Neheim/Arnsberg. Dr. Johannes Weyer ist Verkehrsexperte aus Menden und hat sich mit dem 46sieben-Lückenschluss intensiv beschäftigt. Seine Forschung vorgestellt!
Eine derart große Diskussion um ein Verkehrsprojekt wie um das Projekt „46sieben“ benötigt immer auch einen Verkehrsexperten. In diesem Fall ist das Prof. Dr. Johannes Weyer. Er ist Seniorprofessor für Nachhaltige Mobilität an der Technischen Universität Dortmund und lebt seit 27 Jahren in Menden. Er selbst könnte also, dachte er, von dem Lückenschlussprojekt profitieren.
Das ist der aktuelle Planungsstand >>>
So kam es, dass er sich in seiner Freizeit mit dem Projekt „46sieben“ beschäftigte und selbst Forschung zum Thema betrieb. Er untersuchte die Fahrtzeiten, die zielgruppenrepräsentative fiktive Personen mit der aktuellen Straßenverbindung auf sich nehmen, wenn sie durch das Sauerland oder aus dem Sauerland heraus pendeln, und prüfte im zweiten Schritt die Veränderung der Fahrtzeiten, wenn der Lückenschluss dann gebaut würde.
Lassen Sie mich eines seiner Beispiele für Sie erklären: Mareike wohnt in Neheim und arbeitet als Zahnarzthelferin in Iserlohn. Aktuell muss Mareike für die kürzeste Fahrtstrecke erst über Hüsten und Lendringsen fahren, bevor sie auf der Bundesstraße 7 nach Iserlohn fahren kann. Dafür braucht sie 35 Minuten bei optimaler Verkehrslage (gemessen nachts um 23 Uhr), 50 Minuten im Berufsverkehr. Mit dem Lückenschluss zwischen Neheim und Iserlohn würde sie direkt auf die Autobahn fahren und könnte bis Iserlohn durchfahren. Dafür würde sie im Optimalfall 30 Minuten, bei Stau 48 Minuten benötigen. Die fiktiven Zahlen sind dabei aus Durchschnittsgeschwindigkeiten auf vergleichbaren Strecken und der gefahrenen Strecke errechnet.
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Das Fazit, welches Dr. Weyer aus seiner Forschung ziehen kann, ist ernüchternd. „Wir haben hier keine Fahrtzeitverbesserung von bis zu 35 Minuten, von denen 2020 berichtet wurde“, erklärt der Seniorprofessor, „Sondern vielmehr eine minimale Verbesserung von maximal acht Minuten weniger Fahrtzeit bei optimalen Verkehrsbedingungen.“
Keine Verbesserung, nur Verlagerung
Natürlich, erklärt er weiter, würde ein Lückenschluss besonders verkehrsbelastete Gebiete in der Umgebung wie zum Beispiel Wickede an der Ruhr entlasten, da der Berufsverkehr dort von den Landstraßen auf die Autobahn verlagert würde. „Aber wir haben hier ein hausgemachtes Problem“, ist er sich sicher. Denn der Verkehr auf den Straßen käme größtenteils aus der Region.
Die lokalen Spediteure sind ganz anderer Meinung >>>
„Wenn der Lückenschluss dann aber gebaut würde, dann haben wir auf der Autobahn nicht nur lokalen Verkehr, sondern auch viel überregionalen Durchgangsverkehr.“ Dieser würde dann die Autobahn zusätzlich belasten und so für Staus sorgen. „Wir reden hier von bis zu 50 Prozent mehr Verkehr,“ macht Dr. Weyer deutlich.
Lückenschluss: Projekt der Vergangenheit
Das Projekt „46sieben“, da ist er sich sicher, ist in der heutigen Zeit nicht mehr umsetzbar. „Das ist ein Projekt der Vergangenheit“, sagt Weyer, dem bei seinem Umzug nach Menden schon gesagt wurde, es würde „bald“ eine Autobahn geben. „Ich dachte, wir wollen in die Zukunft gehen?“
Machen Sie mit bei unserer „46sieben“-Umfrage
Unsere Zeitung hat auf ihrem Internetportal wp.de/arnsberg eine Umfrage zum Lückenschluss-Verkehrsprojekt „46sieben“ gestartet. Teilen auch Sie uns Ihre Meinung mit unter wp.de/umfrage-46.
Gegen den Autobahn-Weiterbau und die Planungen des Lückenschlusses hat sich eine Gruppeninitiative gegründet, die seit Jahren über das Projekt informiert und ihre Positionen vertritt. Info dazu finden Sie unter www.giga46.info.
Geplant wird der A46-Lückenschluss ab Menden als dreispuriger Ausbau der Bundesstraße 7 vom Landesbetrieb Straßen.NRW. Dessen Homepage informiert ausführlich über das Projekt unter www.46sieben.nrw.de.
Die Region hat in seinen Augen sehr viel Potential, es müsse aber bessere Lösungen geben, als noch mehr Autobahnen zu bauen. Vielmehr müsste man sich vielseitig aufstellen: Schienen- und Personennahverkehr ausbauen, auf Nachhaltigkeit setzen. Die Motivation von Weyers Forschung, privat oder an der Universität, ist es, machbare Lösungen für die Zukunft zu finden, auch regional. „Und, das habe ich mir gesagt, ich höre erst auf, wenn ich etwas gefunden habe.“