Hüsten. Als Geschäftsführerin des Stadtsportverbandes Arnsberg kümmert sich Laura Hieronymus um die Anliegen von 90 Vereinen – auch abends um 22 Uhr.

Es kommt nicht selten vor, dass das Smartphone von Laura Hieronymus am Sonntagabend um 22 Uhr noch klingelt. Während andere dann gemütlich auf dem Sofa liegen und das Wochenende ausklingen lassen, den Gästen in der Polit-Talkshow von Anne Will zuhören, die nächste Netflix-Folge von „Haus des Geldes“ gucken oder im neuen Roman von Juli Zeh eine Seite weiter blättern, läuft die 27-Jährige noch mal zur Höchstform auf.

Laura Hieronymus ist seit 2018 im Vorstand des Stadtsportverbandes Arnsberg (SSV) aktiv und hat als Geschäftsführerin des Dachverbandes der rund 90 organisierten Vereine permanent ein offenes Ohr für die Fragen, Probleme und Ideen der Mitglieder. Für 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche erreichbar sein? Für viele unvorstellbar.

Für Laura Hieronymus aber eine Passion: „Ich weiß nicht, ob es eher ein Fluch oder ein Talent ist, aber ich kann mich für alles begeistern“, sagt sie und betont zugleich, „wenn ich aber keinen Spaß dabei habe, dann finde ich auch keine Zeit dafür“. Sie muss in den Anliegen der Vereinsmitglieder auch immer eine „übergeordnete Aufgabe“ sehen.

Für sie heißt das: „Wenn ich nur das Problem selbst betrachte und mir mein Gehirn zermartere, dann kann ich verrückt werden“, so die 27-Jährige. „Wenn ich mir dann aber klar mache, dass ich dabei einem Verein helfe, der zum Beispiel wunderbare Jugendarbeit leistet, dabei Kinder sozialisiert und dafür sorgt, dass Menschen ihren Weg in die Gesellschaft finden, dann sehe ich das schon in einem größeren Zusammenhang“, beschreibt Laura Hieronymus ihre Arbeit.

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Klar ist aber auch: Ihre Tätigkeit als Geschäftsführerin des Stadtsportverbandes Arnsberg muss sie um ihre anderen Freizeitaktivitäten organisieren. Für Lesen, Kochen oder einen Spaziergang mit dem Hund findet sie aber immer die nötige Zeit. Und auch mit ihrem Beruf bei der Stadt Arnsberg als Stadtinspektoranwärterin im Dualen Studium (Bachelor of Laws bei der HSPV NRW) lässt sich das Engagement bis jetzt gut vereinbaren.

Benedikt Stirnberg, Schatzmeister des SSV, schreibt zu der Nominierung von Laura Hieronymus: „Ihre Vorstandskolleginnen und -kollegen kennen sie als Pragmatikerin. Sie schätzen ihre Zuverlässigkeit, ihre Kreativität und ihre guten Ideen.“ Und weiter heißt es dort: „Sie wissen, dass Laura Hieronymus dort anpackt, wo Arbeit anfällt. Ob es um den Getränkestand, Pressearbeit, Organisationsaufgaben oder Auf- und Abbauarbeiten geht, ist dabei völlig egal.“

Mit diesem unermüdlichen Einsatz will sich die 27-Jährige in der „Männerdomäne Amateursport“ durchsetzen. So der Eindruck. „Frauen werden immer noch unterschätzt“, betont Laura Hieronymus, die sich bereits seit 2012 im Jugendvorstand des Fußballvereins SV Hüsten 09 ehrenamtlich engagiert. Hier im Stadion „Große Wiese“ hat für die gebürtige Hüstenerin alles angefangen – in der Mädchenmannschaft des Vereins.

Laura Hieronymus hat das Förderprogramm „Moderne Sportstätten 2022“ begleitet

Seit ihrer Kindheit spielte sie dort als Torhüterin ehe sie mit etwa 19 Jahren wegen einer Knieverletzung aufhören musste. „Fußball ist mein Herzenssport und wird es auch immer bleiben“, sagt sie und blickt gerne auf die Zeit mit ihren „11 Freundinnen“ zurück – angelehnt an den berühmten Spruch, der dem ehemaligen Nationaltrainer Sepp Herberger zugesprochen wird.

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Ehrenamtlich war Laura Hieronymus also schon früh aktiv. In ihrer bislang größten Aufgabe betreute sie für den Stadtsportverband Arnsberg das landesweite Förderprogramm „Moderne Sportstätten 2022“. In diesem Rahmen seien bis jetzt mehr als eine Millionen Euro für örtliche Sportstätten geflossen. „Eine Aufgabe, die mich noch heute fast täglich mehrere Stunden beschäftigt“, sagt sie.

Für sie dürfen dabei aber nicht die alltäglichen Probleme der rund 90 Arnsberger Vereine untergehen. Sei es die fortschreitende Digitalisierung, die Nachwuchsgewinnung oder eine gesündere Ernährung nach dem Sport. Die Vereine müssen für die Zukunft gewappnet sein – und Laura Hieronymus möchte diesen Weg als Geschäftsführerin des SSV begleiten.

Die Vereinsarbeit sei ein unterschätzter Teil der Gesellschaft, meint die 27-Jährige. Kinder werden in Vereinen sozialisiert, Menschen über Vereine in die Gesellschaft integriert und Konflikte vernünftig ausgetragen. „Wenn man mal an einem Samstagabend um 22 Uhr gemeinsam an einem Getränkestand stand und Bier gezapft hat“, sagt Laura Hieronymus, „dann ist man auf eine andere Art miteinander verbunden“.