Neheim. Gabriele David ist neue Schulleiterin der Neheimer Grundschule Müggenberg-Rusch. Im Interview schildert sie ihre Ziele und Vision vom Schulsystem.
Sie hat eine Vision. Eine Vorstellung, wie Schulen aussehen könnten, um Kinder bestmöglich zu fördern. Und sie ist motiviert – trotz Hürden – den Weg in diese Richtung einzuschlagen. Gabriele David ist neue Schulleiterin der Neheimer Grundschule Müggenberg-Rusch. Seit Anfang September leitet sie die Lehrstätte an der Königsbergstraße. Wir haben mit ihr über die Zukunft der Schule gesprochen. Und darüber, was der Beruf für sie persönlich bedeutet.
Hallo Frau David. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Stelle. Wie geht’s Ihnen?
Gabriele David: Sehr gut, danke.
Bevor Sie hier anfingen, waren Sie als Schulleiterin in Duisburg tätig. Was bedeutet nun die neue Aufgabe am Müggenberg für Sie?
Grundschullehrerin war schon immer mein Traumberuf. Dabei sind mir vor allem die Kinder wichtig. Damit meine ich nicht nur ihre Bildung. Auch ihre Erziehung, Stärkung und Förderung zu einem mündigen Bürger. Sie sollen miteinander lernen und über den Tellerrand hinausblicken. In der Grundschule wird dafür der Grundstein gelegt.
Großer Dank gilt Barbara Hennecke
Kürzlich fand die Dienstantrittsfeier der neuen Schulleiterin der Grundschule Müggenberg-Rusch statt. Gabriele David übernimmt die Leitung von Barbara Hennecke, die in den vergangenen Monaten kommissarisch diese Position besetzt hatte.
David dankte ihrer Vorgängerin für die geleistete Arbeit. Hennecke ist seit vielen Jahren an der Grundschule Müggenberg-Rusch tätig und aktuell Klassenlehrerin der 3. und 4. Klasse. Immer wenn es zu einer Vakanz auf der Schulleitungsposition kam, sprang sie ein. In den vergangenen Monaten organisierte Hennecke insbesondere die Integration der ukrainischen Flüchtlingskinder in den Schulbetrieb. Das Kollegium dankte ihr mit einem Blumenstrauß für die engagierte Arbeit.
Zur Begrüßung der neuen Schulleitung waren neben dem gesamten Kollegium der Grundschule Müggenberg-Rusch auch Heidi Appelhans (Stadt Arnsberg, Fachdienstleitung Schulentwicklung), Max Humpe (Vorsitzender des Fördervereins), Elternvertreter, die Vertreterin des Kindergartens Franz Stock sowie Mitarbeitende der Offenen Ganztagsschule und auch der Schulrat des Hochsauerlandkreises Krischan Föckeler zugegen.
Föckeler sprach Hennecke ebenfalls Dank aus und begrüßte David auf ihrer neuen Leitungsstelle. Er verglich in seiner Rede die Schulleitung mit einer Fußballtrainerin. Der Teamgedanke stehe sowohl im Sport als auch in der Schule im Vordergrund. Er schloss seine Rede zur allgemeinen Erheiterung mit einem Zitat des ehemaligen Fußballspielers Thomas „Icke“ Häßler: „In der Schule gab’s für mich Höhen und Tiefen. Die Höhen waren der Fußball.“ Auch die Schülerinnen und Schüler der Grundschule bereicherten die Feier musikalisch.
Was tun Sie dafür?
Die Zusammenarbeit mit dem Elternhaus ist sehr wichtig, alle Parteien wollen wir zusammenbringen. Als Leiterin dieser Schule möchte ich für den Ausbau der vielfältigen Kooperationen sorgen und für gute Einflüsse. Es gibt jede Menge tolle Expertise auf verschiedenen Gebieten. An uns ist es, die Kinder zu bilden und gemeinsam mit ihnen herauszufinden, wie sie in dieser Welt bestehen. Dazu müssen sie lernen, das Gute zu sehen und das andere auszuhalten – die Schule soll ihnen ein sicherer Hafen sein.
