Arnsberg. Fröndenberg weckt in Arnsberg Erinnerungen an eine Katastrophennacht. Stadt gab kommunales Handlungskonzept für Unwetter-Lagen in Auftrag.

Die Bilder aus Fröndenberg wecken schlimme Erinnerungen an einen Arnsberger Katastrophentag. Vor 14 Jahren am 9. August 2007 ergoss sich der Himmel über der Stadt. Überschwemmungen im Wannetal in Niedereimer richteten große Schäden an, in Bruchhausen starb ein 61-jähriger Mann in seinem überfluteten Keller. „Vor solchen Unwettern kann man sich nicht schützen“, sagt Dieter Hammerschmidt vom Fachbereich Umwelt bei der Stadt Arnsberg. Viel getan wurde aber dennoch und im Herbst soll eine Starkregen-Gefahrenkarte für Arnsberg vorgestellt werden.

Hochwasserschutzkonzept 2015

Seit den Ereignissen von damals hat der Hochwasserschutz in Arnsberg einen besonderen Stellenwert. „Das Thema haben wir auf dem Schirm“, sagt Dieter Hammerschmidt. Bereits im Jahr 2015 wurde ein Hochwasserschutzkonzept verabschiedet. Es formulierte noch offenstehende Maßnahmen, um die Ortschaften vor Überschwemmungen zu schützen.

Was immer gemacht wurde, es sollte helfen gegen ein sogenanntes „hundertjähriges Starkregen-Ereignis“. Für Arnsberg ist das so definiert, dass dann 50 Liter Niederschlag innerhalb einer Stunde pro Quadratmeter fallen. Jetzt in Fröndenberg wurden 140 Liter in zwei Stunden gemessen, damals im Jahr 2007 sogar 80 Liter pro Stunde in Arnsberg. „In Fröndenberg war die Unwetterlinse aber außergewöhnlich groß“, sagt Dieter Hammerschmidt. Daher habe der Regen länger angehalten, was die Wassermassen natürlich erhöht hat. In Arnsberg sind die Fließwege der Gewässer auch bei stärkeren Regentagen bekannt. Eine Starkregen-Gefahrenkarte soll nun aber errechnete Szenarien vorstellen. Ein beauftragtes Ingenieurbüro lässt mit leistungsstarker IT berechnen, was bei welchen Regenmengen an welchen Stellen der Stadt passieren könnte. Berechnet wird dabei sogar ein Szenario mit einem Extremwert von 90 Liter Niederschlag pro Stunde. Die Gefahrenkarte soll im Herbst der Politik vorgestellt werden.

Starkregen-Konzept

Verbunden damit ist ein ebenfalls in Auftrag gegebenes kommunales Starkregen-Konzept. Es soll aufzeigen, wo welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Auch den Immobilienbesitzern in gefährdeten Gebieten sollen Handlungsempfehlungen gegeben werden. Ebenso für das effektive Zusammenspiel von Feuerwehr, technischen Hilfsdiensten, Verwaltung und Notdiensten im Katastrophenfall.

Achillesferse ist Kanalisation

Nicht einbezogen ist die Kanalisation - die wird außen vorgelassen. „Ein Ausbau der Rohre auf 3,90 Durchmesser ist mit vertretbarem Kostenaufwand nicht möglich“, glaubt Dieter Hammerschmidt, „das wollen die Bürger auch nicht bezahlen“. Die Kanäle bleiben beim Starkregen-Extrem also eine Achillesferse des Hochwasserschutzes.

Andere Maßnahmen müssen her oder wurden längst getroffen: Viele Bäche wurden renaturiert und damit aufnahmefähiger für Regen gemacht. Brückenbauwerke wurden ertüchtigt, damit sie sich nicht so schnell zusetzen und gefährliche Stauungen erzeugen können. Vor den Ortslagen wurden zudem Sedimentefangbecken gebaut und Grobrechen in den Bach installiert.

So wird verhindert, dass Schlamm, Sand und Astwerk Kanäle und Bäche verstopfen - genau das kann bei starkem Regen zum Problem werden. Viel bewirkt bei den normalen Starkregentagen hat bereits die an vielen Stellen des Flussverlaufes in Arnsberg durchgeführte Ruhr-Renaturierung, die dem Gewässer viele und ausreichende Fluträume gibt.

Tallagen problematisch

„Das Problem sind die Tallagen“, so Dieter Hammerschmidt. Die in den Seitentälern ebenso wie im Ruhrtal, wo es ebenfalls gefährdete Senken gibt. Eine davon ist die Arnsberger Siedlung Muffrika. Sie wurde im Jahr 2019 erst nach ganz oben auf die Prioritätenliste des Hochwasserschutzkonzepts gesetzt. Die Umsetzung einer Schutzmaßnahme hat sich etwas verzögert. Nach dem letzten nötigen Grundstückserwerb, so Dieter Hammerschmidt, sei der Planungsauftrag bereits raus. Im kommenden Jahr könnten die Maßnahmen zum Schutze von Muffrika voraussichtlich beginnen.

Es ist das Zusammenspiel vieler Maßnahmen. Der erst kürzlich renaturierte Baumbach am Berliner Platz in Hüsten ist so ein Beispiel. Hier wurde das Gewässer nicht nur ökologisch aufgewertet, sondern durch die Renaturierung auch das Kolleg und das Franz-Stock-Gymnasium vor Überschwemmungen geschützt.

Aber eines hat Dieter Hammerschmidt immer im Kopf: Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht - bei einem Unwetter wie nun in Fröndenberg schon gar nicht.