Arnsberg. 120 Menschen aus der Ukraine, teils aber auch aus Syrien, Afghanistan und dem Iran freuten sich über das Weihnachtsessen in Arnsberg.
An diesem Abend sollten sich die Gäste einen Moment lang aus der Realität herausziehen. Den sorgenerfüllten Alltag einmal vergessen. Gutes Essen, ein schönes Programm und die Gemeinsamkeit genießen. Gelungen. Und dennoch gab es nachdenkliche, teils traurige Gesichter.
„Wir möchten den Menschen, die es aktuell nicht einfach haben, von Familie, Freunden und Heimat getrennt sind, ein paar schön Stunden bereiten, Hoffnung vermitteln und ein wenig Ablenkung geben“, sagt Arndt Gaube, Mitorganisator. Für die ukrainischen Menschen ist es das erste Weihnachtsfest in Deutschland. Fernab ihrer Heimat. Fernab ihrer Familien.
Genau dieser Zwiespalt ist es, das dem ein oder anderen Gast momentweise das Lächeln entzieht. Schon das einstimmende Klavierkonzert von Daria Novoseletska rührt viele Besucherinnen und Besucher. Alle hören gebannt zu. Teils mit ernsten Gesichtern. Nur zum Applaus kommt das Lächeln zurück.
Weihnachtliches Programm in Arnsberg
Suppe, Nudeln, Fleisch ohne Schwein und einen leckeren Nachtisch - all dies bot das quer durch die Halle duftende Buffet. Und während die Erwachsenen das Festessen und die lockeren Gespräche an den Tischen genossen, begannen die Kinder, querfeldein zu toben. Genau das Richtige, nachdem die Sorgen und Nöte ihrer Mütter und Familien auch an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen sind. An diesem Abend soll die Freude am gemeinsamen Spiel überwiegen.
Für einen riesigen Spaß sorgten auch die Clowns Correggio und Joanes, die plötzlich über die Tische zur Bühne kletterten. Die beiden Clowns hatten ihre aktuelle Tour extra unterbrochen, um an diesem Abend ein Lachen in die jungen und älteren Gesichter zu zaubern. Die Kinder strahlten vor Begeisterung, als das Duo ihre Show auf der Bühne zeigten. Und natürlich zogen sie auch einige der Zuschauerinnen und Zuschauer mit hinein. Ob Groß oder Klein - Correggio und Joanes überzeugten.
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Schon kurz darauf folgte das nächste Highlight. Der Nikolaus kam und brachte den Kindern weihnachtliche Tüten voller Überraschungen mit. Süßes, etwas zum Malen und kleine Spielzeuge. Doch auch die Erwachsenen gingen nicht leer aus. Den krönenden und emotionalen Abschluss brachte der Frauenchor, bestehend aus Ukrainerinnen, die nunmehr nach ihrer Flucht in Sundern leben. „Chervona Kalyna“.
Lachende und weinende Augen
Mit traditionellen Festliedern aus der Ukraine berührten sie die Herzen der Menschen. Zwei ältere Damen, die sichtlich gerade gehen wollten, hielten doch noch am Ausgang inne, drehten sich zur Bühne um und sangen herzhaft mit. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
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„Es ist toll zu sehen, dass Menschen, die noch vor sechs Monaten kaum eine Emotion zeigen konnten, heute hier sind, und mit ihren Kindern lachen“, sagt Olga Dyck. Sie setzt sich seit März dieses Jahres für geflüchtete Menschen aus der Ukraine ein. Unterstützt sie im Alltag. Praktisch, wie auch mental. Sie kennt die Schicksale vieler Menschen an diesem Abend und freut sich daher umso mehr darüber, was das Organisationsteam hier auf die Beine gestellt hat.
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So scheint es allen Gästen zu gehen. Und doch gibt es etwas, was sich ein Gast gewünscht hätte. „Ich hätte mir mehr deutsche Gäste gewünscht“, sagt Radwan, „das ist besser für die Integration. Denn nur so können sich alle kennenlernen und vernetzen.“
Alle Jahre wieder
Das Weihnachtsessen wurde geplant, organisiert und umgesetzt von einer privaten Gruppe: Klaus Wilmes, Andreas und Marina Benfer, Andre Krengel, Peter Keck, Anja Rading, Miguel da Silva und Arndt Gaube. Bereits vor Corona richtete das ehrenamtliche Team solch ähnliche Festessen aus - damals in Form eines Events für Tafel-Kunden in Arnsberg. Während Corona war dies leider nicht möglich.
Das Organisationsteam dankt auch allen anderen Beteiligten, insbesondere Daria Novoseletska, Halyna Pivnenko, den beiden Clowns Correggio und Joanes sowie dem ukrainischen Frauenchor „Chervona Kalyna“ aus Sundern.
Für viele dieser kleinen Familien wird es die einzige Weihnachtsfeier in diesem Jahr bleiben - die einzigen paar Stunden, in denen die Ungewissheit über das Wohlergehen der in der Ukraine verbliebenden Familienmitglieder einmal nicht im Mittelpunkt stehen.