Arnsberg/Sundern. Reisebüros in Arnsberg und Sundern in der Krise: Verunsicherte Kunden, dynamische Corona-Infektionslage und noch immer Kampf um Rückerstattungen.

„Die Kunden sind verunsichert und zurückhaltend“. So beschreiben Reisebüros in Arnsberg und Sundern das derzeitige Verbraucherverhalten bei der Urlaubsplanung. Wo immer man hinhört - das Fazit ist eindeutig: die Menschen reisen in diesem Jahr kaum noch oder setzen auf eigene Organisation. „Wir müssen mit dem Gewinn vom letzten Jahr auskommen“, lautet die Aussage des Reisebüros „Seel Tour“.

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Die eigentliche Beschäftigung der Mitarbeiter - nämlich das Buchen neuer Reisen - ist fast vollkommen weggefallen, momentan müsse man sich noch immer darum kümmern, dass die Fluggesellschaften Beträge der Kunden begleichen, da viele Urlaube in diesem Jahr kurzfristig ausfallen mussten. „Die Buchungen für den Herbst lassen sich an den Fingern abzählen“, wird die geringe Nachfrage beschrieben. Auch das „First Reisebüro Arnsberg“ gibt keine besseren Aussichten: „Die Kunden sind super verhalten, es gibt kaum Buchungen“.

Eigenanreise statt Pauschalbuchung

Die vermehrten Deutschlandreisen sorgen dafür, dass die Urlauber durch die Eigenanreise dorthin fahren und nicht auf die Reisebüros angewiesen sind. „Aber selbst die Ferien in Deutschland gehen wieder zurück, das Wetter ist nicht das beste. Normalerweise möchten Urlauber im Herbst noch ein letztes Mal die Wärme genießen“. Vor allem die höheren Preise hier im Lande seien nicht mit denen von Pauschalreisen zu vergleichen.

Im Sommer waren die Zahlen der Inland-Urlauber noch deutlich sehenswerter, mit dem Wechsel der Jahreszeit und den Temperaturen sind diese jedoch immer mehr gesunken. Stephan Hoppe vom „TUI ReiseCenter“ kann diese Entwicklung nur bestätigen: „Es werden auch die großen Städte gemieden. Mit den Masken möchten die Urlauber nicht shoppen gehen und man fühlt sich in Menschenmassen sowieso nicht mehr wohl“, erklärt der Reisekaufmann eine gleichzeitig geringere Urlauberzahl für sonst gefragte Großstadt-Reisen.

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Beratung statt Buchung

Die Kunden sind verunsichert, da sich Infektionszahlen schnell ändern und es somit keine Möglichkeit gibt, Urlaube sicher zu planen. Man könne die Kunden auch verstehen, so Franka Siepmann vom Reisebüro „Reisemarkt am Dom“, deshalb versuche man dort jedem der Kunden zur Seite zu stehen und alle Fragen zu beantworten.

Das einzig Gute: immer mehr Online-Bucher schauen nun in die Reisebüros, da sie sich bessere Beratung erhoffen. Die Informationen der Reiseveranstalter sei online nicht ausreichend, vor allem angesichts von QR-Codes und den verschiedenen Richtlinien würden die Kunden in Arnsberg und Sundern jetzt mehr Wert auf die persönlichen Gespräche legen.

Geschäftsgrundlage entzogen

„Von einem Tag auf den anderen entzog man uns die Geschäftsgrundlage“, erklärte Ernst Hochstein der Mitinhaber der Reiseagentur „El Mundo“ bereits im September. Noch immer sind die Aussichten auf eine Minimierung des finanziellen Schadens nicht gut. Durch Stornierungen der Reisen müssen auch die Provisionen der Tourismuskaufleute zurückgezahlt werden, das bedeutet: deutlich höhere Verluste als die Reisebüros bewältigen können. Und noch immer werden Reisen storniert, umgebucht oder nach hinten verschoben. Die rasante Änderung von Reisewarnungen führt zu Zurückhaltung der Urlauber. „Was heute noch geschlossen ist kann morgen wieder geöffnet sein und anders herum“, erklärt Franka Siepmann.

Corona verändert Nachfrage

Alle Reiseagenturen sind sich einig, dass die Urlauberzahlen und die Nachfrage in den nächsten Monaten wahrscheinlich eher nicht steigen werden. Urlaub während einer Pandemie - eine neue Erfahrung für Kunden und Reisebüros.

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