Hüsten. Reinhard Schnettler lebt nicht nur in einem Passivhaus, er arbeitet auch in einem. Warum er sich nicht mehr vorstellen kann, wo anders zu wohnen.

Ein Haus, das keine normale Heizungsanlage benötigt, weil es so gut wie keinen Wärmeverlust des Gebäudes gibt – das ist der Kerngedanke eines Passivhauses. Dieses Baukonzept ist damit außerordentlich energiesparend und eine Steigerung zu den bekannten Energieeffizienzhäusern. Eigentümer Reinhard Schnettler aus Hüsten hat gleich zwei Gebäude als Passivhaus gebaut – sein privates Wohnhaus sowie nebenan ein Bürohaus für seine Firma PTS. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt er, wie es ist, in einem so klimaschonenden Haus zu wohnen und er räumt mit Mythen rund um das Passivhaus auf.

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„Das KfW-Energieeffizienzhaus 40 ist nur ein Vorgeschmack auf das, was hier ist. Das ist die absolute Spitze des Energiesparens“, sagt Reinhard Schnettler deutlich. Vor zehn Jahren haben er und seine Frau Christiane ihr Passivhaus zum Wohnen gebaut. 2016 folgte dann der Bau des Bürogebäudes in selber Bauweise. „Damals war das noch kaum Thema und es war schwer, einen Architekten zu finden“, erinnert sich der Unternehmer. Im HSK habe das Paar zu der Zeit kein Architekturbüro für ihr Projekt gefunden, letztendlich setzte ein Architekt aus Hagen das Passivhaus in die Tat um. Heute kann sich Reinhard Schnettler kaum eine andere Weise zu Wohnen vorstellen. „Ich bin ein wenig verdorben für konventionelle Häuser“, scherzt er. Bei Besuchen bei Freunden und Familie merke er oft die Unterschiede – bei ihm zuhause sei es vor allem schalldichter und luftdichter.

Reinhard Schnettler und seine Frau Christiane bereuen es kein Stück ein Passivhaus gebaut zu haben, der Wohnkomfort im Passivhaus sei deutlich höher als in üblichen Bauten. 
Reinhard Schnettler und seine Frau Christiane bereuen es kein Stück ein Passivhaus gebaut zu haben, der Wohnkomfort im Passivhaus sei deutlich höher als in üblichen Bauten.  © Laura Dicke

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Doch was macht ein Passivhaus eigentlich aus? Vereinfacht gesagt, werden in einem Passivhaus die Wärmeverluste durch Fenster, Wände und Dach so stark reduziert, dass das Gebäude ohne eine klassische Heizung auskommen kann. Der Name „Passivhaus“ kommt dadurch, dass ein Großteil der Wärme aus passiven Energiequellen gezogen wird, beispielsweise die Sonneneinstrahlung, Wärme von Menschen oder technischen Geräten.

Laut Definition verbraucht ein Passivhaus damit 90 Prozent weniger Heizwärme als ein Bestandsbau und 75 Prozent weniger als ein Neubau. „Die Isolierung ist bis zu 40 Zentimeter dick, also das was technisch möglich ist. Die Fenster sind fünffach verglast, doch das ist heute oft schon Standard“, erklärt Schnettler. Die Fenster sind außerdem nach der Sonne ausgewählt und ausgerichtet. Im Süden sind große Fenster mit einer elektronischen Verschattung bei zu viel Sonneneinstrahlung und im Norden befinden sich kleinere Fenster.

Regelmäßiger Luftwechsel durch moderne Lüftungsanlage

Das Herzstück des Passivhauses ist jedoch eine hochmoderne Lüftungstechnik. Diese sorgt für einen regelmäßigen Luftwechsel in den Innenräumen und kann die aufgenommen Luft filtern sowie durch einen im Haus integrierten Wärmetauscher abkühlen oder erwärmen. Eine solche Anlage ist in modernen, energieeffizienten Häuser wichtig, da diese, im Vergleich zu zügigen Altbauten, die Luft sowie Luftfeuchtigkeit aufgrund der stärkeren Isolierung kaum noch selbst regulieren können. „Die Lüftungsanlage hat außerdem, gerade zur Corona-Pandemie, ihre Vorteile und sorgt für ein gutes Wohlfühlklima“, so Reinhard Schnettler.

Die Serie „Wohnen im HSK“

Die neue Serie „Wohnen im HSK“ wirft einen Blick auf die aktuellen und zukünftigen Wohnsituationen im HSK.

Bereits erschienen: Ein Überblick über die Baugebiete der Region, ein Serienteil über exklusive Loftwohnungen in Neheim, Expertentipps zum Thema Baufinanzierung sowie Energieeffizienzhaus und Sanierung.

Alle Serien-Folgen im Überblick finden Sie auch online auf www.wp.de/wohnen-hsk.

„Der Mythos, dass man in einem Passivhaus nicht lüften darf stimmt aber nicht. Das Lüften ist kein Problem. Es ist nur in der Theorie nicht notwendig“, so Reinhard Schnettler. Auch, dass keine Heizung vorhanden ist, sei kein Muss in jedem Passivhaus. In Schnettlers Häusern gibt es beispielsweise noch eine kleine Heizungsanlage in Form einer Fußbodenheizung, die über eine elektronische Wärmepumpe läuft.

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Die technische Ausstattung sowie die Baumaterialien sorgen allerdings für einen teureren Bau. Ungefähr zehn Prozent mehr, so meint Reinhard Schnettler, müsse dabei investiert werden. Durch den minimalen Verbrauch sinken jedoch die Nebenkosten. „Als wir unser Haus gebaut haben, war das Energiesparen noch nicht so viel Thema, wie heute. Damals waren auch die CO2-Preise niedriger. Die CO2-Bepreisung wird aber kommen und steigen.“ Ob sich der Bau eines Passivhauses finanziell lohne, kann er nicht allgemein beantworten, es hänge eben vom Energiepreis ab.

Das Ehepaar Schnettler zumindest bereut den Mehraufwand nicht, woanders zu wohnen können sie sich nicht vorstellen. „Letztendlich ist es ein zukunftsfähiges Konzept. Man muss das nachhaltig betrachten. Nur das finanzielle zu sehen wäre kurzfristig gedacht“, sagt der Unternehmer deutlich.