Arnsberg. Ein bisschen nervös ist der zwei Meter große und 130 Kilo schwere Schlagersänger schon - es ist sein erstes Interview als „Kanten Kalle“.
„Sauerlända“ heißt der Song, mit dem „Kanten Kalle“ am Freitag, 26. August 2022, auf dem Festival Open Arnsberg die Bühne zum Beben bringen will. Neben 10 weiteren Cover-Songs ist der “Sau-Sau-Sau“-Song etwas ganz Besonderes: Sein erster eigener Song. Und jetzt hält der gelernte Werbetechniker seine eigene CD in der Hand. Mit dieser Zeitung spricht der 32-jährige zweifache Familienvater aus Arnsberg erstmals über seine Musik und seine Ziele.
500 frisch gepresste CDs mit deinem Foto drauf. Wie fühlt sich das an?
Kanten Kalle: Irre. Fühlt sich irre an. Hab´ ja erst vor knapp über einem halben Jahr angefangen. Und jetzt habe ich ´nen eigenen Song.
Liegt dir die Musik im Blut?
Mit 12 oder 13 habe ich schon gesungen. Immer nur für mich - unter der Dusche. Damals habe ich allerdings noch Sprechgesang gemacht. Rap. Ich hatte nie große Ambitionen, damit viele Leute zu erreichen. Das war einfach ein günstiges Hobby. Instrumentale für Rap gibt es kostenlos im Internet. Ich habe mich nie auf ein Genre festgelegt. Ich habe auch Metall gehört. Und Roland Kaiser – ich bin ein großer Fan. Ein Titel muss mich berühren. Wenn er das schafft, dann finde ich den Song einfach gut. Ich bin auch ein großer Fan von Jazz. „Coffee Cold“ von Galt Mac Dermot. Großartiger Song.
Und nun fiel die Entscheidung, selbst Sänger zu werden?
Das ist noch gar nicht so lange her. Ich wurde angesprochen, ob ich nicht für „Sauerlända“ vorsingen wolle. Kiko von Audiofloor und ich kannten uns schon beruflich. Dann ging alles ganz schnell - wir haben Coversongs aus der Schlagerszene aufgenommen und uns gleichzeitig um die Vermarktung des Sauerlända-Songs gekümmert. Und natürlich um den Video-Dreh.
Wie kann man sich einen Videodreh für „Sauerlända“ vorstellen?
Heftige Eskalationsszenen. Am ersten Drehtag waren wir in einer Kellerbar. Da war richtig Abriss. Da gab es nicht eine Sekunde, wo keine Flüssigkeit durch die Gegend flog. Wir hatten ein 30-Liter-Fass – bestimmt die Hälfte ist auf dem Teppich gelandet. Wenn ich mit meinem Sauftrupp, so nennen wir das Team, unterwegs bin, dann ist das wie in einer anderen Welt. Wir haben Spaß und denken nicht an morgen.
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Spielst du auch ein Instrument?
Ich habe zu Hause ein Midi-Keyboard. Aber ich kann keine Noten lesen und so. Alles nach Gefühl. „Freude schöner Götterfunken“ kann ich auf dem Keyword spielen – das war´s aber auch. (lacht)
Singen kann ich besser als Instrumente spielen - auf jeden Fall.
Du bist also der geborene Ballermann-Sänger?
Ich musste mit Erschrecken feststellen, dass diese Malle-Songs gar nicht so einfach zu singen sind. Zumindest nicht für mich. Ich habe eine relativ tiefe Stimme. Wenn es dann darum geht, höhere Töne zu singen, komme ich schnell in den Bruch. Das macht es dann schwierig. Aber ich bin ja unter Profis. Martin, Gesangslehrer, gibt mir dann Tipps und Anweisungen. Und dann funktioniert das Ganze auch.
Am Freitag, 26. August, trittst du beim Open Arnsberg auf. Das ist aber nicht dein erster Auftritt. Wie würdest du dein Bühnen-Debüt beschreiben?
Das war Wahnsinn. Eine Achterbahn der Gefühle. Du bist euphorisiert davon, vor den ganzen Leuten zu stehen. Klar, den Sauerlända-Song kannte keiner zuvor. Trotzdem wurde da getanzt und gejubelt. Da war ein absolutes Chaos in mir. Aber von Mal zu Mal wird das besser. Autogramme und Selfies sind schon ein komisches Gefühl. Ich kenne das ja nicht und habe Autogramme auf Bäuche gegeben, auf Männerbrüste und Oberschenkel. Und eigentlich kannte mich ja keiner. Ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen kann.
Was sind deine Ziele? Wohin soll dich die Musik führen?
Malle! Das aktuelle Ziel ist Malle. Bierkönig oder Megapark. Das wäre klasse, da mal etwas machen zu dürfen. Da liegt noch viel Arbeit vor uns. Aber ich glaube, dass das auch kein unrealistisches Ziel ist. Und die Malle-Stars möchte ich kennenlernen. Ich bin ein großer Fan von Ikke Hüftgold. Lorenz Büffel, Mickie Krause. Ich gucke mir auch immer die V-Logs von Ikke an, die er Backstage macht. Er ist mein Vorbild. Immer gute Laune. Und so fühl ich mich halt auch, wenn ich unterwegs bin.
Und irgendwann möchtest du dann mit Bodyguards auf Tour gehen?
Ich bin zwei Meter groß und wiege 130 Kilo. Wahrscheinlich wäre ich der Bodyguard der Bodyguards. (lacht) Nein, im Ernst: Ich will den bodenständigen Typen verkörpern, der auch lustig mit den Leuten ist. Ich will nicht, dass die Leute irgendwann denken, dass ich voll abgehoben bin. Außerdem bin ich ja auch noch nicht so bekannt. Wobei: Vor einem halben Jahr kannte mich niemand - aber schon jetzt grüßen die Leute mich, wenn sie mich mit meinem „Kanten Kalle“ folierten Bulli durch die Gegend fahren sehen. Wahnsinn. Einfach Wahnsinn.