Arnsberg/Hochsauerlandkreis. Mauricio Duarte aus Kolumbien und der Grieche Georgios Axiaris haben das Sauerland besucht. Was sie mitnehmen – und Deutschen raten.

Mauricio Duarte (28) ist weit weg von zu Hause. Mehr als 9000 Kilometer und 17 Stunden Flugzeit trennen ihn von seinem Wohnort Bogotá, der Hauptstadt seines Heimatlandes Kolumbien.

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Doch in diesem Moment schaut der 28-Jährige vom Arnsberger Schlossberg auf die Stadt an der Ruhr. „Ich finde es schön, dass es hier so ruhig ist“, sagt er. Der Schlossberg sei ein guter Erholungsort, vermutet er. So etwas gebe es in seiner Heimatstadt Bogotá mit schätzungsweise mehr als sieben Millionen Einwohnern seiner Meinung nach zu wenig: Öffentliche Plätze, an denen die Menschen entspannen können.

Seit einer Woche ist Mauricio Duarte zu Besuch im Sauerland. Zusammen mit dem aus Griechenland stammenden Georgios Axiaris (24) ist er Stipendiat im Abgeordnetenbüro von FDP-Politiker Carl-Julius Cronenberg.

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Im Rahmen des „Internationalen Parlament-Stipendiums“ (IPS) vergibt der Deutsche Bundestag mit der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Technischen Universität Berlin jährlich etwa 120 Stipendien für junge Hochschulabsolventen aus 42 Nationen.

Carl-Julius Cronenberg ist führendes Mitglied der sogenannten Berichterstattergruppe, die das Programm koordiniert und für die internationalen Austauschtätigkeiten des Bundestages verantwortlich ist. Über die Landesliste der FDP Nordrhein-Westfalen zog der Politiker bei der vergangenen Wahl in den Bundestag ein.

Stipendiaten lernen Cronenbergs Wahlkreis im HSK kennen

Bevor Mauricio Duarte das Stipendium begonnen hat, schloss der 28-Jährige sein Masterstudium der Rechtswissenschaften an der Universität Kiel ab. Nun strebt er eine Promotion an. Seit April arbeiten er und Georgios Axiaris im Abgeordnetenbüro des Arnsbergers Carl-Julius Cronenberg. In dieser Woche stand der Besuch im Sauerland auf dem Programm. „Wir haben gelernt, wie Politik vor Ort im Wahlkreis gemacht wird“, berichtet Georgios Axiaris.

Georgios Axiaris genießt die Sonne auf dem Schlossberg in Arnsberg. Der Stipendiat ist von der Wirtschaft im Sauerland beeindruckt.
Georgios Axiaris genießt die Sonne auf dem Schlossberg in Arnsberg. Der Stipendiat ist von der Wirtschaft im Sauerland beeindruckt. © Westfalenpost | Nicolas Stange

So haben die beiden Stipendiaten den FDP-Politiker beim Besuch des Klosters Oelinghausen begleitet, das durch Bundesmittel saniert werden soll. Sie haben sich Cronenbergs Unternehmen in Müschede angeschaut sowie einen Handwerksbetrieb in Schmallenberg besucht.

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Besonders die wirtschaftliche Kraft des Sauerlandes hat Georgios Axiaris beeindruckt. Denn diese hätte er wegen der für seine Verhältnisse ländlichen Strukturen und vielen Dörfern so nicht erwartet. „Ich bin überrascht, wie gut die Unternehmen hier auch weltweit vernetzt sind.“ Junge Menschen, die in Griechenland ein Studium oder Job beginnen wollen, müssten dafür in Großstädte wie Athen – oder ins Ausland.

Denn auch Georgios Axiaris will nach dem Abschluss seines Studiums der Internationalen Beziehungen in Griechenland einen Master in Deutschland beginnen. Das Stipendium bietet ihm nun einen Einstieg. Er sagt, dass Griechenland beispielsweise vom Sauerland lernen könnte, wie es die Landflucht bekämpfen und junge Menschen halten kann.

Politik in Arnsberg lebt von der Nähe zu den Bürgern

Und auch Mauricio Duarte will das IPS dafür nutzen, die Politik Deutschlands mit der in seinem Heimatland Kolumbien zu vergleichen. Besonders auffällig sei für ihn die Nähe zu den Bürgern. „Ich spüre viel Vertrauen zwischen ihnen und dem Politiker“, sagt er.

Einen Tipp für die deutschen Bürger hat der Kolumbianer aber auch: „Die Menschen sollten lernen, dass man auch trotz Schwierigkeiten glücklich sein kann“, sagt er. Man dürfe nicht immer erwarten, etwas noch Besseres zu bekommen. „Die Menschen sollten mehr in der Gegenwart leben und diese genießen.“

So wie Mauricio Duarte und Georgios Axiaris an diesem sonnigen Tag auf dem Schlossberg in Arnsberg. Für sie ist es der Abschluss ihres einwöchigen Besuchs im Sauerland. Im mitunter stressigen Alltag im Büro eines Bundestagsabgeordneten haben sie eines gelernt: Das auch eine Auszeit immer mal wieder hilfreich sein kann.