Arnsberg/Sundern. Die Städte Arnsberg und Sundern investieren Millionen in die Bildung - darunter auch in die Schulsozialarbeit. Wie das Geld angelegt ist:
Montagmorgen, 7.50 Uhr. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 schlurfen zu ihrem Sitzplatz. Vorne am Whiteboard steht Marie Tuschmann, Schulsozialarbeiterin an der Agnes-Wenke-Sekundarschule in Neheim. An diesem Morgen geht es um Suchtprävention. „Wir sprechen heute über das Thema: Rauchen“, sagt sie.
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Heute: Schulsozialarbeit
23. November: Wie die Schulsozialarbeiter in Schulen helfen
25. November: Wenn Kinder nicht mehr zu Hause leben
30. November: Queer-Café der Streetworker
3. Dezember: Was kostet ein Arnsberger Klassenzimmer?
7. Dezember: Kreissporthallen im Sauerland
Sie hält mehrere Fotos in der Hand, die sie nach und nach zeigt. Auf dem ersten Foto sind mehrere Zigarettenstummel auf dem Boden zu sehen. Draußen. Die Kinder springen sofort darauf an. „Das ist Umweltverschmutzung“, sagt ein Junge, „die sind ja giftig.“ „Nicht wirklich gesund, wenn die Tiere das fressen, oder?“, ergänzt Marie Tuschmann.
Sie hält ein weiteres Foto hoch. Kinder, die im Tabakanbau arbeiten. „Kinderarbeit“, sagt derselbe Junge. „Oft fangen die Kinder dann auch selbst schon sehr früh an zu rauchen“, legt die Sozialarbeiterin nach. Im Verlauf der Stunde lernen die Kinder auch noch die giftigen, chemischen Inhaltsstoffe grob kennen, unter anderem Nikotin, Teer, Blei, Nickel und Cadmium - erfahren sogar, in welchen Gegenständen (z.B. Batterien) sich diese Stoffe noch befinden.
Sozialkompetenztraining für jüngere Jahrgänge
Einmal in der Woche findet für die jüngeren Jahrgangsstufen ein Sozialkompetenztraining statt – ebenso wie eine Klassenratsstunde, die ebenfalls durch die Schulsozialarbeiter durchgeführt wird. „Die Kinder können sich auf diese Art und Weise selbst in den Schulalltag einmischen – gewisse Dinge mit- bzw. selbst entscheiden“, sagt Marie Tuschmann, „in der Prävention geht es dann gezielt um bestimmte Themen.“ Diesmal: Rauchen.
Es scheint die Kinder zu interessieren. Nach und nach erzählen sie von ihren eigenen Erfahrungen mit dem blauen Dunst - nicht als aktive Raucherinnen und Raucher, sondern als passive Inhalierende. „Das stinkt“, sagt ein Mädchen. Ein Junge erzählt, dass seine Eltern zwar immer draußen rauchen würden, er jedoch dann nicht neben ihnen stehen könne.
Praktische und anschauliche Prävention
In der kommenden Woche werden die Kinder gemeinsam ein Menschlein malen und jede Körperstelle, die durch die chemischen Verbindungen gekränkt wird, markieren. „Ich bin gespannt, ob sich dann noch freie Stellen am Körper befinden“, schließt Marie Tuchmann die aktuelle Stunde ab.
Marie Tuschmann ist eine von elf städtischen Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern in Arnsberg. Zudem beschäftigt das Land NRW noch weitere acht sozialpädagogische Mitarbeitende sowie das Erzbistum Paderborn an den beiden privaten Gymnasien zwei.
Marie Tuschmann und ihre Kolleginnen bzw. Kollegen kümmern sich selbstverständlich nicht ausschließlich um die Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler, sondern arbeiten umfänglich in gemeinsamer Verantwortung mit den Lehrkräften der jeweiligen Grund- oder weiterführenden Schule, an der sozialen und kulturellen Integration sowie an der individuellen Förderung eines jeden Kindes.
Aufgaben der Schulsozialarbeit
Ein Aufgabenbereich der Schulsozialarbeit ist die allgemeine Beratung der Schülerschaft, der Eltern und der Lehrkräfte. Beispielsweise bieten die Sozialarbeiterinnen der Agnes-Wenke-Sekundarschule in jeder Pause offene Sprechzeiten an. In besonderer Absprache können die Schülerinnen und Schüler auch während der Unterrichtszeit Termine bei der Schulsozialarbeit wahrnehmen. Eltern haben ebenso die Möglichkeit, sich mit den Schulsozialarbeiterinnen in Verbindung zu setzen.