>>> Auch lesen: So arbeitet die Schulsozialarbeit in Arnsberg und Sundern!
Mit Grenzen?
Ja. Regeln sind sehr wichtig. Die Dinge müssen gut laufen. Tun sie das nicht, müssen Gespräche gesucht werden. Dann ist es auch sehr wichtig, ein Stopp-Signal zu senden. Auch, um gegen beispielsweise Mobbing vorzugehen. Dazu ist es wichtig, vorbeugend Akzente zu schaffen – mit verschiedenen Programmen, festen Strukturen und Transparenz.
Welche Programme oder Aktionen wird es geben?
Vieles läuft ja schon. Eine Zirkusprojektwoche gibt es schon länger und wird es auch weiterhin geben. Im nächsten Jahr wird auch das Thema Klimaschutz intensiv behandelt. Auch Kooperationen mit Kindertagesstätten halte ich für sehr wichtig. Dazu kommen Altersheime und Büchereien, die sich für eine Zusammenarbeit anbieten würden. Aktionen bei uns im Haus sind ebenfalls in Planung, die Schule wollen wir öffnen – auch, damit die Eltern mehr dabei sein können.
>>> Röhrschule Hüsten gewinnt Arnsberger Umweltpreis!
Vorhin haben Sie Transparenz angesprochen. Wie genau sieht die an einer Grundschule aus?
Transparenz bedeutet für uns, dass wir die Dinge, die hier geschehen, mit anderen teilen und Zusammenhänge darlegen. Häufig beraten wir uns mit der Schulpflegschaft und holen die Meinungen
Außenstehender ein. Niemand soll überrascht werden von unseren Handlungen. Das gilt auch für die Schülerinnen und Schüler. Wir reden mit ihnen über ihre Leistungen und geben ihnen die Möglichkeit zur Reaktion. Konzepte dafür gibt es, diese umzusetzen dauert jedoch. All dies wäre sehr weit geschaut.
Schauen wir mal weit, ganz weit. Wie sieht Ihre theoretische Version einer „perfekten“ Schule aus?
Die ist natürlich nicht möglich (lacht). Optimal wären kleine Klassen, Doppelbesetzungen, gutes Lehrmaterial und gute Klassenräume. Die Räume sollten eingeteilt sein in verschiedene Bereiche – nicht voller Tische. Dazu eine Ganztagsschule, die direkt mit der Grundschule verknüpft ist. Deren Konzept sollte an den Bio-Rhythmus der Kinder angepasst sein. Hier hakt es in der Politik.
>>> Arnsberg und Sundern: Darum appelliert das Jugendamt an uns alle!
Und das bedeutet?
Der Lehrermangel ist groß, die Klassen zu groß. Dazu ist diese Grundschule inklusiv und integrativ – es ist kaum möglich, so viele Kinder optimal zu bilden. Den Lehrermangel gibt es schon lang. Aber es tut sich nichts. Der NC für ein Lehramtsstudium ist immer noch sehr hoch, die Studienplatzzahl ebenso. Dazu kommt die Bezahlung. Heute gibt es nur noch anderthalb statt zwei Jahre Referendariat – das sehe ich sehr kritisch. Die Menschen kommen aus dem Studium und sehen, dass die Realität ganz anders ist. Die angehenden Lehrer müssen so viel auf einmal lernen und teils ganze Tage allein gestalten, in drei Fächern und ohne Unterstützung – wegen des Personalmangels gibt es keine Kapazität. Dort muss sich vieles ändern.
Da muss die Politik ran. Sie können da wenig tun. Was tun Sie im Kleinen, an welcher Stellschraube könne Sie drehen?
Ich kann dafür sorgen, dass unser Team funktioniert und die Atmosphäre stimmt. Dabei habe ich die komplette Schule im Blick. Kinder sind schon immer unser Kerngeschäft. Wir leisten das gleiche wie andere Schulen – aber mit nur fünf Köpfen. Da geht es um Zufriedenheit im Team. Hier kann nicht alles so schnell gehen wie woanders. Wertschätzung und Austausch stehen an erster Stelle.