Arnsberg/Sundern. Corona hat zwar die ganz große Reiselust gedämpft, aber es werden auch wieder Flüge nach Griechenland oder Spanien nachgefragt.
„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“. Dieses Goethe-Wort hat wohl noch nie eine derart große Bedeutung erlangt, wie in der Coronakrise:
Denn aus Angst vor Ansteckung verzichten viele Arnsberger und Sunderner auf großartige Reisen vor allem mit dem Flieger, sondern verbringen ihren Urlaub überwiegend innerhalb der deutschen Grenzen. Und entdecken so plötzlich ihr Heimatland. Dies ergab eine Umfrage unter heimischen Reisebüros.
Katja Sander: „Dass sie in dieser Zeit so reagieren, ist den Menschen nicht zu verdenken“
„Dass sie in dieser Zeit so reagieren, ist den Menschen nicht zu verdenken,“ sagt beispielsweise Katja Sander vom gleichnamigen Reisebüro im Sunderner Ortsteil Hachen. „Ich jedenfalls kann verstehen, dass sie Angst haben.“ Angst vor dem unsichtbaren Virus, das die Welt tiefgreifend verändert hat und wohl noch weiter verändern wird.
Dabei, weiß Katja Sander aus täglichem Erleben, würden die Kunden völlig unterschiedlich reagieren: „Einige haben ihre Buchungen für Spanien, Bulgarien, Griechenland oder Kroatien stehen lassen, andere dagegen haben ihren Urlaub storniert.“
Oder umgebucht - in eben heimische Gefilde oder in die Niederlande. Was allerdings, so Sascha Luig vom Tui ReiseCenter Stephan Hoppe (Arnsberg) spontan nicht so einfach sei. Zumindest für Nord- und Ostsee: „Dort ist es überall recht voll, kurzfristige Buchungen sind daher für diese Ziele sehr schwierig.“
Sascha Luig: „Auch Fliegen geht derzeit wieder“
Zwar seien in diesem Corona-Sommer besonders viele Urlauber mit dem Auto im Inland, im Alpenraum und in Richtung Italien und Kroatien unterwegs, „aber jetzt in den Ferien werden auch durchaus wieder Flüge nach Spanien, Portugal oder Griechenland verlangt,“ sagt Luig.
„Und was dabei sehr wichtig ist: Unsere Kunden sind, das zeigen deren Rückmeldungen, von den Corona-Sicherheitskonzepten vor Ort überzeugt.“ Auch das vielfach kritisierte Chaos an manchen Flughäfen „haben unsere Kunden so nicht bestätigt“. Daher könne er festhalten: „Fliegen geht derzeit wieder.“ Bis auf die großen Fernreisen, die in keinem der befragten Reiseunternehmen eine Rolle spielen.
Franka Siepmann: „Die Menschen möchten gerne reisen, aber sie sind verunsichert“
„Die Menschen möchten gerne ins Ausland reisen, gerade angesichts des bei uns vorherrschenden Wetters,“ hat auch Franka Siepmann vom „Reisebüro am Dom“ in Neheim festgestellt, „Aber sie sind verunsichert und versuchen nun, sich doch zu trauen.“
Immerhin, so Siepmann, könne man gerade jetzt bei Reisen in Länder wie Spanien oder Griechenland sehr gute Schnäppchen machen. „Was besonders für Familien und Paare angesichts des teilweise hohen Preisniveaus an der Inlandküste interessant ist.“
Diese bei Kunden zu bemerkende Verunsicherung, eine Auslandsreise anzutreten, sei teils darin begründet, dass aus manchen Ländern keine klaren und damit gut nachvollziehbaren Aussagen zur den jeweiligen Hygieneregelungen und Corona-SicherheitsApps vorliegen würden. „Daher reagieren viele Menschen angesichts dieser Hürden noch verhalten. Aber wir helfen gerne, diese Hürden zu überwinden,“ sagt Franka Siepmann.
Katja Sander: „Sauerländer sind sehr vernünftige Menschen und wägen sorgfältig ab“
Diese überwiegende Besonnenheit bei der Auswahl von Reisezielen verwundert Katja Sander übrigens nicht: „Die Sauerländer sind eben sehr vernünftige Menschen und wägen meist sorgfältig ab. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass bei den Verstößen am Ballermann gegen die Hygienebestimmungen die wenigsten Menschen aus dem Sauerland beteiligt waren.“
„Die Nachfrage ist definitiv nicht mehr so wie vor Corona“
Worin alle Befragten übereinstimmen, und das ist für die Reisebranche bitter: „Die Nachfrage ist definitiv nicht mehr so wie vor Corona,“ richtet Franka Siepmann den Blick auf die von der Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Auswirkungen für die Anbieter - auch für die heimischen.
Oder, wie es ihre Kollegin Katja Sander mit Galgenhumor formuliert: „Wir Reiseunternehmen sind zum ersten Mal in einer Statistik auf dem ersten Platz. Das waren wir vor Corona noch nie.“
Auf einem ersten Platz allerdings, den eigentlich niemand haben will.