Arnsberg. In der Ratssitzung Arnsberg am Donnerstagabend führten die Parteien eine hitzige Diskussion über die Grimmeschule in Neheim. Was dort geschah:

Erneut wachzurütteln versuchende Plakate in den Händen der Schülerinnen und Schüler der Grimmeschule mit Trillerpfeifen - bereits beim Eintreffen am Campus der Stadtwerke Arnsberg, dem Sitzungsort des Rats am Donnerstagabend, ist sowohl die Anspannung als auch das Interesse am Thema der Grimmeschule ersichtlich.

Auch die Schulleiter Matthias Mörstedt (Grimmeschule) und Jochen Viets (stellv. Schulleiter des Sauerland-Hellweg-Kollegs) waren neben weiteren Besucherinnen und Besuchern des Kollegs anwesend. Denn die SPD hatte im Vorfeld einen Prüfantrag bezüglich der Nutzung der Räumlichkeiten des Sauerland-Hellweg-Kollegs am Berliner Platz gestellt. Sie alle hofften nun auf eine positive Beschlussfassung, die der Grimmeschule ein sachliches Weiterkommen und dem Sauerland-Hellweg-Kolleg ein Beibehalten der Räumlichkeiten ermöglicht.

SPD stellte Prüfantrag: Grimmeschule in Sauerland-Hellweg-Kolleg?

Bereits vor der Ratssitzung hatte Jochen Viets schriftlich zu dem Vorschlag der SPD, die Räumlichkeiten des Sauerland-Hellweg-Kollegs am Berliner Platz für die Grimmeschule zu nutzen, Stellung bezogen - und diese an alle Fraktionen gesandt. Darin enthalten der dringende Hinweis, dass ein Standortwechsel des Sauerland-Hellweg-Kollegs die Schule in ihrer Existenz bedrohe. Sie sei auf eine fußläufige Nähe zum Bahnhof und auf ein ausreichendes, kostenloses Parkplatzangebot angewiesen.

Doch all dies sollte nicht mehr Bestandteil einer Diskussion werden, da bereits am Nachmittag vor der Ratssitzung ein neuer Antrag, genannt „Tischvorlage“, von der CDU und Bündnis 90/ Die Grünen eingereicht wurde. Die einzelnen Punkte darin sind, wie bereits berichtetet, größtenteils am Ende auch zur Abstimmung gekommen.

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Schulstandort der Grimmeschule in Neheim weiter offen

Vorangegangen war jedoch eine knapp zweistündige Diskussionsrunde, in der sich die politische Debatte nach und nach an der Sache selbst, nämlich dem zukünftigen Schulstandort der Grimmeschule einen Schritt näher zu kommen, vorbei entwickelte und teils zu einer zwischenpolitischen Grundsatzdebatte mutierte. Zur Sache:

Wolf Krämer-Mandeau, Geschäftsführer der biregio, eröffnete das Wort im Namen der Schulentwicklung und erklärte zunächst einmal das Zustandekommen der Daten für das Schulentwicklungsgutachten aus Juni 2022. Insbesondere hielt er an der Aussage der Rückläufigkeit der Hauptschule im Allgemeinen fest. „Wir sprechen über die Hauptschule, die nicht mehr die Akzeptanz hat wie früher“, so Krämer-Mandeau, „diese Bewegungen kommen aus sechs Jahren Rückschau auf die Hauptschule selbst“.

Grimmeschule kämpft leidenschaftlich

Diese Einschätzung teilte Peter Blume, CDU und erster stellv. Bürgermeister, nicht. Die nachlassende Akzeptanz sehe er nicht. Die Bedingungen der aktuellen Räumlichkeiten der Grimmeschule seien ihm durchaus bekannt - und er fühle sich verantwortlich. „Die Schule hält sich am Markt und die Bewertungen innerhalb der Qualitätsanalyse sind bemerkenswert“, so Blume, „ich danke dem Grimmeschul-Team für den leidenschaftlichen Kampf. Wir stehen deutlich hinter dieser Schulform. Wir stehen zur Grimmeschule“.

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Auch Verena Verspohl, Die Grünen, nahm Stellung und bezog sich dabei auf die am Nachmittag gemeinsam mit der CDU eingereichte Tischvorlage. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf das geforderte „Ultima Ratio“, das die Grimmeschule, spätestens zum Schuljahr 2024 in die Räume der alten Realschule Neheim an der Goethestraße umziehen lassen würde, sofern sich bis zur nächsten Schulausschusssitzung keine „sinnvolle, machbare und mit den jeweiligen betroffenen Schulleitungen abgestimmte Schulstandortalternative durch eine sogenannte Taskforce mit fachlicher Unterstützung präsentieren ließe.

Verschnaufpause löst politische Debatte

Andreas Posta, SPD, hielt diesen Punkt der Tischvorlage jedoch für widersprüchlich. „Von einer maroden Schule in die nächste marode Schule“, so Posta. Das sei der Grimmeschule nicht zumutbar.

Margit Hieronymus, SPD und 2. Bürgermeisterin der Stadt Arnsberg, ging noch einen Schritt weiter und bezeichnete die Tischvorlage als Augenwischerei.

Letztendlich wurde jedoch nach einer kurzen Verschnaufpause genau diese Tischvorlage in großen Teilen beschlossen - ausgenommen der „erzwungene Umzug“ in die Räumlichkeiten der alten Realschule in Neheim.

Am Freitag teilte Bürgermeister Ralf Paul Bittner dieser Zeitung mit, dass die ergebnisoffene Prüfung bezüglich aller in Betracht kommenden Liegenschaften (Teil des Ratsbeschlusses) bereits in Auftrag gegeben worden sei. Auch zur Einrichtung einer Taskforce seien erste Gespräche geführt worden - positive Rückmeldungen externer Unterstützung durch Experten lägen vor. „Nächste Woche werde ich mich persönlich mit der Schulleitung der Grimmeschule vor Ort treffen“, so Bittner.