Sundern/Arnsberg. Heiraten war in der Corona-Pandemie nie verboten. Trotzdem sind Brautpaare verunsichert. Zwei Hochzeitsplanerinnen aus Sundern wollen das ändern.

Der Hochzeitstag: Der Bräutigam steht mit schlotternden Knien vorne auf einer Bühne. Um ihn herum sitzt die Familie, entfernte Verwandte und die engsten Freunde. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet. Doch dann Szenenwechsel. Die Aufmerksamkeit gilt jetzt der Frau im weißen Kleid. Begleitet von ihrem Vater gleitet sie förmlich Richtung Bühne zu ihrem künftigen Ehemann. Es folgen Liebeserklärungen, Ringtausch, Kuss. Alle sind glücklich!

Dieses romantische Bild aus zahlreichen Hollywood-Filmen hat sich in unseren Hochzeitsvorstellungen fest verankert. Was in den glückseligen Momenten nach dem Ja-Wort schnell vergessen wird, sind die Monate der Planung, in denen vor allem Empathie, Kompromissbereitschaft und viel Geduld gefragt sind. Doch die größte Unabwägbarkeit im Sauerland dürfte wohl das Wetter sein: „Man kann zwar auf Sonne hoffen, aber definitiv nicht damit planen“, sagt Sarah Hegener mit einem Augenzwinkern.

Hochzeiten in Arnsberg und Sundern: Verunsicherung wegen Corona-Regeln

Sie ist ausgebildete und zertifizierte Hochzeitsrednerin und -planerin. Von einem Büro in Sundern aus betreibt sie die Agentur „Heiraten mit Landgefühl“. Zwei Jahre Corona-Krise mit erheblichen Umsatzeinbußen in Höhe von etwa 80 Prozent der üblichen Einnahmen liegen hinter ihr. In Gesprächen erfährt sie, dass es einige Fotografen, DJs oder Caterer aufgeben mussten. „Ich hätte es auch nicht geschafft, wenn ich derzeit nicht in Elternzeit wäre“, gibt Sarah Hegener offen zu.

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Aufgrund der unklaren Corona-Lage, mehrmaliger Verschiebungen und teilweise auch Stornierungen der Hochzeit hat das Vertrauen zwischen Planerin und Brautpaaren gelitten. „Das muss jetzt erst wieder wachsen“, meint Sarah Hegener. Ein offener Umgang miteinander sei wichtig, aber ein „Patentrezept“ gebe es nicht. Auf das Jahr 2022 blickt sie hoffnungsvoll. Viele Brautpaare planten derzeit noch spontan ihre Hochzeit für das laufende Jahr, erzählt sie.

Julia Keggenhoff von der Agentur „Traumhochzeit Sauerland“ taucht als Hochzeitsplanerin in die Gefühlswelt des Brautpaares ein.
Julia Keggenhoff von der Agentur „Traumhochzeit Sauerland“ taucht als Hochzeitsplanerin in die Gefühlswelt des Brautpaares ein. © Westfalenpost | Seel Photodesign

So zum Beispiel zwei verliebte Kurzentschlossene, die Julia Keggenhoff mit ihrer Agentur „Traumhochzeit Sauerland“ in Sundern begleitet. Sie hätten sich erst vor wenigen Wochen mit einer Anfrage bei ihr gemeldet und wollten bereits Ende März heiraten. Ambitioniert.

Freie Trauungen in Arnsberg und Sundern werden immer beliebter

Doch die meisten Brautpaare lassen sich mehr Zeit. Für das Jahr 2023 sei das Auftragsbuch bereits gut gefüllt, verrät sie. „Viele Paare streben nach Sicherheit und die begleite ich dann in der Regel länger als ein Jahr bei der Planung“, so Julia Keggenhoff. Sie müsse in die Gefühlswelt eintauchen: In welcher Lebensphase befinden sich Bräutigam und Braut? Denken sie über einen Hauskauf nach? Gibt es einen Kinderwunsch? „Wir sind wie die beste Freundin auf Zeit“, beschreibt sie ihre Arbeit, „wir müssen Ruhe und Zuversicht ausstrahlen“.

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Dafür braucht es professionelle Hochzeitsplanerinnen wie Sarah Hegener und Julia Keggenhoff aus Sundern. Beide bieten für das Sauerland auch sogenannte Freie Trauungen an – also eine Hochzeit unabhängig von einer Konfession und außerhalb des Standesamtes. Hierfür steige die Nachfrage bereits seit einigen Jahren stetig.

Mit Blick auf dieses Jahr sei es aber generell schön, dass wieder mehr Brautpaare eine Hochzeit planten, da sind sich beide einig. Für Verunsicherung sorgen aktuell jedoch steigende Inzidenzzahlen und auch weiterhin unklare Wetterprognosen. „Oft ist es so, dass Hochzeiten am schönsten sind, wenn es vorher einen ordentlichen Regenguss gegeben hat“, meint Sarah Hegener, „denn dann sind alle Gäste drin und es kommt richtig Partystimmung auf“.