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Beispielsweise bei Erziehungsfragen oder auch in Krisensituationen, Konflikten im schulischen oder auch familiären Kontext. Auch in schwierigeren Lagen, so unter anderem Schulabsentismus, selbstschädigendes Verhalten oder auch psychischen Belastungen sind die Schulsozialarbeiterinnen die richtigen Ansprechpartnerinnen. Sofern der Bedarf besteht und selbstverständlich ausschließlich nach Absprache mit den Eltern und Lehrkräften werden auch weitere unterstützende Hände und Köpfe hinzugezogen oder aber auch außerschulische Hilfsangebote vermittelt.
Beratungsangebot immer freiwillig
Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass das Beratungsangebot der Schulsozialarbeit immer ein freiwilliges Angebot darstellt – und damit auch der absoluten Schweigepflicht unterliegt. Es sei denn, es liegt eine Kindeswohlgefährdung vor.
Wie eingangs beschrieben, führt die Schulsozialarbeit auch Präventions- und Projektarbeiten mit den Schülerinnen und Schülern durch. Aber auch jährlich wiederkehrende, aufeinander aufbauende Projekte. Für jede Jahrgangsstufe werden thematisch geeignete und vor allem relevante Projekte angeboten, so beispielsweise Body & Grips, Sexting und Cyber-Mobbing, Medienprävention oder Durchblick (Umgang mit Geld, die erste eigene Wohnung, Verträge, Fallen im Internet).
Seit 10 Jahren Schulsozialarbeit in Arnsberg
Auf diese Art und Weise versucht die Schulsozialarbeit an der Neheimer Sekundarschule, die Kinder und Jugendlichen bestens auf ihr außerschulisches, zukünftiges Leben vorzubereiten.
„Schulsozialarbeit ist seit 10 Jahren in Arnsberg etabliert und wurde, vor allem von Seiten der Stadt, stetig ausgebaut“, teilt Christian Eckhoff, Familienbüro der Stadt Arnsberg, mit. „Hierbei war es uns wichtig, auch die Grund- und Förderschulen mit einzubeziehen. Mittlerweile ist diese Form der Jugendsozialarbeit an Schulen nicht mehr wegzudenken und wir würden uns freuen, wenn wir durch zusätzliche Landesmittel in die Lage versetzt werden, möglichst allen Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern dieses Angebot, in enger Kooperation mit den Lehrkräften, an bieten zu können.“
Neukonzeption in Sundern
Für die gesamte Schulsozialarbeit in der Stadt Sundern sei eine Neukonzeption, unter Berücksichtigung der geänderten gesetzlichen und der vertraglich vereinbarten Regelungen, vorgesehen, teilt Martin Hustadt, Stadt Sundern, mit.
Im Rahmen eines Landesprogramms stehe der Stadt Sundern eine Vollzeitstelle für Schulsozialarbeit zur Verfügung. Diese Stelle sei inzwischen auch ausgeschrieben und solle so schnell wie möglich besetzt werden. Nach Besetzung der Stelle werde das Jugendamt den Einsatz an ein oder zwei Schulen – mit hoher Wahrscheinlichkeit an Grundschulen – regeln.
Stadt Sundern plant zusätzliche Stelle in der Schulsozialarbeit
Seit vielen Jahren biete die Beratungsstelle des SkF im Auftrag des Jugendamtes in Sundern auch Schulberatungen an. Ein Schulsozialarbeiter des SkF sei an der Hauptschule präsent, biete aber Beratungsgespräche auch an der Realschule und am Gymnasium an. Weitere würden nach Absprache mit den Schulleitungen in den Grundschulen für Gespräche und Beratungen eingesetzt.
An der Hauptschule Sundern sei zudem eine Schulsozialarbeiterin als Mitarbeiterin des Landes eingesetzt. Inzwischen ist die Schulsozialarbeit eine Pflichtleistung der Jugendämter .
Die Stadt Sundern beabsichtigt daher, neben der beschriebenen Schulsozialarbeit des Landes, des SkF und der vertraglich mit dem HSK vereinbarten Stelle, im Jugendamt eine weitere Stelle zu besetzen. Zeitlich geplant ist die Ausschreibung und Besetzung dieser Stelle für das Jahr 2023.