Neheim. Die Stadtbibliothek in Neheim hat neu in der Marktpassage eröffnet. Leiterin Jutta Ludwig erklärt, wie sie sich eine moderne Bücherei vorstellt.

Wenn Jutta Ludwig mit ihrer 14-jährigen Tochter Musik hört, fühlt sich die Leiterin der Stadtbibliothek Arnsberg direkt in ihre eigene Jugend versetzt. Denn dann ertönen wie damals die Klänge von Künstlern wie Pink Floyd, Bob Dylan und „David Bowie, David Bowie und noch mal David Bowie“, wie sie im Gespräch in den neu gestalteten Räumen der Stadtbibliothek in Neheim erzählt.

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Und plötzlich steht Jutta Ludwig wieder in der Disco „Albatros“ in ihrer ehemaligen Heimat Mesum. „Die ‘Trosse’, wie sie von allen nur genannt wurde, hatte einen verruchten Ruf“, schwelgt sie in Erinnerungen, „selbst über die Grenzen des Münsterlandes hinaus“.

Dass die Eltern der Jugendlichen damals den Besuch der Disco untersagten, verschweigt Jutta Ludwig nicht: „Ich bin dann, bis ich 18 Jahre alt war, immer heimlich hingegangen und dann gab es Ärger.“

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Darüber muss sich die Mutter Jutta Ludwig noch keine Sorgen machen. Ihre Tochter sei noch nicht in dem Alter, in dem sie auf Partys zu gehen. Weil die beiden aber den gleichen Musikgeschmack teilen, ist es nicht verwunderlich, dass ihre Tochter bei der Auswahl der Schallplatten geholfen hat, die seit der Neueröffnung im März in der Stadtbibliothek Neheim angeboten werden.

Der neu gestaltete Innenraum der Stadtbibliothek Neheim.
Der neu gestaltete Innenraum der Stadtbibliothek Neheim. © Karin Hillebrand | Karin Hillebrand

Seit einigen Monaten ist die neu gestaltete Bibliothek in der Neheimer Marktpassage wieder für Besucher geöffnet. Wegen des Umbaus waren Jutta Ludwig und ihr Team von Ende 2018 an zeitweise in der Turnhalle der ehemaligen Realschule untergebracht. Und statt eines Basketballkorbs werden nun Medien wie unter anderem Schallplatten, Konsolenspiele, „Tonie-Musikboxen“ und natürlich Bücher in der Stadtbibliothek angeboten.

Stadtbibliothek Neheim: „Onleihe“ wird immer beliebter

„Viele Menschen haben immer noch das Bild einer verstaubten Bibliothek vor Augen“, sagt Jutta Ludwig, „wir wollen aber eine moderne Bibliothek sein“. Doch was heißt das konkret?

Kochbücher und Reiseführer werden gerne ausgeliehen

Trotz des Umzugs und der Corona-Pandemie freut sich Jutta Ludwig, Leiterin der Stadtbibliothek Arnsberg, über „sehr viele Neuanmeldungen“. Sie bemerkt ebenfalls, dass sich das Leseverhalten der Menschen verändert hat. So ersetze die Internetsuche immer mehr den Blick in ein Sachbuch. Kochbücher und Reiseführer werden dagegen häufiger ausgeliehen, sagt sie.

Eine Säule einer zukunftsfähigen Bibliothek ist die Digitalisierung. Ein Angebot, das auch durch die Corona-Pandemie „unverzichtbar“ geworden ist, wie Jutta Ludwig erklärt, ist die „Onleihe“. Digital kann ein Kunde der Stadtbibliothek Arnsberg Bücher, Zeitungen und andere Medien ausleihen.

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Darüber hinaus möchte die Leiterin der Stadtbibliothek vor allem junge Mitglieder über neue Formate gewinnen. In Kooperation mit dem Kinder- und Jugendzentrum Neheim und einem Medienpädagogen veranstaltete die Bibliothek in den Sommerferien einen „Gaming-Workshop“. Über das Spielen an der Konsole sollen die Jugendlichen einen Zugang zur Bibliothek finden. „Jugendliche ab 12 Jahren sind die schwierigste Zielgruppe, weil der Bezug zur Bibliothek abbricht“, sagt Jutta Ludwig.

Deswegen sei für sie ein „vielfältiges Angebot“ wichtig. Künftig möchte Jutta Ludwig die Streaming-Auswahl der Stadtbibliothek erweitern. Sie weiß, wie reizvoll die Angebote der privaten Anbieter sind. Auf dem Smartphone hat sie selbst eine besondere Wiedergabeliste bei einem bekannten Audio-Anbieter abonniert: Dort teilen die Menschen ihre Lieblingssongs miteinander, die sie in der Disco „Albatros“ gehört haben.