basteln gemeinsam, backen Kekse, singen, lachen.“So würden auch Briefe an den Weihnachtsmann geschrieben – und in der Regel komme auch der Nikolaus (leider in den letzten Jahren aufgrund Corona nicht möglich). Der gemeinschaftliche Adventskalender sei auch etwas Besonderes. Denn diesen teilen sich die 9 Kinder und Jugendlichen. „Für viele Kinder ist das ein neues Erlebnis“, sagt Silvia Loer. Für viele Kinder sei es das erste Mal, dass sie Weihnachten so erlebten. Denn leider würden viele Kinder diese besinnliche Zeit nicht kennen. Die Eltern der einzelnen Kinder und Jugendlichen werden in die Adventszeit eingebunden.
Insgesamt stehe die Elternarbeit an vorderster Stelle, wie Silvia Loer bestätigt. Denn die gesamte pädagogische Arbeit im Kinder- und Jugendhaus Marienfrieden baut auf Beziehungsarbeit auf. Ob zwischen den Erzieherinnen und Erziehern, zwischen Kindern und Jugendlichen, zwischen Kindern und Erziehern oder eben zwischen Erziehern und Eltern – ohne eine gelungene Zusammenarbeit ist es nicht möglich, dem Kind das zu bieten, was es wirklich braucht. Doch genau darum gehe es ja. „Wenn wir uns zusammen mit den Eltern um das jeweilige Kind kümmern, geht es dem Kind besser“, so Silvia Loer. Und das eben nicht nur zu Weihnachten, sondern das gesamte Jahr über.