Neheim. . Jutta Ludwig tauscht ihren Job in der Mayerschen Buchhandlung gegen die Leitung der Stadtbibliothek. Das sind ihre Pläne.

Viele Leser kennen Jutta Ludwig als Filialleiterin der Mayerschen Buchhandlung – jetzt leitet die Wahl-Neheimerin die Stadtbibliothek. Warum sie sich für den Wechsel entschieden hat und welche Rolle Büchereien im digitalen Zeitalter aus ihrer Sicht noch spielen, erklärt sie im Interview.

Von der Mayerschen zur Stadtbibliothek – warum haben Sie sich für den Wechsel entschieden?

Jutta Ludwig: Ich habe die Filiale zwölf Jahre lang geleitet und es hat mir immer Spaß gemacht. Die Stelle hier war für mich die Chance, beruflich noch einmal etwas anderes zu machen, das aber trotzdem mit Büchern zu tun hat.

Beruf und Hobby

Jutta Ludwig stammt aus dem Münsterland und hat in der Universitätsstadt ihre Ausbildung zur Buchhändlerin absolviert.

Seit 2005 lebt sie in Neheim, wo auch ihre Tochter geboren wurde.

Sie beschäftigt sich nicht nur hauptberuflich mit Büchern, sondern engagiert sich zusätzlich in ihrer Freizeit als Vorsitzende der Literarischen Gesellschaft Arnsberg.

Sehen Sie einen großen Unterschied zwischen dem Verkauf und dem Verleih von Büchern?

Ja und nein. Viele haben vorhergesagt, dass meine Arbeit ganz anders sein würde. In der Stadtbibliothek als städtischer Kultur- und Bildungseinrichtung steht natürlich der öffentliche Auftrag im Vordergrund. Ähnlich ist aber, dass man neue Bücher einkaufen und sich von anderen trennen muss, die nicht mehr gefragt sind. Aktuell zu sein ist auch in der Bibliothek wichtig, etwas anderes kann man sich gar nicht mehr leisten.

Welche Zukunft haben Büchereien in Zeiten elektronischer Medien?

Da tut sich in den Bibliotheken sehr viel und auch bei uns gibt es schon ein breites Angebot. Die Stadtbibliothek weiter ins digitale Zeitalter zu begleiten, ist eine meiner Aufgaben.

Wie und was lesen Sie selbst am liebsten?

Ich habe zwar einen E-Reader, aber ich lese immer noch am liebsten auf Papier. Abends im Bett zu sitzen und zu einem echten Buch zu greifen, es durchblättern zu können und eine Beziehung zum Cover herzustellen, das brauche ich einfach. Ich lese zum Beispiel gerne Seethaler, Wells, Murakami oder Kehlmann, kürzlich zum Beispiel auch Dracula. Aktuell ist das neue Buch von Juli Zeh an der Reihe.

Was suchen die Nutzer der Stadtbibliothek am häufigsten?

Das ist ganz unterschiedlich, gefragt sind alle Genres. Beliebt sind Kinderbücher, weil viele junge Familien herkommen. Mein Ziel ist es, die Angebote für Jugendliche zu stärken, um sie als Leser zu halten, auch wenn die Zeit vorbei ist, in der sie mit ihren Eltern herkommen. Was mich freut ist, dass hier immer Leben ist. Die Büchereien werden nach wie vor gerne genutzt, ob zur klassischen Bücherausleihe, als Treffpunkt oder als Ort zum Zeitung lesen.

Was verbinden Sie persönlich mit Bibliotheken?

Meine Jugend. Die habe ich in der katholischen öffentlichen Bücherei meines Heimatortes im Münsterland verbracht und quasi alles gelesen, was es dort gab. Eine Bibliothek soll auch ein Ort der Begegnung sein. Das wollen wir hier mit entsprechenden Angeboten ausbauen, zum Beispiel Lesungen und Spielenachmittagen. Im kommenden Jahr werden wir uns außerdem am „Makerspace“ im Kaiserhaus beteiligen, einem Schülerlabor zum Thema Licht. Dort stellen wir entsprechende Bücher zur Verfügung und betreiben Netzwerkarbeit mit den Schulen.

Wie sind die drei Standorte der Stadtbibliothek – Arnsberg, Neheim und Hüsten – miteinander vernetzt?

Sie sind schon stark vernetzt, auch die Mitarbeiter arbeiten in Fachteams standortübergreifend. Die Leser können zum Beispiel Medien von einem anderen Standort kommen lassen, wenn das Buch, das sie gerade suchen, nur dort verfügbar ist. Und sie können Medien auch in Arnsberg abgeben, die sie beispielsweise in Neheim geliehen haben.

In Neheim steht bald ein Umzug bevor, wenn die Marktpassage saniert wird. Wie planen Sie aktuell?

Wir werden im Herbst vorübergehend in die Realschule ziehen und wie es aussieht, können wir dort den kompletten Bestand unterbringen.